Kölnische Rundschau vom 5. April 1950

30 Jahre WBG

Sie errichtete in den Jahren 1921/24 achtzehn Siedlungen



Brühler Siedlung am Krausen Baum

Bergheim. Am 17. März vollendete die Wohnungsbaugesellschaft für das Rheinische Braunkohlenrevier GmbH das dritte Jahrzehnt ihrer erfolgreichen Tätigkeit. Der zu diesem Jubiläum erlassenen Denkschrift entnehmen wir folgende bemerkenswerte Einzelheiten aus dem Wirken und der Geschichte der Gesellschaft.

Im Jahre 1920 machte sich die Wohnungsnot in ähnlicher Weise bemerkbar wie in unserer Nachkriegszeit. Im rheinischen Braunkohlenrevier wurden sehr viele Bergarbeiter aus der Eifel, der Rheinpfalz, dem Westerwald usw neu angesetzt, die die Steigerung der Kohlenförderung ermöglichten, wie sie unter dem Zwang der Kohlenlieferung an das Ausland und durch den wachsenden deutschen Bedarf notwendig war. Um diesen Kumpels eine Heimat und ein Heim zu geben, beschloß die damalige Regierung die Neuerrichtung von Bergarbeiterwohnungen. Die Mittel dazu beschaffte man durch Erhöhung des Kohlenpreises. Mit der Durchführung des Bauprogrammes wurde in unserem Bezirk die WBG als Treuhandstelle beauftragt.

Nach dem damaligen Bestimmungen des Reichsarbeitsministers wurden nur für solche Wohnungen Mittel gewährt, die nach Größe, Anordnung, Raumzahl, Raumhöhe und Ausstattung die notwendigsten Anforderungen nicht überstiegen (Wohnfläche 70-80 qm). Die Beschaffung geeigneten Siedlungsgeländes gelang nur noch Überwindung größter Schwierigkeiten. Alle Planungs- und Entwurfsarbeiten, Bauleitung und Abrechnung wurden in eigenem technischen Büro durchgeführt.

Auf diese Weise wurden in den Jahren 1921 bis 1924 in 18 Siedlungen 1167 Häuser mit 1350 Wohnungen erstellt, davon 1007 Einfamilienhäuser, 150 Häuser für zwei Familien, 5 für 3, eines für 4 und vier für 6 Familien. Die größte Siedlung wurde in Gleuel mit 229 Häusern und 264 Wohnungen geschaffen; es folgen die Siedlungen in Köttingen (190 Häuser, 233 Wohnungen), Brühl (160; 198), Balkhausen (148; 157), Frechen (95; 104), Fortuna (77; 82), Langerwehe (52; 56). In Köttigen erstanden auch eine Schule und eine Kirche, die entschädigungslos in den Besitz der Gemeinde übergingen. In Gleuel wurden vier Schulklassen errichtet und in anderen Gemeinden Zuschüsse zum Ausbau vorhandener Schulen gegeben. In den Siedlungen Köttingen und Fortuna wurden zur Versorgung der Mieter Ladenlokale für die Konsumgenossenschaften erstellt.

Die Bedingungen der Inflationsjahre erschwerten die Baumaßnahmen außerordentlich. Der Währungsschnitt von 1923 konnte nur mit Hilfe öffentlicher Kreditinstitute überstanden werden.

Nach Beendigung des ersten Bauabschnitts im jahre 1924 beschränkte sich die Tätigkeit der Gesellschaft bis zum Jahre 1937 auf Verwaltung und Vervollständigung der errichteten Häuser, auf die Überholung und Ergänzung von Straßen, Anlage von Kanälen, Teilung von Wohnung etc.

Im Jahre 1934 erklärte das 2. Gesetz über Bergmannssiedlungen das Bergmannssiedlungsvermögen zum Eigentum des Deutschen Reiches unter entschädigungsloser Enteignung der bisherigen Gesellschafter. Unter dem neuen Geschäftsführer, Architekt Alfred Hausschild, (1935-1945) nahm die Bautätigkeit einen neuen Aufschwung. In den Jahren 1937 bis 1940 wurden 50 Eigenheime errichtet. Außerdem waren als Nachkriegsbauprogramm 460 Wohnungen und ein Verwaltungsgebäude in Köln geplant.

Im Juni 1943 wurde das inder Benesisstraße gelegene Büro mit dem gesamten Inventar, allen Plan-, Miet- und sonstigen Unterlagen vernichtet; im Oktober 1944 brannten auch die neuen Büro-Räume in Köln-Braunsfeld vollständig mit allen Einrichtungen und Aufzeichnungen aus.

Während die Geschäftsstelle nach Liegnitz verlagert wurde, blieb ein örtliches Restbüro in Brühl zurück.

Am 1. Juli 1945 übernahm Herr Johann Stahl-Brühl die Geschäftsführung der Wohnungsbaugesellschaft. Im Herbst 1947 übernahm das Land Nordrhein-Westfalen die treuhänderische Verwaltung des Bergmannssiedlungsvermögens.

Die inzwischen festgestellten Verluste und Beschädigungen an dem vorhandenen Hausbesitz waren schwer: 64 total zerstörte Wohnungen, die übrigen mehr oder weniger beschädigt. Die Siedlungen in Langerwehe und Weisweiler, die längere Zeit in der Kampfzone lagen, litten am schwersten. Der Braunsfelder Hausbesitz lag unter stärksten Fliegerangriffen: von 35 Wohnungen wurden 28 total vernichtet.

Bis zur Währungsreform haben die Mieter in Selbsthilfe oder von den Werksleistungen unterstützt die Kriegsschäden nach besten Kräften behoben. Seit 1949 konnte die Gesellschaft in größerem Umfange Instandsetzungsarbeiten durchführen.

Auch die Neubautätigkeit regt sich wieder: im südlichen Revier sind für Gleuel 36 Volkswohnungen und 17 Kleinsiedlerstellen, in Frechen 22 Volkswohnungen geplant, teils auch schon im Bau. Das Gleiche gilt für Bedburg, Elsdorf, Hüchelhoven im Norden und Dürwiß im Westen des Reviers.

Diese Neubauten sind um so notwendiger, als in den rund 1300 vorhandenen Wohnungen heute über 2000 Familien leben - unter dem großen Druck der Wohnungsnot.

Die WBG als älteste Gemeinnützige GmbH ist auch in Zukunft bemüht, dem Bergmann den dringend notwendigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen.

Ihre Geschäftsstelle ist noch in Brühl verblieben, da in Köln nach wie vor Büroraummangel herrscht.

R-w



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