Bergwerke, die wenig bekannt oder gänzlich unbekannt sind

Aus den Eingeweiden mühsam das Eisen herausgezogen


Von Manfred Konrads


Als der Herzog von Marlborough, Sieger von Höchstädt (1704) und Vorfahre Winston Churchills, bei einem weiteren Unternehmen im Spanischen Erbfolgekrieg 1705 die Eifel durchquert, schreibt sein Hauskaplan über unser Land 1: »Ein kahler Boden, Gebirge mit nackter Oberfläche, aus deren Eingeweiden man mühsam Eisen herauszieht.«

Daß diese bergbauliche Tätigkeit und die Herstellung von in jeder Hinsicht hervorragendem Eisen den Namen der Eifel einmal weit über ihre Grenzen hinaus bekannt gemacht hatten und hundert Jahre später noch einmal zu neuer Blüte gelangen würden, ist bekannt und in der heimatkundlichen Literatur und darüber hinaus oft dargestellt worden. Auch der Bleierzbergbau und das Hüttenwesen sind Gegenstand mancher Forschungsarbeit gewesen. Dieser Beitrag beschäftigt sich deshalb mit Bergwerken, die wenig bekannt oder gänzlich unbekannt sind.


In seinen »Studien zur Wüstungsfrage« schreibt W. Janssen 2 unter »Hof Reytbach« u. a. : »genaue Lage unbekannt, wird jedoch in der Nähe von Frohnrath, zwischen Frohnrath und Golbach vermutet«. Diese Vermutung wird durch zwei Karten bestätigt, die laut Signatur um 1600 angefertigt worden sein sollen (s. Abb.) 3. Reytbach gehörte dem Kloster Steinfeld, und für Kelleter 4 und nach ihm manche andere 5 spielte die Abtei eine zentrale Rolle im Berg- und Hüttenwesen der Nordeifel. »Die Zehntausstattung bestand hauptsächlich in Einkünften aus Bergdörfern. In einer unwirtlichen Gegend auf einem Grubenfeld aus Eisenstein gebaut ..., angewiesen, dem Erdinnern abzugewinnen, was die Oberfläche versagte« 6. Diese Aussagen werden weder durch das Lagerbuch von 1502/03, das Einkunftsverzeichnis des Küchenmeisteramts von 1518 noch an anderer Stelle im Urkundenbuch der Abtei bestätigt 7. Kelleter 8 schreibt weiter: „Reytpach oder Reipuch ist als ein am Bach gelegenes Reidwerk oder als Reidpochwerk aufzufassen“, und wenn Stahl 9 schreibt, die älteste im Kreise Schleiden bekannte Hütte sei 1187 in Steinfeld entstanden, so denkt er an Reytbach, denn 1187 taucht der Name erstmals auf 10. Dabei handelt es sich freilich nicht um eine Hütte oder ein Reidwerk, sondern schlicht um einen Hof. Auch später gibt es keine Überzeugenden Hinweise für Eisenbereitung auf Reytbach.

Wenn sich auch eine zentrale Bedeutung von Bergbau und Verhüttung für die Abtei Steinfeld nicht erkennen läßt, so ist diese doch - genau wie die sie umgebenden Territorien - auf diesen Gebieten tätig gewesen. »Ce pays est effectivement tres riche en mines de fer (Dieses Land ist wirklich sehr reich an Eisenbergwerken)«, heißt es 1801 in einer Bestandsaufnahme für die französische Verwaltung 11. Es wird gemeldet, die beiden Hüttenwerke Steinfeld (zu Urft gelegen) und Ahrhütte versorgten um die zwanzig Fabriken im Trierer Land, Luxemburg, Lüttich und Aremberg. Die Eisensteingruben seien sechs bis zwanzig Meter tief , und dem Abt habe von den Bergleuten der zehnte Teil vom Wert des geförderten Erzes zugestanden, bei Förderung auf abteilichern Grund zusätzlich jede sechste Karre.



Ursprünglich hatten nur die Könige das Recht, Bergbau zu betreiben. Als Bestandteil des Wildbannes irn Osning, zu dem auch das Steinfelder Gebiet gehörte, verlieh Heinrich IV. dieses Bergareal 1069 der Kölner Kirche, von wo aus es später teils an die Grafen von Jülich, teils an andere Herren übergegangen ist 12. Der Bergbau wurde durch Bergweistümer und -gerichte geregelt.

Während Weistümer von Kall (vom Jahre 1494; war Muster für Gressenich) 13 und Schleiden (von 1547) 14 vorliegen, ist ein solches von Steinfeld nicht bekannt. Ein anschauliches Bild der Zustände um 1582 vermittelt ein Notizbuch 15 über den Steinfelder Hof Scheuren (bei Steinfeld; wüst), der aber in Schleidener Hoheit lag. Dort heißt es (hier in sprachlich veränderter Form): »Anno 1582 wollte man daselbst Eisenstein suchen. Weil man das nicht verhindern kann, habe ich dem Pächter gesagt, er solle es versuchen und zusehen, alle Fremden umzuhalten. Denn ich habe Sorge, daß jedermann (hier) einfallen wird, wenn es guten Eisenstein gibt. Denn das Bergrecht ist stark, und weder König, noch Herzog, noch Graf kommen dagegen an, selbst wenn jemand im Gemüsegarten oder gar bis unter eines Menschen Schlafkammer graben will 16. Auch ist es allda Rechtens und eine Gewohnheit, wenn man die Erlaubnis des Bergmeisters hat, dann mag man auf anderer Leute unbesätem Grund und Boden Kulen (= Gruben) machen, so viel oder wenig man will, und der Eigentümer kann solches nicht verbieten. Doch wenn dieser will, kann er sich beteiligen und den Profit teilen. Wenn er sich nicht beteiligt, darf er dennoch die Schächte und Gruben nicht zuwerfen. Wenn die Bergleute keine zwölf Wagen (Erz) graben, müssen sie die Kulen zuschütten, weil der Bergmeister sonst keinen Profit hat. Denn der Bergmeister hat den zwölften Wagen von allen Minen.«

In einem Tauschgeschäft tritt Steinfeld 1702 seine Besitzungen in Gillenberg mit dem »Zehnden von dem allda ziehenden Eisenstein und dergleichen Mineralien« an Salm-Reifferscheid ab 17. Von dem »Zynde uff dem berge, den die heren van Steinfeit uff doint« erhält 1476 der Schleidener Rentmeister 1 Gulden 18, und die Abtei selber nimmt im Rechnungsjahr 1722/23 in ihrer Herrschaft Wildenburg den gleichen Betrag für die Genehmigung, nach Eisenstein zu graben, ein 19.



Die obengenannte Karte des Hofes Reytbach (bei der Norden rechts ist!) muß als ein Glücksfall betrachtet werden. Sie zeigt neben der genauen Abmarkung des Hofes (Reipach) mit Grenzsteinen und Grenzbäumen die Lage zweier Minen: den »Bochenstollen« und den »Grosenstollen« .Sie liegen im Hofesbereich im Dreieck »Steinfelder Weg« , »Monichs Fhur« und der Landstraße (die Johann, Herr von Schleiden, 1347 gefordert hatte 20). Möglicherweise handelt es sich hier um die schon 1503 erwähnten »Wercke up dem Steynberghe«, die Joeris Muys von Johan van Wyntzen übernommen hatte und für die er jährlich am 1. August (ad vincula Petri) der Abtei einen Schilling zahlen mußte, solange sie in Betrieb wären 21.

Bei Reytbach lag auch der »Heidenstollen«. Dieses Bergwerk wurde genossenschaftlich betrieben. Die Abtei Steinfeld war mit einem Dreizehntel (!) beteiligt. Im Jahre 1605 kam es zum Streit zwischen Abt Balthasar Panhausen und den »Stollengenossen und Konsorten« Sybert Funck, Hupert Guldens, Hermans Johan, Pitschen Peter zu Kerperscheid, Claiß (Halfen zu Reipach!)j Baurs Heinrich zu Biomendall, Johann Engels zu Sistig und Sophia von Engersberg, die zusammen das Bergwerk zum Halbteil besaßen. Sie hatten Steinfeld seinen Anteil Erz vorenthalten. Am 13. Dezember schlossen Jacob Thomaßen zu Oberhausen (für Steinfeld) und Hans Scheffer, Bergmeister und Schultheiß des Obergerichtes Sistig, (für die Beklagten) zu Schleiden einen Kompromiß 22: Die Beklagten wollen dem Abt und dem Konvent ab vergangenern St.-Michaelistag (Sept. 29) und in alle Zukunft ihren Anteil zukommen lassen »nach Berchsbrauch, dann auch eines zwischen wolg. Kloster Steinfeld und den Berchleuden zu Reipach vormals durch den wolgeb. Grafen und Herrn, Herrn Dietrich Grafen zu Manderscheid und Herren zur Schleiden etc. christmilden Andenkens ufgerichten Vertrags« .

Weil aber dem Abt schon so lange Zeit sein Anteil vorenthalten wurde, soll er auch die 13. Karre (Eisen-)Steins von dem erhalten, »was vor Michaelis dieses ablaufenden Jahrs 1605 daselbst auf dem Heidenstollen in der nächster Reidung gereidt ist« .Der Hof Reytbach brannte 1758 ab 23 und wurde nie wieder aufgebaut. Vielleicht lagen hier die 1762 genannten Abteiwiesen, auf denen Goibacher Pächter Eisenerz fanden. Abt Gabriel Hilgers gab sie zur Ausbeutung frei und erhielt dafür jede zwanzigste Karre 24.

Erst die Flurbereinigung hat die Kulen, die letzten Zeugnisse des Bergbaus in Reytbacher Flur, beseitigt.



Giescheid


Östlich des Prethbaches bei dem Dorf Giescheid liegt auf einem steilen Bergkegel ein Burghügel, im Volksmund »Burgkopp« genannt. Hier stand die erste Wildenburg der Herren von Reifferscheid, und nach ihr benannte sich die Familie, die sich um 1200 vom Hause Reifferscheid abspaltete und rund sechs Kilometer nordöstlich eine neue Wildenburg errichtete.

Es ist anzunehmen, daß Alt-Wildenburg nicht zuletzt die Aufgabe hatte, die großen Bleierzlager und die Bleigewinnung in diesem Raume zu sichern. Janssen 25: »Es scheint sich hier um eine Verbindung zwischen lokalem Adel und gewerblicher Produktion zu wiederholen, wie sie auch in den großen Gebieten mit Eisenerz bergbau zu beobachten ist. « Bei der Aufspaltung der Herren von Reifferscheid in zwei selbständige Linien wurden auch das Land und die Einkünfte geteilt »wie ein Schweinsfuß« , so 1627 Graf Werner zu Salm-Reifferscheid 26. Daß dies auch für die Bergwerke gilt, erfahren wir in einem Bericht 27 für Graf Floris I. von Palant-Culemborg (1537 -1598), der Ansprüche auf die Herrschaft Wildenburg erhob: »Item imgelyx ysser (ist da) eyn blyberch geheyten Reyschet (Rescheid) und der blyberch dyelt (teilt) myn heer von Ryverschet onde dat huys van Wyldenborch unde hant (haben) tsamen den tzeenden tzindel (?)«. An anderer Stelle der gleichen Quelle wird der » blyberch op Gysscheyt« genannt. Damit ist der Wildenburger Anteil am Rescheider Bleiberg gemeint, denn letzterer wird nicht mehr erwähnt. Für diese Annahme spricht ferner, daß Giescheid ausschließlich in Wildenburger Hoheit lag. Während die Bergwerke um Rescheid mit mehr oder weniger großen Unterbrechungen bis in unser Jahrhundert in Betrieb gewesen sind, schweigen die Quellen über den Giescheider Bleiberg.



Rodenbusch


Knapp drei Kilometer nordöstlich von Rescheid und Giescheid liegt der Hof Rodenbusch, ein ehemaliges Freigut der Herrschaft Wildenburg. Auch dort befand sich ein Bleibergwerk, das sich im gemeinsamen Besitz von Marsilius von Palant zu Wachendorf und Hartard von Palant zu Wiebelskirchen befand. Folglich erhielten die Bergleute auch von beiden Herren ihren Lohn. Aus den Jahren 1604 bis 1608 kennen wir die Namen der Bergleute und den Anteil des Lohnes, den Marsilius von Palant zahlen mußte 28:

Teis uft Dickerscheid erhält 1608 einen Vorschuß von 1 M 9 S Korn und 6 M 3 V Hafer .

Im Jahre 1606 wurden außerdem für Ballast 7 Gulden und für Kerzen 4 Gulden ausgegeben. Unter Ballast versteht man heute die nicht verwertbaren Mineralien. Damals verstand man darunter die Arbeitsschutzkleidung, die - wie heute - der Arbeitgeber zu stellen hatte. Die Kerzen zeigen, daß schon in Stollen gearbeitet wurde.



Im Jahre 1607 gab man für Ballast, nämlich für vier Kalbfelle zur Herstellung von Kogeln (Kapuzen) und Schoßfellen, 19 Mark aus, und beim Verdingen der Bergleute trank man ein Viertel Wein zu 8 Albus. Um eine Vorstellung von der Kaufkraft in der damaligen Zeit zu erhalten, mögen folgende Angaben dienen (allerdings für 1564, wo das Preisniveau im allgemeinen etwas niedriger lag) : 1 Kalb kostete 1 Gulden, 1 Hammel 2 Gulden 4 Albus, 100 Eier 16 Albus und eine Elle englischen Tuchs 2 Gulden 2 Albus.

Beinahe das ganze 18. Jahrhundert hindurch befindet sich Rodenbusch in der Hand berühmter Reidtmeisterfamilien des Schleidener Tales, der Schoeller (auf sie geht das heute noch in Hellenthal produzierende gleichnamige Werk zurück), Günther, Virmond, Bastian und Peuchen.29 Im Gegensatz zu den anderen Lehnsnehmern werden sie in den Akten mit » Herr« tituliert, Ausdruck der Bedeutung und Hochachtung, die diesen Familien zuteil war . Selber bewohnt haben sie Rodenbusch nicht, aber sie sicherten sich die Ausbeutung der Bleivorkommen. Damit ist sicher, daß damals im Schleidener Tal nicht nur Erze vom Blumenthaler oder Rescheider Bleiberg verhüttet worden sind. 30

Noch heute bestehen um Rodenbusch Schürfrechte auf Kupfer- und Bleierz für ein Bergwerk, das unter dem Namen »Ophelia« in die Grundakten eingetragen ist.



St. Petersholz


In den Erläuterungen zur geologischen Karte von Blankenheim 31 heißt es: »Nach alten Berichten sollen die Mönche des Klosters Steinfeld bereits vor dem 19. Jahrhundert im Radersiefen (Gemarkung Petersholz) ... Bergbau durchgeführt haben. Spuren dieser Tätigkeit sind an einem 900 Meter langen Pingenzug zu erkennen.« Dieser Pingenzug liegt am Treisbach zwischen Milzenhäuschen und Blankenheim-Wald in einem Tal, welches die Tranchot-Karte (Blatt 129 Blankenheim) noch Bleiseiffen nennt. Nun heißt es 1541 in einer Grenzbeschreibung 32 zwar »Diessen selvigen siffen heraff langs den bleiberg und Sanct Peters holtz bis an den stollen under dem bleiberg«, aber es ist nicht gesagt, daß dies Steinfelder Gebiet ist. Alles spricht vielmehr dafür, daß wir es mit Blankenheimer Besitz zu tun haben, wie ja überhaupt der heutige Wald Petersholz erst nach der Feudalzeit von Blankenheim abgetrennt worden ist.

Graf Johann Arnold von Manderscheid-Blankenheim verlehnt 1632 »dem ehrsamen Brunnenmeister ( !) Gonrad Märten von Bamberg ( !) « ein neues Bergwerk, das auf dem Berg begonnen war, der den Namen St. Petersholz führte, und 1676 wird Valentin Wiedenhaus, aus dem Lande Braunschweig (!) gebürtig, mit dem Bergwerk auf St. Petersholz belehnt. 33

Nach Janssen 34 ließ Graf Salentin Ernst von Manderscheid-Blankenheim »im Gebiet des heutigen Bahnhofs Blankenheim-Wald eine Bauernsiedlung mit Namen St. Petersholz errichten und setzte dort welsche Bauern an«. Im Städteatlas Blankenheim 35 heißt es: »Golonie der Welschen auf Peters Holtz, so 1679 angefangen, anno 1690 aber schon exudierte«. Es gibt also keinen Anhaltspunkt dafür, daß die Siedlung in der Nähe des heutigen Bahnhofs lag. Vielleicht sollten die Siedler sich dem Bergbau widmen, waren die Wallonen doch als gute Bergleute bekannt.


Ehemaliges Erzschürfloch (Pinge) auf St. Petersholz


Um 1700 besitzt der Graf von Blankenheim den achten Teil vom »Bleybergwerck im Busch St. Petersholtz«. 36 In den Bergwerksprotokollen Sternberg-Manderscheid 37 erfahren wir, daß 1786 Joseph Stollenwerk, Johann Bousch und Johann Groß von Büschscheid (sicher Büschem) in der Grafschaft Reifferscheid um die Konzession nachsuchen, auf Petersholz »zwischen dem Bleiseifen und der neuen Landstraße« weiter auf ihre Kosten nach Bleierz suchen zu dürfen. Die Konzession wird unter der Bedingung erteilt, daß sie das gefundene Erz anmelden, den gebührenden Zehnten davon entrichten und bei gutem Fortschritt sich um die wirkliche Belehung mit dem Bergwerk bemühen.

Im Jahre 1790 erhält Hubert Reinartz »vom Bleiberg aus dem Dorf Wallendal« die Erlaubnis, auf Petersholz nach Bleierz zu suchen.


Pinge an der ehemaligen Grube „Silberberg“



Silberberg


Gut einen Kilometer westlich der Gruben von St. Petersholz und rund 400 Meter südwestlich von Milzenhäuschen lag die Grube Silberberg, deren alter Name »Auf der Wisselbach« lautete (Der Wisselbach entspringt in der Nähe und mündet in die Urft). Sie war nicht Steinfelder Besitz, wie Reinartz 38 annahm, sondern eines der ältesten Bergwerke der Herrschaft Wildenburg. Sicherlich war es unter den Gruben, die Johann von Palant zu Wildenburg, Landdrost von Jülich, 1514 gegen den Zehnten verliehen hat. 39

Das Berggericht zu Wildenburg unter dem Bergmeister Tyelman und den Berggeschworenen John zo Velser, Lenart zo Dyeffenbaych, Daem up Zygscheyt (Zingscheid), Wyllems Peter zo Wolffer, Bernt Muyss und Daem Kremer zu Walen beurkunden 1526 einen Kaufvertrag. 40 Junker Dyederich von Ayr zo Antwyler kauft den zwölften (!) T eil am Bergwerk »up der Vysselbaych« .Davon erwirbt er je ein Drittel von Rychart von Dommersbaych, Muess Claess Dryess und Dryess Broder Jonen.

Auch in dem bereits oben angeführten Bericht für Graf Floris I. von Palant-Culemborg wird erwähnt, der »Blybergh op der Wischelbach« erbringe jährlich den Zehnten.

Am 22. November 1848 veröffentlicht das Königliche Preußische Bergamt Düren im Auftrag des Königlichen Oberbergamtes für die Niederrheinischen Provinzen im öffentlichen Anzeiger des Aachener Regierungsamtsblattes folgende Bekanntmachung: 41 »Der Königliche Landgerichtsrath Georg Hecker zu Trier, hat mitteist Gesuch vom 31 .October c. die Concession zur Gewinnung von Bleierz. ..nachgesucht. Nach dem vorgelegten dreifachen Riß hat das nachgesuchte Feld, welches der Bewerber Silberberg nennen will, einen Flächeninhalt von 1,599,226 Quadratlachter, oder 700 Hectaren 13 Aren (Es folgt die Grenzbeschreibung). In Gemäßheit der Art. 6 und 42 des Bergwerksgesetzes vom 21. April 1810, erbietet sich der Bewerber den Oberflächenbesitzern eine Grundrente von 3 Pfennigen pro Hectare und Jahr zu zahlen, und außerdem jeden der Oberfläche durch seinen Bergbau entstehenden Schaden gesetzlich zu vergüten« .

Laut Ribbert 42 handelt es sich bei der Erzführung um eine gangförmige, hydrothermale Bleiglanzvererzung. Alten, unveröffentlichten Bergwerksnachrichten zufolge soll dieser Bleiglanz einen Silbergehalt von ca. 340-350 g/t Bleikonzentrat (75-80 % Pb) enthalten. Ob diese Tatsache dem Bergwerk seinen Namen gegeben hat oder der benachbarte Silberseiffen, läßt sich nicht mehr feststellen.

Das Königliche Handelsministerium zu Berlin erteilte 1849 Hecker (s.o.) und dem Walzwerkbesitzer Ludolph Adolph Hoesch zu Düren die Konzession 43. Im gleichen Jahr soll die Grube ihren Betrieb aufgenommen haben und ein 50 Meter tiefer Schacht abgeteuft worden sein.

In der Übersicht 44 von der Produktion der Bergwerke des Eifelreviers, das sich vom Rurtal bei Düren bis zur Ahr und Kyll erstreckte, für 1857 ist auch Silberberg aufgeführt, allerdings ohne Angabe der Fördermenge; möglicherweise wurde in dem Jahr nicht (mehr) gefördert. Zu erfahren ist aber, daß zehn Mann auf der Grube arbeiten, die 33 Familienmitglieder ernähren müssen und daß die Maschine zur Wasserhaltung von einem Pferdegöpel angetrieben wird. In der Konzessionsurkunde war eine Dampf maschine verlangt worden »oder, in Betracht der theuren Kohlen, ... Erbauung eines Pferdegöpels«. Zu 1858 heißt es: »Der Bleierzbau ist nicht mit der Regsamkeit betrieben worden, deren er fähig gewesen wäre. Die Werke Wohlfahrt, Silberberg und Therese sind nicht umgegangen«. Auch 1859/60 liegt die Grube still.

Offenbar wurde man mit dem Problem des eindringenden Wassers nicht fertig. Dies veranlaßte damals den Bergingenieur Schmidt aus Krekel, Sohn eines ehemaligen Steigers, nach Amerika auszuwandern 45.

Die weitere Geschichte ist einer Veröffentlichung des Deutschen Bergbau-Museums Bochum zu entnehmen 46: »Am 1. November 1901 begann die Aktiengesellschaft für Bergbau, Blei- und Zinkfabrikation zu Stolberg und in Westfalen auf dem angepachteten (Eigentümer war die Gewerkschaft Silberberg, die ihren Sitz in Bonn hatte 47) Bleierzbergwerk Silberberg bei Blankenheim mit Versuchsarbeiten, 1902 war der angesetzte Schacht bereits in 49 Meter Tiefe angelangt, und rund 70 Meter weiter setzte das Unternehmen einen zweiten Schacht an. 1903 wurde der Maschinenschacht bis auf 97 Meter niedergebracht; der dort angesetzte Querschlag auf der 70-Meter-Sohle erreichte eine Länge von 92,10 Meter und wurde, da man den Gang nicht antraf, gestundet. 40 Meter vom Schacht entfernt ging man daraufhin von der Sohle aus mit einem Überbruch ins Hangende und fand nach neun Metern den Gang in guter Erzführung an. Wegen der starken, plötzlich hereinbrechenden Wasserzuflüsse aus alten Bauen konnte man dann die Untersuchung des Ganges nicht fortsetzen .

Daraufhin teufte man 1904 den Maschinenschacht bis auf 103 Meter ab und setzte bei 100 Meter Teufe die 2. Sohle an. Ein nach Norden vorgetriebener Querschlag erreichte bei 21 Meter Länge den Gang, der auf 88 Meter erzführend, jedoch nur zum Teil bauwürdig war. Auf der 70-Meter-Sohle war dieser Gang vollständig taub; das dort angesetzte Überhauen wurde nach der Wasserwältigung mit der 52-Meter-Sohle zum Durchschlag gebracht und von hier aus die alte Strecke neu aufgewältigt. Die 52-Meter-Sohle wurde darüber hinaus mit dem zweiten (Wetter)-Schacht durchschlägig gemacht.

Bereits 1905 erwiesen sich alle Arbeiten auf der 52-Meter-, 70-Meter- und 100-Meter-Sohle als vergeblich, da der Gang überall taub angetroffen wurde. Deshalb teufte man den Maschinenschacht nochmals 30 Meter weiter ab und setzte bei 130 Meter Teufe die 3. Tiefbausohle an. Dort traf man den Gang nur sechs Meter vom Schacht entfernt an, löste aber soviel Wasser, daß man zunächst eine neue Wasserhaltung einbauen mußte. Anschließend fand man den Gang in recht guter Beschaffenheit und baute einzelne Erzmittel ab. Doch erwiesen sich letztlich alle weiteren Untersuchungsarbeiten als erfolglos. 1909 stellte man die Grube Silberberg ein. Die maschinelle Ausrüstung wurde teilweise von der Grube Diepenlinchen (Stolberg) übernommen. Eine reguläre Förderung hat niemals stattgefunden«.

Dagegen berichtet Ägidius Klinkhammer (geb. 1897) aus dem benachbarten Dorf Hecken, es seien Blei und Silber gefördert worden. Das Erz habe man in dem Wasser gewaschen, das von der Dampfmaschine aus dem Bergwerk abgepumpt worden sei. Dieses Wasser habe das Vieh wegen seines Bleigehaltes nicht saufen wollen. Man habe das Erz mit Pferdekarren zum Bahnhof Blankenheim-Wald transportiert und auf dem Rückweg Kohle für die Dampfmaschine mitgebracht. Steiger des Bergwerks sei Peter Klinkhammer aus Hecken gewesen, Pumpenwärter Winand Klinkhammer aus PauIushof.

Am 11. Mai 1911 wurde das Bergwerk Silberberg, das in 1 000 Kuxen 48 zerteilt war, an die obengenannte Aktiengesellschaft verkauft. Heute zu sehen sind noch eine Abraumhalde, ein Pingenzug und Reste alter Stauanlagen für die Erzwäsche. Nur der Name des Parkplatzes »Silberberg« hält die Erinnerung an dieses Bergwerk fest.



Rodenhardt oder Felix


Auf dem schmalen Südwest-Ende der Sötenicher Kalkmulde lag zwischen Benenberg und Zingscheid im Walde Rodenhardt die Brauneisensteingrube Felix. Über den Brauneisenstein schreibt von Dechen 49: »...ist kalk- und manganhaltig, von vorzüglicher Beschaffenheit, frei von jeder dem Hüttenbetrieb schädlichen Beimengung« .

Wegen der späteren Bedeutung dieses Bergwerks für die Trinkwasserversorgung sei von Oechen weiter zitiert: » Das Verhalten des Kalksteins in bezug der Wasserzugänge hat auf den Betrieb dieser einen wesentlichen Einfluß ausgeübt. Der Kalkstein ist so klüftig, daß die atmosphärischen Wasser auch auf den flachen Höhenzügen bis auf das Niveau der nächstgelegenen Taleinschnitte niedersinken. Die Eisenerze sind daher bis zu diesem Niveau ohne künstliche Mittel (Lösung durch Stollen oder Maschinen) gefördert worden. Dieses Wasser-Niveau bleibt sich jedoch nicht gleich.


Der Eingang zum „Drope“-Stollen in der Rodenhardt


In trockenen Jahren liegt dasselbe beträchtlich tiefer als in nassen Jahren. Unter diesem Wasser-Niveau sind dagegen die Zuflüsse so stark, daß ohne Wasser-Ableitung durch Stollen die tiefer liegenden Erze gar nicht gewonnen werden können... Durch diese Verhältnisse hat der Betrieb dieser an sich schon unregelmäßigen Lagerstätten eine sehr regellose Gestalt angenommen « .

In einem Protokoll 50 über die Bereisung des Bleibergreviers im Dürener Bergamtsbezirk schreibt Bergamtsdirektor John 1837 über die Gewinnung des Eisensteins: »Die Methode, nach welcher der Eisenstein aufgesucht und abgebaut wird, ist auf allen Punkten dieselbe. Man teuft Versuchsschächte, theils in bereits bebauten, theils in frischem Felde ab. Trifft man auf Eisenstein, so wird der Schacht in demselben entweder bis auf den umschließenden Kalkstein oder bis auf die Wasser niedergebracht. Ist dies geschehen, so längt man in dieser Sohle mit Grundstrecken aus und baut dann, indem man Gewinnungsörter dicht nebeneinander setzt, das Feld ab. Die abgebauten Räume werden baldmöglichst versetzt, und ist eine Sohle von ca. 6 Fuß Höhe abgebaut, dann wird wieder in der Firste neuer Stoß gefußt, und so die Ablagerung von unten nach oben und von Sohle zu Sohle hinweggenommen. Wegen Zerstreutheit der Eisenstein-Ablagerungen und der häufig geringen Ausdehnung derselben besteht dieser Bergbau in einem steten Wechsel zwischen Versuchs- und Gewinnungsarbeit.

Im Ganzen genommen ist daher derselbe unsicher und arm zu nennen; denn nicht häufig wiegt ein glücklicher Fund die frühere vergebliche Arbeit auf. Eine Begünstigung für denselben liegt aber darin, daß er von Leuten betrieben wird, die sich zugleich vom Ackerbau nähren, und nur dann Bergbau treiben, wenn letzterer ihnen keine Beschäftigung gibt. Der Eisensteinbergbau wird daher nur hauptsächlich im Winter betrieben, wenn die Feldarbeit ruht, die Leute also nichts anders zu thun haben, und es ihnen deshalb nicht darauf ankommen kann, streng zu berechnen, wieviel Zeit sie darauf nutzlos verwendet haben. Daher rührt es, daß häufig Herr und Knecht, ja ganze Familien Hand mit anlegen, und daß überhaupt dieser Bergbau ein unvollkommenes Ansehen hat, welches jedoch nur in den Lokalverhältnissen begründet ist.«

In den Akten des Bergamtes Düren 51 finden sich die Namen von Bauern, die Schürfrechte in der Rodenhardt erbitten. Es sind der »ziemlich bemittelte Ackerbesitzer« und Besitzer einer Mühle zu Manscheid Theodor Klinkhammer aus Bungenberg und die »Ackerbesitzer« Gebrüder Mathias Huy von Büschem und Wilhelm Huy von Reifferscheid.

Am 2. Dezember 1825 meldet Klinkhammer der Bezirksregierung zu Aachen, »daß ich gesonnen bin, in dem Königlichen Forst-Distrikt Rothe Harth, Unterförsterei Wildenburg, Oberförsterei Blankenheim, Forstinspektion Gemünd, den Versuch machen will, auf Fossilien nachsuchen zu dürfen«. Bei erfolgreicher Suche will er um die gesetzliche Konzession nachsuchen.

In den Stellungnahmen des Revierobersteigers Pilz zu Gemünd und des Bergamts Düren ist zu erfahren, daß es sich eigentlich um den Wiederbetrieb eines »vor ca. 90 Jahren umgängig gewesen Bergbaus« handelt »von welchem auch mündliche und schriftliche Überlieferung Nachricht geben sollen«.

Derartige schriftliche Nachrichten liegen nun nicht direkt vor, finden sich aber in einem Hinweis aus dem Jahre 1564, wo von einem kleinen »Weiergen zu Wildenburgh an der Weschbach gelegen« die Rede ist 52. Mit Weschbach ist wahrscheinlich der Leiterbach gemeint oder ein kleiner Nebenbach desselben, wo noch heute der Damm einer - allerdings ausgetrockneten - Erzwäsche erhalten ist 53.

In den oben angeführten Stellungnahmen heißt es weiter: »Was man an Ort und Stelle sieht, sind eine große Anzahl kleiner Pingen und Halden und das zerfallene Mundloch (Eingang) eines alten Stollens, welches sich in einer am linken Gehänge des Lederbach-Tals gegen das Dorf Benneberg hinaufgehenden Schlucht befindet. Der Stollen soll ca. 80 Lachter (1 Lachter = 2,092 Meter) fortgebracht sein und die Mitte des Pingenzuges das Stollenort (Ende) weisen und hier ca. 18 Lachter Teufe einbringen. Das Übergebirge ist Grauwacke 54. Die Unternehmer sind entschlossen, diesen alten Stollen wieder zu eröffnen und haben vorläufig eine der alten Pingen etwa 4 Lachter tief aufgezogen.« Die vormaligen Betreiber hätten in ihren 5 bis 18 Lachter Teufe getriebenen Bauen Eisenstein gewonnen und mit dem Stollen Bleierz (!?) gefunden. Besonders bei den alten Halden gebe es Ton von blau-grauer, brauner, rötlicher und weißer Farbe. Der blaue Ton sei zur Herstellung feuerfester Gefäße geeignet. Ein Papierfabrikant habe sich schon eine Karrenladung kommen lassen.

Das Bergamt Düren befürwortet die Schürfgenehmigung für vorläufig zwei Jahre unter der Bedingung, daß Klinkhammer alle Oberflächenschäden wieder beseitigt, den zehnten Teil vom Verkaufswert des Tons abführt und »daß er durch Eröffnung des Stollenmundlochs und Ausmauerung des Stollens soweit als nötig, sodann durch Abteufung eines Schachts auf denselben oder Hinzuziehung eines alten

Luftlochs das verlassene Ort aufsuche und soweit (v)erlänge als nötig ist, um über die Lagerstätte und deren Bauwürdigkeit urteilen zu können, endlich ...am Ende des Pingenzuges mit Schürfschächten niedergehe« .

Für die Forstverwaltung erteilt der Forstinspektor Kauhlen zu Gemünd die Zustimmung zu den Schürfungen unter der Bedingung, daß Klinkhammer diese auf die (damals) vorhandenen Blößen und alten Berggruben begrenzt und eventuelle Beschädigungen an Erdoberfläche und Holzbestand nach Abschätzung durch den betreffenden Oberförster vergütet.

Die Gruben der Versuchsschürfungen muß er wieder verfüllen. Für all diese Verpflichtungen muß er einen Bürgen stellen. Diesen findet er in seinem Stollengenossen Mathias Huy, wie der Akt vom 31. März 1826 vor dem Schleidener Notar Charlier ausweist.

Leider weiß man nichts über den Ausgang der Sache. Als Theodor Klinkhammer 1836 starb, wurde sein ganzes Vermögen versteigert 55.


Ehemalige Erzwäsche an der Rodenhardt


Drei Jahre später beantragten der Wahlener Bürgermeister Wilhelm Marder, die Ackerer Johann Joseph Lenzen, Stephan Lenzen, Mathias Wilhelm Lenzen und der Tagelöhner Johann Schmitz (alle aus Sistig), der Ackerer Michael Schumacher und die Maurer Nicolaus Heinen und Johann Glehn (alle aus Wildenburg) die Konzession zum Abbau 56 der im Distrikt Rodenhardt ...verbreiteten Eisenstein-Ablagerung und beibrechenden Erze« . Das Königliche Finanzministerium zu Berlin, Abt. für das Bergwerks-, Hütten- und Salinenwesen, erteilt am 25. Oktober 1840 die Konzession für dieses Bergwerk, das 38 ha 61 a 4 m2 Flächeninhalt hat und den Namen Felix erhält. Die Urkunde 57 verpflichtet unter anderem dazu, »den im Lederbach-Thale mündenden alten Stollen vorerst wieder aufzusäubern und damit die neuerdings verschürften Eisensteinlagerstätten zu lösen«.

Für die Jahre 1857 bis 1860 weiß man mit Sicherheit, daß das Bergwerk Felix still lag 58. Die Angaben über die heutige Länge des Stollens schwanken zwischen 186 Meter und 220 Meter 59. Die Felsüberdachung beträgt bis zu 90 Meter. Wenn im ersten Konzessionsgesuch die Länge mit ca. 80 Lachtern, also rund 167 Meter, angegeben wird, ist der Stollen in all den Jahren nur etwa zwischen 19 Meter und 53 Meter vorgetrieben worden. Er ist bis zu einem Meter breit, bis zu 1,80 Meter hoch, macht viele kleinere Biegungen und hat zwei nicht mehr begehbare Abzweigungen. Die Stollenachse ähnelt einem Viertelkreis (s. Abb.).

Der Krekeler Willi Larres (geb. 1910) hat von seinem Onkel gehört, zur Belüftung des Stollens habe jemand eine Maschine drehen müssen. Die Bergleute hätten oft mit diesem geschimpft, er habe zu wenig gedreht und sie seien wegen mangelnder Frischluftzufuhr müde geworden .

Als die Grube außer Betrieb gewesen sei, hätten die Benenberger zuweilen mit dem Stollenwasser die zur Wurstherstellung bestimmten Därme ihrer Schweine gesäubert.

Alleiniger Inhaber der Grube Felix war zuletzt der Kommerzienrat Theodor Stein aus Kirchen/Sieg, dessen Nachfahren 1899 auf alle Rechte verzichteten 60.

Seit 1940 dient der Stollen der Trinkwasserversorgung. Ende August jenes Jahres meldet die Schulchronik Wildenburg die Fertigstellung der Wasserleitung Rodenhardt - Manscheid - Reifferscheid - Hellenthal. Ein Jahr zuvor hatte der Soldat und Ingenieur Drope vom 22. Festungspionierstab in Düren damit begonnen, den Stollen, der heute seinen Namen trägt, wieder aufzuwältigen 61. Der Grund war die Versorgung der Westwallbunker. Da wegen der starken Belegung Hellenthals und Blumenthals mit Soldaten und Westwallarbeitern die Trinkwasserversorgung nicht mehr gesichert war , ordnete die Inspektion der Westbefestigungen den Anschluß des Leitungsnetzes dieser Dörfer an den Dropestollen an. Die Inbetriebnahme erfolgte Anfang 1941 62.

In seiner Festschrift zum 25jährigen Bestehen 63 gibt das Wasserwerk Oleftal, das jetzt im Besitz des Stollens ist, die minimale Wasserschüttung mit 200 m³ und die maximale mit 650 m³ pro Tag an. Im Jahre 1955 verleiht die Bezirksregierung Aachen der Gemeinde HeIlenthaI das Recht, dem Stollen solange täglich 310 m³ Trinkwasser zu entnehmen, bis die projektierte Oleftalsperre fertig ist 64. Die Gemeinde Hellenthal ist aber verpflichtet, der Gemeinde Wahlen, auf deren Gebiet der Dropestollen liegt, täglich 100 m³ Wasser abzugeben, sobald diese eine entsprechende Zuleitung verlegt hat. Rechtsnachfolger der Gemeinde Wahlen wird der Wasserbeschaffungsverband »Armes Ländchen«.

Am 15. Juni 1955 meldet die Pfarrchronik Wildenburg die Fertigstellung der Wasserleitung zu den Dörfern des Ländchens, die mit einer Festrede des Landtagsabgeordneten und Vorsitzenden des Grenzlandauschusses Dr. Leo Schwering am 10. November eingeweiht wird. Der Wasserbeschaffungsverband »Armes Ländchen« wird 1959 in »Oleftal« umbenannt. 65

Der Dropestollen liefert knapp drei Prozent der Wasserförderung des Wasserwerkes Oleftal. Es ist Trinkwasser von hervorragender Qualität, das - fast völlig ungechlort - heute die Ortschaften Wildenburg, Manscheid, Wiesen, Reifferscheid, Dommersbach, Felser und Wollenberg versorgt. Die ausschließlich forstwirtschaftliche Nutzung des Wassereinzugsgebietes garantiert auch in Zukunft die Güte dieses Wassers, das einst dem Bergmann das Leben schwer gemacht haben dürfte.



Mausberg, Steinseifen, Wildenburg


Der Mausberg liegt westlich von (Unter-)Krekel. In einem Einkunftsverzeichnis der Herrschaft Wildenburg aus dem 16. Jahrhundert 66 heißt es: »Item noch eynen (Eisen-) stein berch genant der Musberch, bryngt jaers uyt (aus) dye tzyende (zehnte) kaer« und 1564 gibt der Wildenburger Rentmeister 2 Gulden 6 Albus aus »von dem werck auff dem Mußbergh zu synnken (abteufen)« sowie 6 Albus für ein Pfund Kerzen. 67 Einnahmen aus dem Bergwerk werden nicht verzeichnet. Neben dem Mausberg liegt die Flur »Auf der Schmid « . Möglicherweise wurde hier einmal das Eisen vom Mausberg verarbeitet. Irgendwelche Spuren des Bergbaus finden sich heute nicht mehr. Südöstlich von Oberschämbach liegt der »Steinseifen«. Hier stieß man 1926 bei der Quellensuche zur Anlage einer Wasserleitung in 1,50 Meter bis 2 Meter Tiefe auf einen waagerechten Belag schwarz vermoderter Eichenstämme. 68 Sie lagen auf dem Hasseluntergrund auf; darüber lagerten aufgeschwemmte Ton- und Sandschichten. Dazu vermerkt J. Hagen: »Vermutlich handelt es sich um ein mit Holz angelegtes Wasserstaubecken für eines der kleinen industriellen Werke, wie sie früher vielerorts in der Eifel betrieben wurden. « Vielleicht handelt es sich auch um die Wäsche eines ehemaligen Bergwerks. Der Name »Steinsiefen« spricht für diese Annahme. Für beide Vermutungen gibt es bis jetzt jedoch keinerlei Beweise.

Schließlich gibt es an der Landstraße halbwegs zwischen Manscheid und Wiesen eine Stelle, die »Am Stollen« genannt wird. Sie liegt im Gebiet des Eisenerzbergwerks Wildenburg, für das 1867 dem Bergwerksbesitzer Theodor Strunck aus Eiserfey, den Ackerern Johann Heinen, Peter Joseph Heinen, Nikolaus Heinen und Peter Heinen (alle aus Zingscheid) und dem Handelsmann Johann Schumacher (aus Wildenburg) die Konzession erteilt wurde. 69 Später brachte der bereits oben erwähnte Theodor Stein den größten Teil des Bergwerks an sich. Als er 1890 zwecks Eintragung ins Grundbuch nach Gemünd kommen sollte, lehnte er dies ab, weil das Objekt »wenig werthvoll« sei. 70

Der Manscheider Johann Noé (geb. 1897) erinnert sich, daß die gleiche englische Firma, die das Rescheider Bergwerk betrieb, 71 hier um 1912 nach Erz gesucht habe, allerdings mit magerem Erfolg. Für die Manscheider Jungen sei es eine beliebte Sonntagsbeschäftigung gewesen, im Stollen auf den Schienen mit den Kippwagen zu fahren. Nach Stillegung der Grube sei der Eingang des Stollens mit Erde zugeschüttet worden. Die Stelle ist heute mit Gesträuch bewachsen und kaum noch zu finden. Der Niedergang des Eifeler Berg- und Hüttenwesens ist oft beklagt worden. Es muß aber die Frage erlaubt sein, wie unsere Landschaft aussähe, wenn die hiesige Wirtschaftsgeschichte einen anderen Verlauf genommen hätte. Bis auf den heutigen Tag liegt ein unsichtbares Netz von Berggerechtigkeiten über Bergen und Tälern, Wiesen und Feldern, für den einen Option auf Reichtum in ferner Zukunft, für den anderen latente Gefahr für unsere Umwelt und Natur.


Anmerkungen

1 W. Pippke, Die Eifel, in: H. J. Schmitz/W. Murk, Die Eifel, Köln 1983, S. 15
2 W. Janssen, Studien zur Wüstungsfrage im fränkischen Altsiedeiland zwischen Rhein, Mosel und Eifelnordrand, Teil II: Katalog, Köln 1975 (= Janssen), S. 82
3 Hauptstaatsarchiv Düsseldorf (= HSTAD), Karten 3200 und 3201
4 H. Kelleter, Die Geschichte der Familie Poensgen, Düsseldorf 1908 (= Kelleter)
5 Vgl. etwa N. Reinartz, Steinfeld -das »Bergmannskloster« der Eifel und die wallonische Einwanderung, in: Heimatkalender Kreis Schleiden, 1956 (= Reinartz), S. 63 ff. oder A. Weck, Die Eisenindustrie des Kreises Schleiden im Altertum und Mittelalter, in: Heimatkalender Kreis Schleiden 1953, S. 38 ff .
6 Kelleter S. 20
7 I. Joester, Urkundenbuch der Abtei Steinfeld, Köln-Bonn 1976 (=STUB)
8 Kelleter S. 21
9 F. Ch. Stahl, Zur Wirtschaft des Kreises Schleiden, in: H. Neu, Heimatchronik des Kreises Schleiden, Köln 1956, S.162
10 STUB S. 24
11 Landeshauptarchiv Koblenz (= LHAK), Abt. 276 Nr. 996, S.97
12 Vgl. dazu H. Kaspers, Comitatus Nemoris, Düren und Aachen 1957; S. Corsten, Der Forstbezirk Vlatten-Heimbach, in: Aus Geschichte und Landeskunde, Bonn 1960, S. 184 ff.; W. Gugat, Jülich und die Kölner Wildbannbezirke im Osning; in: Rhein. Vierteljahresblätter, Bonn 1961, S. 286 ff.
13 Th. Lacomblet, Archiv für die Geschichte des Niederrheins, 3. Band, Düsseldorf 1860, S. 216 ff. 14 LHAK, Best. 54 Nr. W 407
15 J. Grimm, Weisthümer, Zweiter Teil, Berlin 1957, S. 575, A 1
16 Daß Gruben tatsächlich in Hausgärten lagen, bestätigt W. Günther, Die mittelalterlichen Territorien im Nordwesten des Kreises Schleiden und die Anfänge Gemünds, Schleiden 1956, S. 25
17 HST AD, Abtei Steinfeld, Akten 64
18 Kelleter S. 62
19 HST AD, Abtei Steinfeld, Akten 84
20 STUB S. 223
21 STUB S. 650; das Register (S. 932) bezieht diese Stelle auf ein Hammerwerk
22 HST AD, Abtei Steinfeld, Urkunde 284
23 Kelleter S. 77
24 Th. Paas, Die Prämonstratenserabtei Steinfeld, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, 99. Heft (1916), S. 198
25 Janssen S. 67
26 Archiv Schloß Eicks (= AE), Akten 426
27 Rijksarchief in Gelderland (Arnheim): Heren en Graven van Culemborg (= RA), Nr. 7615
28 AE, Akten 440; Abkürzungen: A = Albus, G = Gulden, H = Heller, M = Malter (164 I), S = Sümmer (33 I), V = Viertel (8 I)
29 HSTAD, Abtei Steinfeld, Akten 63, 83 und 87
30 Vgl. W. Günther, Die wirtschaftlichen Verhältnisse in der Vergangenheit, in: Schleiden, Schleiden 1975, S. 80
31 K.-H. Ribbert, Erläuterungen zu Blatt 5505 Blankenheim, Krefeld 1983 (= Ribbert), S. 71
32 HSTAD, Abtei Steinfeld, Akten 63
33 H. Neu, Aus der Geschichte der Eisenindustrie im oberen Ahrtal, in: Heimatkalender Kreis Schleiden 1953, S. 51
34 Janssen S. 55
35 Rhein. Städtealtlas, Lieferung II, Nr. 11, 1974, »Blankenheim«
36 ebenda
37 HSTAD, Bergamt Düren Nr. 7
38 Reinartz S. 67
39 RA Nr. 7614
40 Urkundenabschrift aus der Chronik des Pfarrers Busch im Pfarrarchiv Rescheid
41 HSTAD, Regierung Aachen Nr. 8018
42 wie Anm. 31
43 Grundakten des Amtsgerichts Blankenheim Band I, Blatt 47
44 HSTAD, Bergamt Düren Nr. 437
45 H. Meyer, Der »Kauch« von Krekel, in: Heimatkalender Kreis Schleiden 1966, S. 49
46 Slotta, Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland, Band 4, Metallerzbergbau, Bochum 1983, S. 834/835
47 wie Anm. 43
48 ebenda; Kuxen sind börsenmäßig gehandelte Bergwerksanteile
49 H. v. Dechen, Orograhisch-Geognostische Ubersicht des Regierungsbezirks Aachen, Aachen 1866, S. 247
50 HSTAD, Bergamt Düren Nr. 449
51 HSTAD, Bergamt Düren Nr. 172
52 HST ADk, RKG, P 55/99
53 Die Angabe Eversmanns, die Eisenerze seien nicht gewaschen worden (zitiert bei E. L. Haeger, Eisen- und Stahlerzeugung an Urft und Olef in napoleonischer Zeit, in: Kreis Schleiden, Heimatjahrbuch 1970, S. 82) ist falsch. So muß etwa die Blankenheimer Hofkammer 1791 den Bewohnern von Blankenheimerdorf bei Strafe von 10 Goldgulden verbieten, ihre Erze im Weiher bei der Altenburg zu waschen, weil sie solche Beschädigung anrichten, daß die Fische wegschwimmen (HST AD, Bergamt Düren Nr. 7)
54 Die Geol. Karte von NRW 1 :25 000, Blatt 5505 Blankenheim, verzeichnet hier Kalkstein
55 »Wochenblatt für den Kreis Schleiden« vom 2. August 1836
56 HST AD, Regierung Aachen Nr. 8016
57 Grundakten des Amtsgerichts Blankenheim, Band I. Blatt 17
58 HSTAD, Bergamt Düren Nr. 437
59 Akten des Wasserwerkes Oleftal
60 wie Anm. 57
61 Ribbert S. 73 und »Kölnische Rundschau (Eifelland)« vom 24. August 1984
62 wie Anm. 59
63 »25 Jahre Wasserwerk Oleftal, Hellenthal/Eifel«, SchIeiden 1984 (= Festschrift), S. 18
64 wie Anm. 59
65 Festschrift S. 10
66 RA Nr.7615
67 AE, Akten 48
68 Rhein. Landesmuseum Bonn, Ortsakten „Wahlen“
69 HSTAD, Regierung Aachen Nr. 8020
70 Grundakten des Amtsgerichts Blankenheim, Band II, Blatt 102
71 Vgl. dazu D. Krämer, Das Amt Hellenthal ein ehemali ges Bergbaugebiet, in: Heimatkalender Kreis Schleiden 1964, S. 64 ff


Entnommen: Heimatkalender - Kreis Euskirchen - Jahrbuch 1987


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