Kölnische Rundschau vom 3. Juli 1948

Gemeindeväter fuhren ins Bergwerk

Auf Schacht Etzweiler

Buir. Im Westen grenzt die Gemeinde an die neue Braunkohlenindustrie von Schacht Etzweiler. Der Betrieb, der im Untertagebau arbeitet, hat sich so mächtig ausgebreitet, daß nun auch die Verwaltung an seiner Ausdehnung Interesse hat. Gerade die vorwiegend landwirtschaftlichen Gemeinden Buir und Manheim begrüßen die Industrialisierung und legen Wert darauf, die überschüssig anfallenden Arbeitskräfte dem neu zu bauenden Werk zuzuführen. Das dürfte auch gemeindepolitisch von großem Vorteil sein.

Dieser Gedanke wurde dieser Tage von der Werkleitung aufgegriffen, indem sie die Gemeinderäte von Buir und Manheim zu einer Besichtigung der Anlagen einlud. Weiterhin verfolgte diese Besichtigung auch noch den Zweck, das in vielen Bevölkerungskreisen bestehende Mißtrauen gegen die Industrie zu zerstreuen und ein gutes Verhältnis zwischen den Eingesessenen und der Gemeindeverwaltung anzubahnen. Außer den Gemeindevertretern nahmen hieran noch der Amtsbürgermeister, der Amtsdirektor, Amtsinspektor, der Kreisbaurat und ein Vertreter der Regierung teil.

Bergingenieur Schmiedel erläuterte in seinem Vortrag den Zweck der Anlagen. Er hob hervor, daß die in der Nähe liegenden, im Tagebau befindlichen Braunkohlenfelder ihrer Erschöpfung entgegengehen. Mittel und Wege müßten gefunden werden, um andere Möglichkeiten zur Hebung der tief gelegenen Braunkohle zu schaffen. Der Schacht I ist bereits fertiggestellt und hat eine Tiefe von 324 Meter. Mit dem Bau des Schachtes II ist begonnen worden; er wird im sogenannten „Gefrierverfahren“ errichtet, d.h.: die in einem gewissen Umkreis angebrachten Röhren werden in die Erde getrieben und das Erdreich dauernd unter Frost gehalten, um so während des Abteufens das Wasser fernzuhalten. Der Untertagebau dieses Unternehmens ist bereits mächtig vorangetrieben.

Die Probeeinfahrt bei Schacht I ging bis zur Sohle. An der Einfahrt konnte nur eine kleine Abordnung der Vertreter teilnehmen, weil die Förderanlage noch nicht fertiggestellt und daher für einen Großbetrieb nicht eingerichtet ist. Zurzeit sind bei den Neuanlagen 100 Arbeiter beschäftigt.

Direktor Dr. Schmitz von der Werkleitung gab im Tagesraum seiner Freude Ausdruck, daß auch die Gemeindepolitiker Interesse an dieser neuen Braunkohlenindustrie zeigten. Er wünsche zwischen Verwaltung und Bevölkerung ein gutes Zusammenarbeiten.

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