Das
Bauerbe aus 7 Jahrhunderten: Haus Laach im Jahre 1930
Aufnahmen:
Wildemann
Bergheim. Abseits der großen Straßen,
in der Feldflur zwischen Thorr und Widdendorf, hatte Haus Laach als
einstiger Sitz der Herren von Laach volle sieben Jahrhunderte
überdauert. Bereits im Jahre 1246 erstmalig urkundlich erwähnt,
bildete diese in ihren ältesten Teilen bis in die Anfänge
des 13. Jahrhunderts zurückreichende Hofburg nicht nur eines der
gewichtigsten Dokumente mittelalterlichen Bauwillens im Erftland, sie
war darüber hinaus die einzige bisher erhaltene gotische
Fachwerksburg im gesamten Rheinland.
Zwar stellte Haus Laach
niemals einen reichen Herrensitz mit weitläufigen Gebäuden
dar. Es hatte eher den Charakter eines befestigten Hofgutes, das in
der Zeit des Faustrechtes vor der Erfindung der Feuerwaffen auch in
seiner Holzausführung, vor allem im Schutz seiner Burgweiher und
des vorliegenden Sumpfgeländes, den 1246 als Vasallen der Herren
von Jülich in Bergheim erwähnten Rittern von Laach
sicheres Wohnen verbürgte. In seiner Erstanlage
bildete es einen
verspäteten Nachfolger der
sogenannten Motten,
jener frühen Holzlehmburgen,
über deren Baucharakter uns die soeben abgeschlossenen
Untersuchungen der Frimmersdorfer Motte am Huster Knupp
zuverlässiger berichten. Von diesen Motten, die als echte
Wasserburgen auch im Niederungsgebiet des Erftlandes in größerer
Anzahl nachgewiesen sind, ist keine mehr erhalten geblieben. In
verschiedenen Fällen sind sie als unmittelbare Vorläufer
der später an ihrer Stelle errichteten festen Häuser
untergegangen. Daneben hält noch hie und da ein erhaltener,
künstlich aufgeschütteter Mottenhügel oder eine
Flurbezeichnung und Sage die Erinnerung an diese frühesten
Fachwerksburgen lebendig. Diesen restlos verschwundenen Frühbauten
stand Haus Laach in dem Gesamtbestand der rheinischen Wasserburgen am
nächsten. Um so schmerzlicher ist der Verlust dieses einmaligen
Bauzeugen, der deshalb besonders tragisch ist, weil er hätte
vermieden werden können. Haus Laach ist nämlich neben dem
vor etlichen Jahrzehnten untergegangenen Haus Omagen und der sinnlos
geopferten alten Ölmühle in Harff ein Beispiel dafür,
in welchem Grade
die Gesinnung einer Zeit über
Fortbestand oder Untergang von Baudenkmälern entscheidet.
Bereits nach dem Brande von 1889 war ein Teil der Gebäude
unbrauchbar geworden. Das noch etwa 200 Morgen große Gut verlor
seine Selbständigkeit und wurde von einem Nachbargut aus
bewirtschaftet. Nach dem ersten Weltkriege waren die gesamten Gebäude
für Leutewohnungen zu schlecht geworden und wurden daher
gänzlich aufgegeben. Die auswärts wohnenden Eigentümer
waren in der Folge nicht mehr zu bewegen, selbst für dringende
Reparaturen Gelder aufzuwenden, und so zogen sich die von der
Rheinischen Denkmalpflege mit Nachdruck betriebenen Verhandlungen
jahrelang hin, ohne daß es bis 1939 gelungen wäre, die
Erhaltung dieses bau- und heimatgeschichtlich so wichtigen Bauwerkes
zu sichern. Trotz des fortschreitenden Verfalls war noch ein
bedeutender Restteil der alten Fachwerksburg vorhanden, als in den
letzten Kriegsmonaten auch Haus Laach in die Kampfzone geriet. Der
Materialhunger der ersten Nachkriegsjahre bedeutete für das Haus
den völligen Untergang.
...
und das blieb übrig: Die Ruine des Torbaues
Was dabei von diesem
wasserumwehrten gotischen Burgbau übrigblieb, ist nichts mehr
als ein niederes Mauerstück des Unterbaues. Und auch dieses
gehört nicht einmal mehr der ursprünglichen Anlage an,
sondern ist ein Rest einer wahrscheinlich im 17. Jahrhundert
durchgeführten Instandsetzung. Hingegen ist selbst das für
die Datierung der Gesamtanlage so wichtige gotische Maßwerkerkerchen
vernichtet, auch lassen sich nicht einmal mehr die Hausteine finden,
die mit ihren eingehauenen kleinen Maßwerk-Flachornamenten
geradezu kunstgeschichtliche Wertstücke
darstellen. Einzig die die Ruine des wie ein Stadttor
anmutenden, vermutlich im 17. Jahrhundert umgebauten Torbaues sowie
das im Gelände noch deutlich erkennbare System ehemaliger
Wassergräben zeugt heute noch von dem ehemaligen wehrhaften
Hofgut Haus Laach. Mit der völligen Vernichtung des alten
Baukörpers ist auch jede genauere bauhistorische Untersuchung
der letzten rheinischen Fachwerksburg unmöglich geworden. Diese
Tatsache ist um so bedauerlicher, als auch der auf Grund seiner
jahrelangen Untersuchungen mit der Baugeschichte des Hauses Laach am
besten vertraute ehemalige Leiter der Höheren Staatslehranstalt
für Hoch- und Tiefbau in Köln, Reg.-Baurat Rattinger,
inzwischen verstorben und seine gesamte Forschungsarbeit über
diesen Herrensitz mit dieser Lehranstalt vernichtet worden ist. Außer
der Darstellung im Codex Welser vom Jahre 1723 sowie einer Zeichnung
in den von Geheimrat Clemen im Jahre 1899 herausgegebenen
Kunstdenkmälern des Kreises Bergheim, insbesondere der
aufschlußreichen Abhandlung von Baurat Rattinger im Jahrbuch
des Kreises Bergheim 1938 ist glücklicherweise noch eine Anzahl
anschaulicher Lichtbildaufnahmen aus der Mitte der zwanziger Jahre
von Landesbaurat Wildemann bei der Rheinischen Denkmalpflege in Bonn
vorhanden. Jedoch sind leider die im Jahrbuch des Kreises Bergheim
1939 erstmalig veröffentlichten, damals wiederaufgefundenen
Ölgemälde von Mathias Wessel, die Haus Laach im
Jahre 1861 darstellen,
in den letzten Kriegstagen aus dem
Amtsgebäude in Elsdorf, wo sie sich als Leihgaben befanden,
verschwunden. Immerhin besteht noch die Hoffnung, daß sich
wenigstens noch diese bedeutsamen Bilddokumente wieder auffinden und
alsdann ihren Weg dahin zurückfinden, wohin sie gehören -
in das neu einzurichtende Heimathaus des Kreises Bergheim!
H.S.
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