Kölnische Rundschau vom 11. März 1950

Die Lungenheilstätte in Niederbolheim

Niederbolheim. Die Tuberkulose, die eine der verbreitetsten Krankheiten ist und sich nach den neuesten Statistiken in dauerndem Anwachsen befindet, muß unter allen Umständen eingedämmt werden. Dies kann aber nicht nur durch ärztliche Betreuung geschehen. In erster Linie müssen Heil- und Pflegeanstalten geschaffen werden. Ein altes Schloß in Niederbolheim wurde zu diesem Zweck vor längerer zeit umgebaut und konnte nun seine ersten Patienten aufnehmen. Die Landesversicherung der Rheinprovinz, Düsseldorf, schuf für ihre Versicherten diese Erholungs- und Heilstätte. Die klimatischen Bedingungen sind gut, das Haus liegt im Wald. Man will nun noch Liegehallen im Freien errichten. Augenblicklich befinden sich dort 50 Jungen im Alter von vier bis 15 Jahren zur Kur. Es handelt sich bei allen Kranken um eine geschlossene Tuberkulose, denn die Isolationsmöglichkeiten sind noch nicht so, daß andere Fälle hier aufgenommen werden können. Bei einem Aufbruch der Verkapselung muß der Patient sofort einer anderen Heilanstalt zugeführt werden. Alle Kinder bleiben meistens sechs Wochen. Ist eine Verlängerung der Kur nötig, kann eine Zusatzwoche gewährt werden.

Die Einhaltung der Liegestunden und die Ernährung stehen an erster Stelle der Betreuung. Dauernde Untersuchungen zeigen Besserung oder Verschlechterung der Krankheit an. Ein modernes Röntgen- und Durchleuchtungsgerät steht zur Verfügung. Die auf dem Film festgehaltenen Bilder der Lungen geben gute Vergleichsmöglichkeiten in bestimmten Zeitabständen.


Außenansicht der Heilstätte Foto: Schmitz-Franke

Dem Jungen wird der Aufenthalt so schön wie möglich gemacht. Er soll möglichst gar nicht merken, daß er Patient ist. Wenn er auch unter dauernder Kontrolle steht, soll er doch noch seinen eigenen Willen haben. Sonntags kann er sich sein Lieblingsspiel aussuchen und ausüben. Was könnte es schon anderes sein als Fußball? Bei dem Spiel hält sich aber doch eine Aufsichtsperson auf, die unbedingt eingreifen muß, wenn der Patient durch das Spiel zu sehr erhitzt wird, denn dadurch könnte nicht nur die ganze Kur zunichte gemacht werden, sondern noch Schlimmeres entstehen.




Kinder in ihren Betten


Die Heilanstalt tut ihr möglichstes, um ihren Patienten die Kur zu erleichtern. Große Spielräume mit Tischtennis und vielen Spielzeugen stehen zur Verfügung. Die Liegeräume und sämtliche anderen Zimmer sind vorbildlich hell und sauber. Die Kranken sind in bester Pflege. Nach einigen Wochen kehren sie widerstandsfähiger und kräftiger nach Hause zurück. Die Gefahr einer Krankheits-Verschlimmerung besteht leider immer. Heimtückisch wie diese Krankheit nun einmal ist, kann sie den Kranken das ganze Leben in Ruhe lassen oder aber ihm zum Verhängnis werden. Die Lungenheilanstalten sind sehr wichtig für alle. Sie müssen sofort in der Lage sein, kranke Menschen isolieren zu können, und damit die Gefahr einer Weiterverbreitung zu verhüten. Ebenso aber müssen sie für die Kranken da sein, denn ohne sie und die dauernden Verbesserungen in der Medizin wären sie einem elenden Tode ausgeliefert. So aber kann oft ein Stillstand der Krankheit erzielt werden. Deshalb soll ein jeder an diesem Samariterwerk mithelfen, sei es durch Spenden oder Taten, denn jeder von uns kann von dieser heimtückisch-schleichenden Krankheit befallen werden.



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