Kölnische Rundschau vom 25.11.1950

Haus Laach ging unter

Der letzte Zeuge einer gotischen Fachwerksburg im Rheinland


Das Bauerbe aus 7 Jahrhunderten: Haus Laach im Jahre 1930
Aufnahmen: Wildemann

Bergheim. Abseits der großen Straßen, in der Feldflur zwischen Thorr und Widdendorf, hatte Haus Laach als einstiger Sitz der Herren von Laach volle sieben Jahrhunderte überdauert. Bereits im Jahre 1246 erstmalig urkundlich erwähnt, bildete diese in ihren ältesten Teilen bis in die Anfänge des 13. Jahrhunderts zurückreichende Hofburg nicht nur eines der gewichtigsten Dokumente mittelalterlichen Bauwillens im Erftland, sie war darüber hinaus die einzige bisher erhaltene gotische Fachwerksburg im gesamten Rheinland.

Zwar stellte Haus Laach niemals einen reichen Herrensitz mit weitläufigen Gebäuden dar. Es hatte eher den Charakter eines befestigten Hofgutes, das in der Zeit des Faustrechtes vor der Erfindung der Feuerwaffen auch in seiner Holzausführung, vor allem im Schutz seiner Burgweiher und des vorliegenden Sumpfgeländes, den 1246 als Vasallen der Herren von Jülich in Bergheim erwähnten Rittern von Laach „sicheres Wohnen“ verbürgte. In seiner Erstanlage bildete es einen

verspäteten Nachfolger der sogenannten Motten,

jener frühen Holzlehmburgen, über deren Baucharakter uns die soeben abgeschlossenen Untersuchungen der „Frimmersdorfer Motte“ am Huster Knupp zuverlässiger berichten. Von diesen Motten, die als echte Wasserburgen auch im Niederungsgebiet des Erftlandes in größerer Anzahl nachgewiesen sind, ist keine mehr erhalten geblieben. In verschiedenen Fällen sind sie als unmittelbare Vorläufer der später an ihrer Stelle errichteten „festen Häuser“ untergegangen. Daneben hält noch hie und da ein erhaltener, künstlich aufgeschütteter Mottenhügel oder eine Flurbezeichnung und Sage die Erinnerung an diese frühesten Fachwerksburgen lebendig. Diesen restlos verschwundenen Frühbauten stand Haus Laach in dem Gesamtbestand der rheinischen Wasserburgen am nächsten. Um so schmerzlicher ist der Verlust dieses einmaligen Bauzeugen, der deshalb besonders tragisch ist, weil er hätte vermieden werden können. Haus Laach ist nämlich neben dem vor etlichen Jahrzehnten untergegangenen Haus Omagen und der sinnlos geopferten alten Ölmühle in Harff ein Beispiel dafür, in welchem Grade

die Gesinnung einer Zeit über Fortbestand oder Untergang von Baudenkmälern entscheidet.

Bereits nach dem Brande von 1889 war ein Teil der Gebäude unbrauchbar geworden. Das noch etwa 200 Morgen große Gut verlor seine Selbständigkeit und wurde von einem Nachbargut aus bewirtschaftet. Nach dem ersten Weltkriege waren die gesamten Gebäude für Leutewohnungen zu schlecht geworden und wurden daher gänzlich aufgegeben. Die auswärts wohnenden Eigentümer waren in der Folge nicht mehr zu bewegen, selbst für dringende Reparaturen Gelder aufzuwenden, und so zogen sich die von der Rheinischen Denkmalpflege mit Nachdruck betriebenen Verhandlungen jahrelang hin, ohne daß es bis 1939 gelungen wäre, die Erhaltung dieses bau- und heimatgeschichtlich so wichtigen Bauwerkes zu sichern. Trotz des fortschreitenden Verfalls war noch ein bedeutender Restteil der alten Fachwerksburg vorhanden, als in den letzten Kriegsmonaten auch Haus Laach in die Kampfzone geriet. Der Materialhunger der ersten Nachkriegsjahre bedeutete für das Haus den völligen Untergang.



... und das blieb übrig: Die Ruine des Torbaues

Was dabei von diesem wasserumwehrten gotischen Burgbau übrigblieb, ist nichts mehr als ein niederes Mauerstück des Unterbaues. Und auch dieses gehört nicht einmal mehr der ursprünglichen Anlage an, sondern ist ein Rest einer wahrscheinlich im 17. Jahrhundert durchgeführten Instandsetzung. Hingegen ist selbst das für die Datierung der Gesamtanlage so wichtige gotische Maßwerkerkerchen vernichtet, auch lassen sich nicht einmal mehr die Hausteine finden, die mit ihren eingehauenen kleinen Maßwerk-Flachornamenten

geradezu kunstgeschichtliche Wertstücke

darstellen. Einzig die die Ruine des wie ein Stadttor anmutenden, vermutlich im 17. Jahrhundert umgebauten Torbaues sowie das im Gelände noch deutlich erkennbare System ehemaliger Wassergräben zeugt heute noch von dem ehemaligen wehrhaften Hofgut Haus Laach. Mit der völligen Vernichtung des alten Baukörpers ist auch jede genauere bauhistorische Untersuchung der letzten rheinischen Fachwerksburg unmöglich geworden. Diese Tatsache ist um so bedauerlicher, als auch der auf Grund seiner jahrelangen Untersuchungen mit der Baugeschichte des Hauses Laach am besten vertraute ehemalige Leiter der Höheren Staatslehranstalt für Hoch- und Tiefbau in Köln, Reg.-Baurat Rattinger, inzwischen verstorben und seine gesamte Forschungsarbeit über diesen Herrensitz mit dieser Lehranstalt vernichtet worden ist. Außer der Darstellung im Codex Welser vom Jahre 1723 sowie einer Zeichnung in den von Geheimrat Clemen im Jahre 1899 herausgegebenen Kunstdenkmälern des Kreises Bergheim, insbesondere der aufschlußreichen Abhandlung von Baurat Rattinger im Jahrbuch des Kreises Bergheim 1938 ist glücklicherweise noch eine Anzahl anschaulicher Lichtbildaufnahmen aus der Mitte der zwanziger Jahre von Landesbaurat Wildemann bei der Rheinischen Denkmalpflege in Bonn vorhanden. Jedoch sind leider die im Jahrbuch des Kreises Bergheim 1939 erstmalig veröffentlichten, damals wiederaufgefundenen

Ölgemälde von Mathias Wessel, die Haus Laach im Jahre 1861 darstellen,

in den letzten Kriegstagen aus dem Amtsgebäude in Elsdorf, wo sie sich als Leihgaben befanden, verschwunden. Immerhin besteht noch die Hoffnung, daß sich wenigstens noch diese bedeutsamen Bilddokumente wieder auffinden und alsdann ihren Weg dahin zurückfinden, wohin sie gehören - in das neu einzurichtende Heimathaus des Kreises Bergheim!

H.S.

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