Aus:
An Erft und Gilbach - Beilage der Kölnischen Rundschau 14.
April 1950-
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Die
Stadtkapelle in Bergheim
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Gemessen an der Umgebung nimmt
sich der St.-Georgs-kapelle sehr bescheiden aus. Während
ringsum im Laufe der Jahrhunderte altes Gemäuer sinken mußte,
um neuen Platz zu machen, blieb die Kapelle in ursprünglicher
Gestalt erhalten. Ehemals wird der First von St. Georg über die
menschlichen Behausungen hinausgeragt haben, heute ragt nur noch
zaghaft die Spitze des massiven Dachreiters über die Häuser.
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Wie die Chronik berichtet, wurde
während des Krieges Anno 1543 die Feste Bergheim eingeäschert
und auch die Stadtkapelle zur Ruine. Trotz ihrer großen Not
gelang es den Vorfahren, ein neues Gotteshaus zu errichten. 1550
wurde die heutige St.-Georgs-Kapelle konsekriert. Gleichzeitig hob
man zum Schutze von Kirche und Altar die
St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft aus der Taufe. Zwar stand
der Altar dieser Vereinigung in der Pfarrkirche außerhalb der
Stadtmauer, die jährliche Gründungsfeier der Sebastianer
wurde aber fünf Jahrhunderte hindurch nach voraufgegangener
Feierlichkeit in der St.-Georgs-Kapelle gehalten.
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Der damalige Kurfürst und die
canonici Johannes Weidenfeld vn St. Aposteln in Köln und
Johannes Krosch von der Kerpener Stiftskirche bedachten bei der
Einweihung die Kapelle mit Renten und Gefällen. Ob die beiden
etwa geborene Bergheimer waren, weil sie soviel Interesse für
das Gotteshaus aufbrachten, geht aus den alten Aufzeichnungen nicht
hervor. Als erster Geistlicher amtierte bei St. Georg Vikar Simoni
vom Katharina-Altar in Bergheimerdorf. Er war gleichzeitig Lehrer an
der Stadtschule.
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Oft standen die befestigten
Erftstädte Bergheim und Kaster unter der Geißel der
Kriegswirren. Im Frühjahr 1610 lagerte wieder einmal ein
größeres Söldnerheer um Bergheim. Die Söldner
verlangten Quartier, Verpflegung und Gespanne. Der Sparstrumpf
schrumpfte merklich zusammen und die Dauer des Aufenthaltes der
ungebetenen Gäste war so ausgedehnt, daß Not und Elend
einzogen. Am meisten aber litten die Bergheimer unter der
Vergewaltigung des kirchlichen Lebens. Die Georgskapelle war
verwaist. Ein Obrist Schwiggel hatte den Geistlichen aus der Stadt
verwiesen. Kein Glockengruß schallte mehr über das
Städtchen. Auf Betreiben eines kurfürstlichen
brandenburgischen Beamten sollte die Bergheimer Stadtkapelle 1612
gewaltsam geöffnet werden. Doch umsonst mühten sich die
Söldner sie zu öffnen. Ein halbes Dutzend Häuser von
der Georgskapelle entfernt hämmerte der Bergheimer Schmied.
Hätte Gevatter Schmied die Macht gehabt, er hätte als
erster die Feinde zu Paaren getrieben. So aber spürte nur das
glühende Eisen die Kraft des starken Mannes. Da wurde es dunkel
in der Schmiede. Eine Rotte Söldner drängte durch die
Oeffnung. Diesmal verlangten die Kriegsknechte keinen kostenlosen
Hufbeschlag, sondern von dem biederen Schmied, daß er mit
seinem schweren Hammer das Türschloß der
St.-Georgs-Kapelle zertrümmern solle. Der aber schwang weiter
seinen Hammer auf den Amboß. Er mußte allen Willen
aufbringen, ihm nicht eine andere Richtung zu geben. Dies mochten
die Söldner gemerkt haben. Schon viel kleinlauter und aus
respektvoller Entfernung stellten sie nochmals die Forderung. Nein,
und nochmals nein, schrie der Schmied und sprang abwehrbereit
in die Mitte seiner Schmiede.
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Was der Bergheimer Recke
verweigerte, führte sein Berufskollege Breschstroh von
Zieverich aus. Der Chronist entschuldigt diesen Mann, er spricht von
schlimmem Bedrängen und Gewaltandrohung des kurzfürstlichen
Auftraggebers.
G.V.
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