Das Britzenlied der Münstereifler Wollenweber


Anhang aus Katzfey, S. 350 ff.


§ 526. Von dem jährlichen Erneuerungsfeste der Wollenweberzunft hat unser Radberg seinen Namen. Es wurden nämlich am St. Blasiustage, wo diese Erneuerung statthatte, die Lehrjungen zu Gesellen, die Gesellen zu Meistern geschlagen. Hierauf zog der ganze Zunftverband, begleitet von der ganzen schaulustigen Menge junge und alter Kinder, nach dem Berge, von dessen Gipfel ein Rad, das Symbol der Weberzunft, hinuntergerollt wurde. Mit den Trümmern des Rades zog man nach dem Rathause, wo die Zunftmeister, während das Volk sich zerstreute, ihre Sitzung hielten. Hier wurden mit den Scheiten des Rades Wurst und Braten zurecht gemacht zur festlichen Rekreation der Männer, der berathenden Meister des Ambachts.

§ 527. Inzwischen war in den Bürgershäusern zu Mittag gespeist und die Handwerksgesellen im Feiertagsrocke sammelten sich in den Schenken, um in ihrer Weise sich weidlich zu thun, während die Gestrengen auf der Zunftkammer im Gespräche über schlechte zeiten das Festmahl verzehrten.

Die Lehrlinge aber und die Spinnjungen wiederholten in Gruppen auf der Straße das Britzenlied. Mit der Britze (Pritsche) wurde vom Altgesellen auf dem Rücken eines auf einem Stuhl knienden Lehrjungen der Takt zum Lied geschlagen (vgl. Hürten S. 242).



Foto: Stadtarchiv Münstereifel



Tret all' herbei, tret all' herbei
und schaut, ws dies für einer sei,
dem ich die Britz thu schlagen.
Von oben Fersch bis auf den A...,
das thut sich wol behagen.

Wir reisen und preisen, wo Meister sind,
wir rudern gar lustig mit jedem Wind,
unser Handwerk zu erfahren.
Wassr und Sand ins fremde Land,
kein Müh thun wir dran sparen.

Was hat er gethan, was hat er gemacht?
Er hat unser Gebot gar nicht geacht.
Da andere lustig sungen,
da stand er als ein stummer Fuchs;
gar übel ist's ihm gelungen.

Wir machen Schalaken und ander Gewand;
bei Jungen und Alten ist es bekannt,
bei Königen, Fürsten und Herren.
Bei Adlich, Unadlich und wie sie genannt,
damit sie sich tuhn zieren.

Fürwahr ein ehrlicher Wollenknab!
Man sieht's ihm an den Federn ab;
er darf auf Stroh nicht schlafen,
wie andere Burschen, die haben kein Bett.
Die Woll ist sanft von Schafen.

Die Wollenweber sind ehrenwert;
sie machen die Tücher, wie man begehrt.
Mit Scheren thun sie klinken.
Und wo sie ein braves Mädchen sehn,
ganz artig thun sie ihm winken.

Jetzt fange ich an: Eins, zwei, drei, vier!
Ich hoffe zu kommen mit meinem Geschirr
zu Schlumpen, Striegeln und Spinnen.
Wir sitzen und schwitzen bei Kält und Hitz,
Kein Verdruß wir haben dabinnen.

Die Wollenweber sind ehrenwerth,
ein Fähnel vor andern ist ihnen beschert;
das thun sie tapfer schwenken
mit Heldenmuth und Degen gut;
kein Haar thut sich dran kränken.



Die Wollenweber, sie haben den Preis.
Obschon der Berg von Schnee ist greis;
so gehen wir doch vor andern,
die mit uns betraten das Handwerksgleis.
als Burschen mit uns wandern.

Wir schieben das Rad auf Blasiustag;
wir machen den Anfang vn Fastenacht -
Den Braten thun wir verehren

Den hochgelobten Meistern all,
damit sie ihn verzehren.

Steh auf! du hast dein Dingen
recht wol gethan, recht wol gemacht;
die Britz thut nicht mehr schwingen.
Steh auf und dank dem Rechten!
Und danke deinem Britzemann
und allen ehrlichen Knechten.



15. 1. 2003 - H.K.

Entnommen: Heimatkalender des Kreises Euskirchen 1957

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