Kölnische Rundschau vom 4. Juni 1949

Entwicklung des Kolpingwerkes

Von Wilhelm Mogge

Der Gründung des Katholischen Gesellenvereins in Köln folgte schon bald die Gründung von Zweigvereinen, zunächst im rheinischen Raum, dann in anderen deutschen Gauen und wenig später auch im Ausland. Wandernde Gesellen trugen auf ihrer Walz die Ideen Kolpings von Ort zu Ort, und wo sie sich auf kürzere oder längere Frist zur Arbeit niederließen, gründeten sie neue Gruppen ihres Verbandes. Adolf Kolping besuchte unermüdlich diese Neugründungen, und nicht wenige bereitete er selbst vor. 1852 reiste er über Innsbruck, Salzburg, Linz, Steyr nach Wien, wo überall neue Vereine entstanden, der auf einer späteren Reise nach Österreich-Ungarn weitere in Triest, Budapest und Agram folgten. Fast gleichzeitig entstehen die ersten Vereine in der Schweiz.

Auch nach Kolpings Tod ging die Entwicklung seiner Gesellenvereine stetig weiter, in Deutschland zunächst gehemmt durch den Kulturkampf, aber dann diese Einbuße sehr schnell wieder einholend. Eine neue Hemmung, besonders auch im Ausland, bedeutete der erste Weltkrieg, dem mehrere auf Vorposten stehende Vereine zum Opfer fielen, so etwa in Brüssel, Paris und London. Zwischen den beiden Kriegen bestanden außer in Deutschland Zentralverbände in Österreich, der Schweiz, in Holland, Ungarn, Rumänien, in Südtirol, der Tschechoslowakei, in Belgien, im Freistaat Danzig, den USA, in Polen, wozu noch einzelne Vereine in Rom, Luxemburg, Brasilien, Stockholm, Madrid und wieder in London kamen.

Der zweite Weltkrieg zerriß nun dieses Netz der Kolpingsfamilien, in vielen Fällen nicht so sehr durch kriegerische Einwirkungen, als vielmehr durch Verbot und Unterdrückung durch die Nazis und später die Bolschewisten.

Ungestört weiterarbeiten konnten die Zentralverbände der Schweiz und der USA. In Österreich wurden die Kolpingsfamilien aufgelöst, erleben aber jetzt einen neuen Aufstieg. Alle Arbeit ist zerstört in Ungarn, Rumänien, Jugoslawien, der Tschechoslowakei, in Danzig. In Südtirol und Belgien haben die Vereine die ersten Schwierigkeiten überwunden. Von Straßburg aus scheint sich das Kolpingwerk jetzt in Frankreich Neuland zu erobern, obwohl der Verein nicht mehr besteht. In Holland und Luxemburg sind die Verhältnisse noch nicht ganz übersichtlich. Die Vereine und Häuser in Rom, Madrid und London stehen auch auf der Verlustliste, dagegen ist nicht alles Leben in Brasilien und Argentinien erloschen.

Der deutsche Zentralverband, der immer den größten Teil der Mitglieder des Kolpingwerkes stellte, erlitt durch Kriegseinwirkung starke Verluste. Viel Kolpingssöhne kehrten nicht in die Heimat zurück, zahlreiche Gesellenhäuser wurden ein Opfer der Bomben. Ein direktes Verbot wurde nicht ausgesprochen, obwohl die Arbeit an manchen Orten eingestellt werden mußte. Doch ergaben sich nach dem Zusammenbruch sofort Anknüpfungspunkte für den Neuaufbau. Der Vorkriegsstand an Mitgliedern ist bereits erreicht, und auch die Kolpinghäuser erstehen allerorten neu.

Das Band zwischen den Zentralverbänden und den einzelnen Vereinen wird auf dem Kölner Kolpingtag neue Stärkung erfahren zum Segen für das gesamte Werk.

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