Der
Besenbinder
Ich bin der Besenbinder
Veit, Das ist mein ganzer Titel; Zufrieden doch zu jeder
Zeit, Trägt gleich mein Weib ein schlechtes Kleid, Ich
einen groben Kittel.
So sind wir doch einander
gut, Könnt' ohne sie nicht leben, Und hätte
nimmer frohen Muth, Thät auch im Dorf sein Rittergut der
gnäd'ge Herr mir geben.
Ergänzungsfoto:
Vogtsbauernhof
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Wenn ich
so meine Besen bind', Und sie sitzt mir zur Seite, Hat auf
dem Schooß das kleinste Kind, Die andern emsig und
geschwind Arbeiten, welche Freude!
Die Zwecke da, das Eine
schnitzt, Das And're legt die Reiser, Das Dritte dann die
Weiden schlitzt, Das Viert' die Stiele schält und
spitzt, Und's Fünfte schreit sich heiser.
Ich haber sing' ein fröhlich
Lied, Und laß den Himmel walten, Und danke stets für
seine Güt', Daß er mir immer mein Gemüth, Wie
mich, gesjund erhalten.
Leicht wird mir so die Arbeit
dann, Wenn gleich oft Sorgen harren, Und ist sie fertig,
frisch voran Fahr' ich zur Stadt, ein Besenmann, Mit meinem
Schiebekarren.
Wohl durch die Gassen eng und
breit, Geht's dann im Tritt, im festen, Und Keiner ist, der
besser schreit: "Kauft Besen, kauft, es ist der Veit! Er
hat die allerbesten!"
Bald ist vollendet der
Verkauf, Sei's Sommer oder Winter, Und heimwärts
geht's im raschen Lauf, Die Berg' und Hügel ab und
auf, Zur Freude meiner Kinder.
Sie kommen, als gäb's
einen Schmaus, Engegen ganze Strecken, Da sucht man mir die
Taschen aus, Und frohen Sprunges geht's voraus, Dann mit
dem Kreuzerwecken.
Nun sagt, wo ist ein reicher
Mann, Der Güter hat und Titel, Und der mit Seide
angethan, In seinem Schmuck sich freuen kann, Wie ich im
groben Kittel? |