Der Besenbinder







Kreis-Blatt Nr. 18
für den
Kreis Bergheim

Redigiert und verlegt von Leonard Moeker.

Bergheim, den 2. Mai 1846





Der Besenbinder

Ich bin der Besenbinder Veit,
Das ist mein ganzer Titel;
Zufrieden doch zu jeder Zeit,
Trägt gleich mein Weib ein schlechtes Kleid,
Ich einen groben Kittel.

So sind wir doch einander gut,
Könnt' ohne sie nicht leben,
Und hätte nimmer frohen Muth,
Thät auch im Dorf sein Rittergut
der gnäd'ge Herr mir geben.


Ergänzungsfoto: Vogtsbauernhof

Wenn ich so meine Besen bind',
Und sie sitzt mir zur Seite,
Hat auf dem Schooß das kleinste Kind,
Die andern emsig und geschwind
Arbeiten, welche Freude!

Die Zwecke da, das Eine schnitzt,
Das And're legt die Reiser,
Das Dritte dann die Weiden schlitzt,
Das Viert' die Stiele schält und spitzt,
Und's Fünfte schreit sich heiser.

Ich haber sing' ein fröhlich Lied,
Und laß den Himmel walten,
Und danke stets für seine Güt',
Daß er mir immer mein Gemüth,
Wie mich, gesjund erhalten.

Leicht wird mir so die Arbeit dann,
Wenn gleich oft Sorgen harren,
Und ist sie fertig, frisch voran
Fahr' ich zur Stadt, ein Besenmann,
Mit meinem Schiebekarren.

Wohl durch die Gassen eng und breit,
Geht's dann im Tritt, im festen,
Und Keiner ist, der besser schreit:
"Kauft Besen, kauft, es ist der Veit!
Er hat die allerbesten!"

Bald ist vollendet der Verkauf,
Sei's Sommer oder Winter,
Und heimwärts geht's im raschen Lauf,
Die Berg' und Hügel ab und auf,
Zur Freude meiner Kinder.

Sie kommen, als gäb's einen Schmaus,
Engegen ganze Strecken,
Da sucht man mir die Taschen aus,
Und frohen Sprunges geht's voraus,
Dann mit dem Kreuzerwecken.

Nun sagt, wo ist ein reicher Mann,
Der Güter hat und Titel,
Und der mit Seide angethan,
In seinem Schmuck sich freuen kann,
Wie ich im groben Kittel?





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