Aus: An Erft und Gilbach - Beilage der Kölnischen Rundschau 14. April 1950




Ahe im Wandel der Zeiten

Der Ort Ahe liegt an der Erft zwischen Sindorf und Bergheim. Der Name läßt auf eine alte Ansiedlung schließen. 1339 hieß der Ort Aa und Aha. Diese Bezeichnungen bedeuten Wasser oder Bach. Anfang des 18. Jh bestand Ahe aus sieben Höfen und den dazu gehörigen Kleinwohnungen. Die Höfe hießen: Schermühle, Koppels- oder Kopertzhof, Burgmühle, Burg Wiedenau, Birkmannshof, Klapperhof und Stachenhof. Die Burgmühle, eine Getreidemühle, die eigentlich zur Burg Wiedenau gehörte, lag dort, wo jetzt die Brücke über die Erft führt. Als die Mühle verschwunden war, blieb die Erft an dieser Stelle bin in das zweite Drittel des 19. Jh. ohne Brücke. Die Folge war, daß Fußgänger, Vieh und Fuhrwerk durch die Erft gehen, bzw. fahren mußten, was bei starkem Wassergang stets mit großen Schwierigkeiten verbunden war. Von den vorgenannten Höfen sind jetzt noch Burg Wiedenau und die Eschermühle erhalten. Die Burg wurde um 1440 von Ulrich von Holtrop und Jetta von Wiedenau bewohnt. Von 1590 bis 1795 waren die Freiherren von Eynatten und danach die Grafen Hompesch die Besitzer. Die Burg ist von Wassergräben umgeben; weil Lage und Anlagen überhaupt noch von ihrer einstigen Wehrhaftigkeit zeugen.

Früher gehörte der Ort kirchlich zu Heppendorf. Bis 1838 stand vor dem Dorfe auf Heppendorf zu eine kleine Kapelle. Sie wurde damals durch eine neue, größere Kapelle im Dorfe ersetzt. Als sich auch diese im Lauf der Jahre als zu klein erwies, wurde sie 1868 durch Nebenschiff und Sakristei vergrößert. Damals erhielt der Ort den ersten Geistlichen. 1924 wurde Ahe zur Pfarre erhoben und 1928/29 wurde eine schöne moderne Kirche am Ausgang von Ahe nach Heppendorf errichtet.

Jenseits der Erft, wo heute Wiesen sind und westlich des Weges von Ahe nach Sindorf war früher Wald. Mit der Erinnerung an die Waldungen verbinden sich heute bei der alten Generation noch allerlei Vorstellungen vom Füermann oder glöhndige Mann, der dort umging, weil er es mit der Redlichkeit und Ehrlichkeit bei Lebzeiten nicht allzu genau genommen. Auch die Sage vom „Zöbbeldier“, das sich auf den Feldern breit macht, lebt noch seit Urgroßvaters Zeiten unter den Generationen fort. Bevor die Erft reguliert war, führte sie manchmal Hochwasser. Das hatte zur Folge, daß fast der ganze Ort unter Wasser gesetzt wurde und die Straßen in wenig fahrbarem Zustand waren. Noch bis in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts half man sich, indem man Erlenpfähle in die Erde rammte und sie mit Knüppeln und Schanzen belegte. Auf diese Weise wurde auch der Untergrund für Wohnhäuser geschaffen. Sogar die 1838 erbaute Kapelle wurde so gesichert.

In Ahe hat es stets Originale gegeben. Vor etwa 80 Jahren war es „die ahl Hitz“, eine Frau, die ein altes Häuschen im Oberdorf bewohnte. Nachher war es der „lang Schiffer“, ein alter Junggeselle, der stets mit gewichsten Holzschuhen und hohen Schritten durch das Dorf ging. Nicht zu vergessen dotsch (bölde) Kobes, der tolle Erinnerungen hinterlassen hat. Dann war da noch „Möpp Gerates“, ein alter Sonderling, der niemals einen Lichtstrahl in seine Behausung ließ und immer auf Schanzen schlief. Im übrigen tat er stets das Gegenteil von dem, was andere machten. Die Schulkinder waren seine besonderen „Lieblinge“. Er und sie standen zueinander wie Katze und Hund. Mit ihm starben die Sonderlinge aus.

Ahe gehört politisch seit 1796 zu Amt und Gemeinde Heppendorf. 1816 wurde die erste Schule eingerichtet. Vor 100 Jahren betrug die Einwohnerzahl etwa 300 Personen, 50 Jahre später 369, heute bewegt sie sich um 450 herum. Ein Beweis, wie rein ländliche Orte, gleiche Ahe, sich bevölkerungspolitisch auch in langen Zeiträumen wenig ändern. - Die Bevölkerung arbeitete vor 100 Jahren entweder in der Landwirtschaft oder, von einigen notwendigen Handwerkern abgesehen, als Tagelöhner. Seit dem Aufblühen der Industrie in der nächsten Umgebung - um das Jahr 1900 herum fand auch dort eine Anzahl Personen Beschäftigung. - Große Ereignisse hat es in Ahe seit Menschengedenken nicht gegeben. Auch heute noch herrscht dort, wenigstens für den Außenstehenden, ländlicher Friede.

J.Sch.


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