Kölnische Rundschau vom 26. November 1946

Kritische Lage im Kreise

Die kritische Lage, in der sich auch der Kreis Bergheim befindet, insbesondere auf dem Gebiet der Ernährung und Versorgung der Bevölkerung mit Hausbrandkohle, war Gegenstand ausführlicher und zum Teil recht besorgter Betrachtungen, die Landrat Even dieser Tage unserem Kreis-Mitarbeiter gewährte.

Landrat und Kreisverwaltung haben den Hauptwert ihrer Arbeit stets auf die Ernährung gelegen. Die Mengen, die von Bonn aus aufgerufen wurden, hat die Bevölkerung erhalten. Auf die Erhöhung der Rationen hat die Kreisführung nie Einfluß gehabt, da dies das Landesernährungsamt bestimmte. Landrat und Kreisverwaltung sind häufig beim Kreiskommandanten vorstellig geworden und haben auf die Not und das Elend unserer Heimat hingewiesen. In ihrer Anwesenheit hat Oberstleutnant Hoppe sich wiederholt mit höheren Militärstellen in Verbindung gesetzt und ist ehrlich bemüht gewesen, auch für unsere Gegend zusätzliche Einfuhr von Lebensmitteln zu erreichen. Auf seine Veranlassung hin ist ein höherer britischer Offizier im Kreise gewesen, dem ebenfalls die Einfuhr von Lebensmitteln dringend nahegelegt wurde, bevor sich eine Katastrophe im Erftland breitmache.

Im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Not hat Landrat Even dann, auch die Hausbrandfrage angeschnitten. Während für den zivilen Sektor in diesem Monat unverständlicherweise kein Gramm Kohle zur Verteilung gelangte, mußten die vorhandenen Bestände an Bäckereien, Metzgereien und Krankenhäuser ausgegeben werden. Sonst hätte es hier genau so kommen können wie in den Städten, daß unsere Bäckereien und Metzgereien wegen Brandmangels hätten schließen müssen. Wiederholt haben die verantwortlichen Stellen sich auch um eine gerechte Verteilung der Mangelware eingesetzt, insbesondere auch für eine größere Anzahl von Bezugsmarken, damit die notleidende Bevölkerung endlich die so dringend benötigten Kleidungsstücke erhält.

Bei dieser Besprechung wurde aber auch auf die fortgesetzten Raubüberfälle hingewiesen. Das Hauptübel hierbei sei das Ausländerlager in Brauweiler, das unter scharfe Kontrolle gestellt werden müsse. Der Kreiskommandant und der höhere britische Offizier versprachen, daß sie um Hilfe bemüht bleiben würden.

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