Kölnische Rundschau vom 31. Januar 1950

Heimische Fischverarbeitungsindustrie


Kenten. Neben den in unserem Kreise bekannten Großindustrien finden wir auch kleinere Unternehmen, die nach außen hin den meisten Kreisbewohnern unbekannt sind. Mancher Kreisbewohner wird oft auf dem Rangiergleise des Bergheimer Bahnhofs verschiedene Waggons mit der Aufschrift - Hamburg Frischfisch - gesehen und sich gefragt haben, was wohl mit den riesigen Fischladungen geschehen mag. Nicht mehr allzuoft werden diese Fischladungen verfrachtet, denn sie kommen nach Kenten und werden im Fischverarbeitungsbetrieb Stemmler zu Bratheringen, Rollmöpsen und Fischkonserven verarbeitet.

Der Öffentlichkeit verborgen, hinter einer zweiten Toreinfahrt, finden wir den eigentlichen Verarbeitungsbetrieb, und nur der Fischgeruch wird manchen Passanten der Hauptstraße in Kenten zum Nachdenken bewogen haben. Bei diesem Betrieb handelt es sich um ein Kölner Unternehmen, das durch das Kriegsgeschehen in unseren Kreis verschlagen wurde. Kurz nach dem Kriege begann der Unternehmer seinen Betrieb aufzubauen, und jetzt schon ist er mi den modernsten Maschinen ausgestattet.

Die Fischindustrie Stemmler ist das einzige Unternehmen dieser Art in unserem Kreis. Mit den hergestellten Fischerzeugnissen wird die Kreisbevölkerung, aber auch weite Kreise über unseren Bezirk hinaus versorgt. Jetzt, in der kalten Jahreszeit, herrscht Hochbetrieb bei der Verarbeitung der Frischfische. Sobald eine Fischladung in Bergheim eingetroffen ist, wird sie in aller Eile zum Verarbeitungsbetrieb abgefahren. Vor der eigentlichen Verarbeitungshalle finden wir die Frischfische in großen Haufen aufgeschichtet und mit Blockeis von oben abgedeckt. Dann beginnen fleißige Frauenhände sich zu regen, denn zuerst wird Fisch um Fisch einer gründlichen Reinigung und einer anschließenden Wässerung unterzogen. Das Entgräten der Fische geschieht durch neuartige, zeitsparende Maschinen. Alsdann werden die Fische in der peinlich sauberen Verarbeitungshalle weiter verarbeitet. Und wieder regen sich fleißige Frauen, die in zierlicher weißer Bekleidung die Halle bevölkern. Hier werden Bismarckheringe verpackt und dort werden Bratheringe in mächtigen Bratanlagen schmackhaft zubereitet.

So gibt es wohl noch viele Kleinbetriebe in unserem Kreise, die nach außen hin kaum in Erscheinung treten, aber dennoch mitwirken an der wirtschaftlichen Gestaltung unseres Kreises.

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