Kölnische Rundschau vom 11.11.1950

Braunkohle macht sich selbständig

Die neue Nord-Süd-Bahn soll 1955 in Betrieb sein



Die bisher schwersten elektrischen Lokomotiven werden zum Transport der Kohle auf dieser neuen Strecke eingesetzt werden.

Bergheim. Das Problem der Nord-Süd-Bahn der Braunkohlenbergwerke ist schon seit Jahren Gesprächsstoff. Vermutungen, Gerüchte und Tatsachen gaben bisher den Ton an, doch eines Tages wurde der Beschluß gemeldet, daß sie endgültig gebaut wird. In ihrer Ausgabe vom 4. November 1950 konnte die KR eine Skizze des festgelegten Verlaufs durch unser Kreisgebiet veröffentlichen.

Die Braunkohlenvorräte werden im südlichen Braunkohlenrevier um Brühl und Frechen in absehbarer Zeit erschöpft sein. Damit verlagert sich der Abbau in das bisher noch rein landwirtschaftliche Gebiet im Norden unseres Kreises und in die angrenzenden Gebiete. Die Braunkohlenindustrie stand vor der Frage, ob sie in 20 bis 30 Jahren mit den ausgekohlten Gruben auch die großen Werke, vor allem das Kraft- und Brikettwerk Knapsack mit seinen umfangreichen Anlagen aufgeben solle. Genaue Berechnungen der technischen und wirtschaftlichen Seite ließen erkennen, daß eine dann notwendige Neuanlage an anderer Stelle volkswirtschaftlich nicht tragbar sei. So bleibt also nur der Weg, die Gruben des Nordens schnell und betriebssicher mit den großen Anlagen im Süden zu verbinden. Einsparungen, die vielleicht hätten gemacht werden können, wenn die neue Strecke wenigstens teilweise mit der Strecke der Bundesbahn zusammengefallen wäre, wurden gegenüber dem Faktum der Betriebssicherheit als unerheblich angesehen. Im großen Rahmen liegen die Planungen und technischen Einzelheiten fest, und im Jahre 1955 soll die Bahn betriebsfertig sein.



120 Tonnen faßt ein solcher Wagen, wenn er, wie auf diesem Bilde sichtbar, Abraumerde geladen hat. 100 Tonnen Kohle werden bald schnell in einem solchen Wagen von der nördlichen Grube zum südlichen Kraftwerk transportiert werden.

Die Strecke wird größtenteils über bereits ausgekohltes Gelände führen und landwirtschaftliche Nutzflächen weitgehend schonen. Ihre Gesamtlänge wird etwa 30 km betragen. Auf der doppelgleisigen Strecke werden zur Hauptsache die bis heute größten Spezialwagen für Kohle eingesetzt, von denen jeder 100 Tonnen Kohle oder 120 Tonnen Abraum faßt. Wegen ihrer besonderen Breite werden die Geleise einen übernormalen Abstand haben. Die ganze Strecke wird elektrisch betrieben. Die schwersten elektrischen Lokomotiven werden eingesetzt. Die Übergabe der Kohle erfolgt im Goldenbergwerk bei Knapsack von einem vollmechanisierten Großbunker, der 26.000 Tonnen Fassungsvermögen hat. Der Transport der Kohle zu den einzelnen Kesselbunkern des Kraftwerkes geht über 1,80 Meter breite Gummitransportbänder.

Mit der Vollendung dieser Bahn werden die Kraftwerke mit der qualitativ nicht so hochwertigen Braunkohle des nördlichen Bezirks gespeist, so daß die bessere Kohle aus dem Südbezirk ausschließlich zur Brikettherstellung verwandt werden kann.




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