Kölnische Rundschau vom 3. Januar 1948

Schloß Bedburg soll wiedererstehen

Bedburg. Am Schloß Bedburg, der ehemaligen Rheinischen Ritterakademie, sind die letzen Kriegswirren des Jahres 1945, nicht ohne Beschädigungen anzurichten, vorübergegangen. Bomben und Artillerietreffer haben das Bauwerk stark mitgenommen, und leider muß gesagt werden, daß nachher noch unverantwortliche Menschen ein übriges getan haben, zu der Vernichtung großer materieller und ideeller Werte beizutragen. Ein Stück bitterer Heimatgeschichte ist mit Schloß Bedburg verbunden. Es ist zu verstehen, daß die Bedburger mit Stolz an „ihrem“ Schloß hängen und wünschen, daß es recht bald wieder in der ursprünglichen Form erstehe.

Die Sorge um die Kriegsopfer veranlaßte den Caritasverband für die Erzdiözese Köln im Jahre 1946, in den Räumen des Schlosses ein Umschulungsheim für Kriegsversehrte einzurichten. Dank des Entgegenkommens der Gewerkschaft Neurath, der Besitzerin dieses Hauses, kamen die Vorverhandlungen schnell zu einem befriedigenden Ergebnis. Nun konnte man, soweit es die beschränkten Möglichkeiten gestatteten, zur Wiederherstellung, d.h. zu einem zweckgebundenen Umbau, schreiten.

Besonders stark in Mitleidenschaft gezogen war der Dachstuhl über dem Rittersaal und dem anschließenden Südturm. Auch das Dach über dem Südwestflügel, dem Haupteingang, war stark in seinem Bestand gefährdet. Bei dem Versuch, den Dachstuhl des Südturms zu sichern, stürzte das Holzwerk vollends ein. Doch wurden die wundervollen mittelalterlichen Dachbinderkonstruktionen vorher maßstäblich und fotografisch festgehalten. Mit den hieraus anfallenden brauchbaren Holzteilen wurde das Südwestflügeldach repariert.

Es braucht nicht viel über bautechnische Dinge gesagt zu werden, doch kann verraten werden, daß man bei den beteiligten Behördenstellen weitgehendes Entgegenkommen und volles Verständnis fand. Viel Ärger und Mühe, manche Vorsprache bei höchsten Stellen, umfangreiche Vorarbeiten waren erforderlich, um endlich eine Baugenehmigung zu erhalten. Besonders muß darauf hingewiesen werden, daß keine vollständigen Bauaufnahmen bestanden. Sie mußten erst in schwieriger Kleinarbeit zusammengesucht, aufgemessen und aufgetragen werden.



Um Holz zu sparen, waren ursprünglich eiserne Dachbinder vorgesehen, wozu allein rund 30 Tonnen Stahl benötigt worden wären. Wenn man bedenkt, daß für den Denkmalschutz in der damaligen Provinz Nordrheinland nur 10 Tonnen Stahl je Quartal verfügbar waren, kann man die Einstellung der englischen Stellen verstehen, für Bedburg von einer Zuteilung abzusehen, zumal mit einer Teillieferung nicht gedient gewesen wäre. Die anschließenden Versuche, eine Dachbinderkonstruktion aus Beschußholz oder aus Hartholz herzustellen scheiterten ebenfalls. Nun aber ist mit Sicherheit damit zu rechnen, daß ein Stahlrohrdachbinder als Haupttragekonstruktion errichtet wird, und sobald auch das zugesagte restliche Holz eintrifft, wird man im Laufe des Jahres 1948 auf die Sicherung des Südostflügels und des Südturmes hoffen können. Durch die dauernden Einwirkungen der Witterung haben allerdings die inneren Konstruktionen erheblich gelitten. Granatsplitter durchlöcherten auch alle anderen Dachteile fast wie Siebe, und es bedurfte erheblicher Aufwendungen, sie mit dem geringen Material wieder einigermaßen herzustellen, in dieser Hinsicht ist noch sehr viel Arbeit zu leisten.

Bei der Erneuerung der Mauer- und Putzschäden ergaben sich an dem kranken Bauwerk stets neue Überraschungen in konstruktiver Hinsicht. Früher hatten alle Fenster Bleiverglasungen. Die oberen Fensterteile besitzen keine Holzrahmen, da die bleiverglasten Teile - wie bei alten Bauwerken üblich - unmittelbar in die Werksteingewände eingesetzt waren. Die Neuanbringung von Holzfensterrahmen scheiterte an dem nicht verfügbaren geeigneten Holz, und schließlich wäre hierdurch der erstrebte Eindruck gestört worden. In mühsamer Arbeit wurden deshalb alle noch so kleinen Bleireste gesammelt und zu neuer Bleiverglasung zusammengefügt. Allerdings mangelt es noch an dem stilgerechten Antikglas. Doch wurden die vorhandenen Reste in einigen Fenstern wieder verwendet; die übrigen erhielten Bleiverglasungen aus Resten von Ornamentklar- und Rohglas.

Bei der Besetzung sind in verschiedenen Räumen Brände ausgebrochen, die besonders das Holzwerk stark in Mitleidenschaft gezogen haben. Die Ausführung von Schreinerarbeiten bereitete besonders viel Kopfzerbrechen, zumal das nötige Holz für eine gründliche Überholung gänzlich fehlte. So wurde jedes kleine Stückchen Holz gesammelt und in mühsamer Flickarbeit wieder verwendet.

Besondere Sorgfalt galt den herrlichen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts stammenden und im Jahre 1922 wiederhergestellten Säulenarkaden im Innenhof. Allerdings sind sie in ihrer reinen Form durch den Einbau des Nordwesttreppenhauses im Jahre 1850 stark beeinträchtigt worden; damals wurden sie unverständlicherweise teilweise eingemauert. Während des letzten Krieges sind einige Felder, um sie vor Bombensplittern zu schützen, zugemauert und mit Holzfensterrahmen versehen worden. Hierdurch ist der 1922 angestrebte Eindruck stark gestört. Bei der heutigen Materialverknappung muß von einer gänzlichen Öffnung und Freilegung dieser Arkaden vorerst abgesehen werden. Doch ist auch hier das Ziel, wieder den alten, schöneren Eindruck zu gewinnen, nicht zurückgestellt. Das gleiche gilt von den äußeren Fensterläden.

Bei aller zeitbedingten Sparsamkeit bei der Wiederherstellung war stets oberster Grundsatz, zuerst einmal den baulichen Bestand zu retten und bei den Erneuerungsarbeiten in möglichst bester konstruktiver Weise den herrlichen alten und allen liebgewordenen Eindruck zu erhalten, andererseits alle nur der äußerlichen Schönheit dienenden Arbeiten zurückzustellen. Wir hoffen, daß in diesem Jahre mit Hilfe aller Behördenstellen weitere Jahre mit Hilfe aller Behördenstellen weitere Fortschritte an diesem Wahrzeichen des Erftlandes gemacht werden.

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