Kölnische Rundschau Beilage vom 3. Oktober 1947




3 Städtchen an der Erft

Die rund 70.000 Einwohner des Kreises Bergheim wohnen in zahlreichen Ämtern, Gemeinden und Städtchen. Bis in die jüngste Gegenwart zählte keines davon mehr als 6.000-7.000 Einwohner, so daß der ländliche Charakter des Kreises auch in seinem Siedlungsbild rein bewahrt blieb.

Bergheim, Bedburg und Kaster, in der Geschichte als Jülich'sche oder Kurkölnische Städte bekannt und berühmt geworden, reihen sich wie Perlen die Ufer der unteren Erft entlang. Einige Daten aus ihrer wechselvollen Geschichte werden gewiß Interesse finden.


Bergheim

Die heutige Kreisstadt und einstige Jülich'sche Amtsstadt Bergheim, die dem ganzen Kreise den Namen gab, nennt sich seit vielen Jahrhunderten schon Stadt, und sie hat auch immer, von einer kurzen Unterbrechung in der Wilhelminischen Zeit abgesehen, das Recht zur Führung eines Stadtwappens besessen. Bergheim früheste uns bekannte urkundliche Erwähnung erfolgt in einer Urkunde vom 29. Oktober 1317: „burg ind stat von Bergheym“. Wie bei Kaster und den meisten Städten des alten Herzogtums Jülich - Euskirchen und Münstereifel ausgenommen - ist uns das Jahr der Stadterhebung nicht bekannt. Wir wissen nur, daß sie vor 1317 erfolgt ist.

Auf dem Siegel einer Urkunde von 1361 finden wir das Bergheimer Stadtwappen: Die Ringmauer einer Stadt mit Toren und Türmen. In der Mitte den Wappenschild mit dem Jülicher Löwen.

Bergheims erste Stadtbefestigung fällt ins 14. und 15. Jahrhundert. Heute noch erhaltene umfangreiche Mauerreste zeigen, daß sie in verhältnismäßig kleinem Maßstab durchgeführt wurde, während die von Pasqualini in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtete Wallbefestigung in ihren Überresten wesentlich imposanter wirkt. Der wuchtige Torbau des Aachener Tores, einzelne Bastionen, malerische Giebel- und Fachwerkbauten verleihen dem Stadtbild noch heute historisches Gepräge. Das südlich gelegene Kölner Tor wurde 1876/77 abgebrochen.

Das heutige Städtchen Bergheim umfaßt unter diesem Namen seit Juli 1872 die früheren Ortschaften Bergheim und Bergheimerdorf. Früher war der Wolfshof zwischen ihnen die Grenze, dagegen zählten noch Teile von Zieverich und Thorr zur Stadtbürgerschaft.


Bedburg
Im Gegensatz zu Bergheim und Kaste war Bedburg ein Lehen der Erzbischöfe von Köln. Nachweisbar ist diese Lehensabhängigkeit erst seit dem 13. Jahrhundert, doch ist sie wahrscheinlich schon sehr viel älter. 893 wird „Betbure“ zuerst in einem Güterverzeichnis der Abtei Prüm erwähnt. 1140 begegnet uns ein erster Herr von Bedburg in Ludolfus des Bethbure. 1225 sind diese Herren von Bedburg bereits ausgestorben, und an ihre Stelle treten die Grafen von Reifferscheid. Da Bedburg im 13. Jahrhundert zu Jülich gegen Kurköln hielt, wurde es wiederholt durch Kölner Erzbischöfe, so den von Hochstaden und den Westerburger, erobert, 1291 aber aufs neue durch Kurköln an die von Reifferscheid verliehen. 1403 kam Bedburg im Erbgang an die Grafen von Neuenahr, 1442 an die Herren von Mörs, und im „Kölner Krieg“, den Adolf von Neuenahr, der dann Ansprüche auf Bedburg gegen Kurköln führte, wurde Bedburg 1588 durch den Kölner Kurfürsten Ernst von Wittelsbach dem Grafen Werner von Salm-Reifferscheid als Lehen verliehen. Bis zum Ende des alten Reiches, fast zwei Jahrhunderte lang, währte nun ein Rechtsstreit um den Besitz von Schloß und Stadt Bedburg zwischen den Erben des Neuenahrers und den Salm-Reifferscheidern, die sich im Besitz Bedburgs behaupteten.

Im Dreißigjährigen Kriegs wurde Bedburg zu mehr als zwei Dritteln in Trümmer gelegt. Auch Kirche und Kloster wurden zerstört, während das Schloß in etwa verschont blieb. In den Kriegen Ludwigs des XIV. litt Bedburg 1673 schwer durch Brandschatzungen.

1794 fielen Stadt und Herrschaft Bedburg mit dem linken Rheinufer an Frankreich. 1839 wurde das Schloß von der Genossenschaft des rheinischen ritterbürtigen Adels aus preußischem Besitz erworben und 1842 als Ritterakademie eröffnet. 80 Jahre lang diente das Schloß nun dem rheinischen Adel als Schule, bis es 1922 von der „Union“ Rheinische Braunkohle gekauft und in den folgenden Jahren erfolgreich in der alten historischen Schönheit wiederhergestellt wurde.
In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte Bedburg dann einen erfolgreichen wirtschaftlichen und industriellen Aufschwung zu dem die Eisenbahnlinien Neuss - Düren (1870), Bedburg - Jülich und Bedburg - Horrem sowie die 1873 entstandene Bedburger Wollindustrie, die 1883 gebaute Zuckerfabrik, die größte Bauernfabrik des Westens, und die 1897 eröffneten Rheinischen Linoleumwerke wesentlich beitrugen.


Kaster
Kaster, über dessen Gründung und Entstehung wir nur wissen, daß sie schon früh zur Römerzeit erfolgte wird 1148 zum erstenmal genannt. Schon zur Römerzeit führten wichtige Heer- und Handelsstraßen bei Kaster über die Erft, die von Köln nach Roermond, die von Neuß nach Zülpich und weiter nach Reims, und eine solche von Jülich. - Schon 1231 stehen die Ritter von Kaster im Lehensverhältnis zu den Grafen von Jülich. In der Folge hat Kaster stets das Schicksals Jülich geteilt. Um 1260 starben die Ritter von Kaster aus, dieses selbst fiel als Reichslehen an die Grafen von Jülich.
Unter Rudolf von Habsburg wurde Kaster jedoch Reichslehen, später aber wiederum Jülich übertragen. Um 1300 wurde Kaster Hauptort des Jülichschen Amtes. 64 Orte wurden ihm mit der Zeit unterstellt. Seit Gerhard von Jülich wurde es sogar Witweensitz der Gräfinnen und später der Herzoginnen von Jülich. So entstand aus dem einstigen Burgflecken ein für damalige Zeiten großes Dorf, das uns erst 1369 erstmalig in einer Urkunde als „Stadt“ begegnet. Es ist jedoch anzunehmen, daß ihm die Stadtrechte bereits sehr bald nach 1300 verliehen wurden. Doch hat Kaster durch alle Jahrhunderte seinen dörflichen Charakter bewahrt, auch, nachdem es um die Mitte des 14. Jahrhunderts eine Stadtmauer erhalten hatte. Als vorgeschobener Platz des Landes Jülich und als starke Grenzfestigung gegen Kurköln hatte Kaster das ganze Mittelalter hindurch hohe Bedeutung.

Am 17. April 1624 äscherte ein unversehens ausbrechender „hochschädlicher und schrecklicher“ Brand die Stadt vollständig ein. So kommt es, daß heute die ältesten Häuser nur bis in die Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege zurückgehen. Nur das Schloß, das außerhalb der Stadtmauern lag, blieb von den Flammen verschont. 1648 wurde aber auch dieses im Kampfe zwischen Hessen und Kaiserlichen vollständig zerstört. Die französische Revolution nahm dem Städtchen auch seine bisherige Bedeutung als Mittelpunkt eines großen Amtes. Mit nur wenig mehr als 550 Einwohnern (1935) bietet Kaster heute das malerische Bild eines alten historischen Ortes mit Schloß, Stadtbefestigung, Türmen und Toren.

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