Kölnische
Rundschau vom 8. November 1946

Dr. Adenauer zu den Sonderschichten

Gegen eine Verknüpfung von Sonderschichten und Hausbrandversorgung

Köln,
6. Nov. (dpd) Mehrleistung im Bergbau nicht durch Sonntagsschichten, sondern durch soziale Besserstellung der Bergleute forderte Dr. Adenauer, der CDU-Vorsitzende in der britischen Zone, in einer erneuten Presseerklärung mit der Begründung, daß die Verknüpfung der Sonntagsschichten mit der Gewährung der Hausbrandversorgung unzulässig sei.

Dr. Adenauer bezeichnete die Hausbrandversorgung der Bevölkerung im kommenden Winter als unbedingte Selbstverständlichkeit, wies jedoch auf die Stimmung der Bergleute hin, die er als gereizt bezeichnete. Die Bergleute fühlten sich erpreßt, daß man die Frage der Hausbrandversorgung mit dem Verfahren der Sonntagsschicht verknüpfte und sogar davon abhängig mache. Nach Ansicht Dr. Adenauers sind die Bergleute seit der Übernahme der Zechen durch die North German Control immer unzufriedener geworden.
„Man hat“, sage Dr. Adenauer, „statt durch soziale Verbesserung eine Förderung der Kohlenproduktion durch Zwangsmaßnahmen zu erreichen versucht. Die 4.000 Kalorien werden den Bergleuten in Form von Mahlzeiten in den Werken verabreicht. Es wird auch von den Bergleuten anerkannt, daß ein Teil der Zechen die Mahlzeiten mustergültig zubereitet. Bei anderen Zechen seien die Zustände nicht so gut. Die Bergleute wollen aber keine Gemeinschaftsverpflegung“, so betonte der CDU-Vorsitzende, „sie wollen in der Zubereitung der Nahrungsmittel von ihren Familien nicht getrennt sein. Sie sind der Auffassung, daß dies einer der wesentlichsten Punkte ist, um eine Steigerung der Produktion zu erreichen. Einsichtige Vertreter der Bergleute erklären außerdem mit aller Bestimmtheit, daß das Verfahren der Sonntagsschichten, das einer vierzehntätigigen Arbeitszeit ohne Erholung gleichkomme, so gesundheitsschädlich sei, daß eine Produktionsabnahme die sichere Folge sein wird.“

© Copyright 2002 wisoveg.de
Zur Homepage