Bedburg-Blerichen. Im Sudetenland ist
die Glasindustrie heimisch. Nicht nur die Glasherstellung in der
Fabrik, sondern und vor allem die Glasveredelung. Mit dem Strom der
Flüchtlinge aus diesem Landstrich kam auch Helmut Stadtler ins
Rheinland und nach Blerichen. Seine Vorfahren hatten in Generationen
die Glasveredelung als ihr Gewerbe betrieben und er wollte auch in
der neuen Heimat diese Tradition fortsetzen. Zuerst lernte er noch
manches dazu, was er in jungen Jahren, bevor er Soldat wurde, nicht
hatte lernen können. Er ging noch drei Jahre auf die Fachschule
nach Rheinbach. Die Meisterprüfung bestand er mit Sehr
gut. Dann begann er in seinen bescheidenen Räumen in
Blerichen zu arbeiten.
Foto:
Schmitz-Franke
Die Muster entwirft er selbst, erst auf Zeichenpapier - dann werden sie auf das Glas übertragen. Mit sicherer Hand fährt er dann die verschiedenen Schmirgelscheiben über das Rohglas, um das Muster vorzureißen. Die Scheiben drehen sich mechanisch und - damit das Glas nicht dabei zu heiß wird und zerspringt - ein kleiner Wasserstrahl netzt fortwährend die Schleifstelle. Dann folgt ein Nachschleifen, ein Feinmachen mit Natursteinscheiben. Den letzten Schliff erhält das veredelte Glas in einem Säurebad, das alle Sand und Glasstaubteilchen entfernt, und in der Polierung. Diese Arbeit wird mit der Hand ausgeführt und kostet viel Aufmerksamkeit und Mühe. Deshalb geschieht sie auch nur bei wirklich qualifizierten Gläsern.
In einem Jahr hat der junge Meister sich seinen Betrieb aufgebaut. Nun versucht er, die Industrie seiner Heimat und seiner Väter auch hier ansässig zu machen. Es scheint ihm gut zu gelingen, denn täglich finden sich viele Interessenten ein und sehen die große Auswahl an Gläsern, Vasen, Tellern und Dosen. Und viele kaufen sich ein schönes Stück, denn der junge Meister hat für jeden Geschmack und - was heute noch wichtiger ist - für jeden Geldbeutel etwas Passendes vorrätig. Sicherlich wird der Zuspruch, den er findet, gerade jetzt zur Weihnachtszeit, wo jeder nach passenden Geschenken sucht, groß sein. Der Kreis Bergheim aber ist um einen Zweig der Heimindustrie reicher geworden.