Über Boden und Bodenbildung im Landkreise Euskirchen


Von Dr. Josef Zimmermann


Ist der geologische Bau das Gerippe der Landschaft (siehe: Heimatkalender 1956 des Kreises Euskirchen, Seite 30 - 36), so sind die Böden die Haut, die alles fein bedecken und verhüllen. Was wäre das irdische Leben ohne diese Böden in Berg und Tal, auf Hängen und Kuppen, in Mulden und Ebenen? Abe wie der Boden Leben erhält, so ist er selbst von Leben erfüllt. Winzig kleine Organismen, sog. Bodenbakterien, durchsetzen die Krume. Sie erst beretien die Nährstoffe vor, von denen die Pflanzen leben. Fehlen die Bakterien, so ist der Boden tot.

Außer den Bakterien ist dann noch die Gesteinsart der Böden (Ton, Lehm, Sand, Gesteinsbeimengungen usw.), die Grundwasserverhältnisse, die Neigung des Geländes, die Pflanzenbedeckung und schließlich das Klima für die Eigenschaft des Bodens verantwortlich. Ob ein Boden gut oder schlecht ist, hängt im einzelnen von dem Auftreten dieser genannten Faktoren ab. Ein großer Teil der Böden, die in unserem deutschen Vaterland möglich sind, kommt auch in unserem Heimatkreise vor. Allerdings fehlen hier die besten Böden, die sog. Braunen oder schwarzen Steppenböden, wie sie z. B. die Magdeburger Börde auf weist, dafür mangelt es aber nicht an den sog. braunen Waldböden, die in der Bonität auf die Steppenböden folgen.

Die Verschiedenheit von Bergland und Flachland, wie sie im Kreise Euskirchen deutlich in Erscheinung tritt, spiegelt sich ebenso deutlich in dem Verteilungsbild der Böden wieder. In der Eifel sind vorwiegend Gesteins- und Gebirgsböden ausgebildet, im Flachlandgebiet der Zülpicher Bucht dagegen überwiegen die Vegetationsböden.


Gebirge

1.

„Gebirgsböden“ (AC-Profil), wie sie im Rheinischen Schiefergebirge weit verbreitet sind, treten auch im südlichen Kreisgebiet auf. Sie stimmen hier ungefähr mit der Verbreitung der „unterdevonischen“ Schichten überein. Sie sind vor allem an der oberen Erft, von Arloff aufwärts bis zur Quelle, vorherrschend.

Hauptsächlich an stärker geneigten Hängen und auf Kuppen entwickelt, sind diese Böden infolge ihrer Flachgründigkeit nur der Waldnutzung zugänglich. Die härteren, grauwackereichen Schiefer der Effelsberger Schichten liefern vorzugsweise solche Böden, die auf steilen Hängen nur wenig dick, dazu steinig und trocken sind. Sie werden an der oberen Erft von den Wäldern bei Münstereifel bedeckt.

Wo das Relief dagegen ausgeglichener ist, in Sätteln, Mulden und auf ebenen Flächen, konnte der Tonschiefer zu tiefgründigen Böden verwittern. Er hat hier die Landnahme in alter Zeit begünstigt und zur Anlage von Rodungsinseln geführt, so z. B. das Gebiet der Gemeinde Houverath.

Wo angewehter Löß den strengen Ton mildern konnte, tritt an die Stelle des „rostfarbenen“ mit Vorliebe „brauner gebleichter Waldboden“. Doch am günstigsten ist der durch Bodenbewegung (hauptsächlich eiszeitliche Frostverwitterung) in den unteren Hanglangen z.T. mehrere Meter hoch angehäufte Gehängelehm zu bewerten, der durch Beimischung von Geröll und sandigem Material recht gut durchlüftet wird und oft einen vorteilhaften Wasserhaushalt besitzt.

Allerdings neigt der Gehängelehm bei reichlicher Tonbeimengung und schlechten Grundwasserverhältnissen (quellige Hänge, flache Hangmulden) gern zu Vernässungserscheinungen. Dasselbe gilt für die Flußaufschüttungen der „Siefen“ und für die Aufschüttungen der Gebirgsbäche. Das von den Bächen mitgeführte und seitlich abgelagerte tonige Material läßt oft „Naßböden“ entstehen. Flachmoore und Vertorfungen können die Folge sein. „Naßböden“ sind gerade im devonischen Gebirge häufig und besonders auf dem plateauartig eingeebneten Höhenzügen bei hohem Grundwasserstand anzutreffen. „Mineralische Naßböden“ sind für den Lessenicher Wald am Veybach oberhalb Satzvey bekannt, wo der quarzitische Sandstein starke Naßbleichung bei hohem Grundwasserstand gefördert hat. Diese Naßbleichung ist für weite Flächen bodenbestimmend geworden.


2.

Die Kalksteine und Dolomite des Sötenicher Kalkgebietes haben vorwiegend „Humuskarbonatböden“ (AC-Profil) gebildet. Doch auch in dem langen Muschelkalk- und Keuperband der Nordeifel „Trias“ zwischen dem Bleibach und der Rur sind humusreiche Böden vorherrschend. Bei dem überaus schnellen Wechsel der jüngeren Triasschichten auf engstem Raume ändern sich hier jedesmal Bodenart und Bodentyp.

Im einzelnen können die „Humuskarbonatböden“ je nach der Bodenart folgende unterschiedliche Ausbildung erfahren:

a) entweder „Humuskarbonatböden“ mit sehr lockerem und stark humosem Lehm auf „Linguladolomiten“ (ist ein sehr fruchtbarer Boden),

b) “bunte Mergel- und Tonböden“, stark kalkhaltig und gut humos auf „unterem und mittlerem Keuper“ (die Böden sind vorwiegend für Ackerbau geeignet),

c) oder „humusarme Karbonatböden“ mit sehr zähem und undurchlässigem Ton auf „Trochitenkalken“.

Der letztgenannte Boden ist zwar kalkhaltig, aber sehr „streng“, daher schwer zu bearbeiten. Man nennt ihn auch „Stundenboden“, weil er nur gepflügt werden kann, wenn er nicht zu feucht und nicht zu trocken ist. Durch pflegliche Behandlung, besonders mit Strohdung und Kalk, sowie öftere mechanische Auflockerung und Drainage kann eine günstigere Krümelstruktur erzielt werden. Ähnlich schwere Böden sind aus dem Bitburger Land bekannt.

Ein gewisser Nährstoffreichtum zeichnet die Tonböden der „Trias“ aus. Braugerste wird daher mit Vorliebe gepflanzt, wobei allerdings die geringen Niederschläge des Gebietes in Rechnung zu tragen sind. (Das südliche Kreisgebiet gehört zu den klimatischen Trockengebieten unseres Vaterlandes).


3.

„Rostfarbene Waldböden“ (ABC-Profil mit rostfarbigem B-Horizont) treten im ganzen Untersuchungsgebiet auf, sind aber mit Vorliebe dort anzutreffen, wo eine gute natürliche Drainage für raschen Abfluß des atmosphärischen Wassers sorgt, also auf kiesigem und sandig-grobem Material. Die Böden stehen tief in der Wertskala. Meist sind sie mit Wald und Heide bedeckt. In größerer, geschlossener Form weisen sie im Kreise Euskirchen drei Zonen der Verbreitung auf:

a) Gebirge auf „Hauptbuntsandstein“,
b) Gebirgsrand, auf „Kohlenquarzit“ und „Hauptterrassenkies und Hauptterrassensanden“,
c) Vorgebirge (Ville), auf „Hauptterrassenkies und Hauptterrassensanden“.


a)

Auf dem grobkörnigen Sandsteinkonglomerat des „Haupt- und Mittelbuntsandsteins“ zu beiden Seiten des Bleibaches von Scheven bis Firmenich sind leichtere Bleicherdeböden unmittelbar aus dem Verwitterungsprodukt des Gesteins entstanden. Die Böden tragen fast ausschließlich Wald, da sie infolge ihrer übergroßen Trockenheit und in unserem Gebiet auch steileren Hanglage zum Ackerbau wenig geeignet sind.


Die Böden des Landkreises Euskirchen


b)

Ähnlich leicht austrocknende Böden liefern die härteren quarzitischen Grauwackensandbänke der „Rheinbacher Schichten“ des Billiger Waldmassivs. Das stark sandig ausgebildete Verwitterungsprodukt in Verbindung mit der steileren Hanglage der genannten Höhen läßt auch hier nur Waldnutzung zu. Erst wo der Gehängeschutt statt des groben quarzitischen Gerölls mehr an lehmiger Komponente gewinnt - und zwar nördlich und südlich des Billiger Waldes und westlich des Flamersheimer Waldes, in dem Gebiet um Arloff - tritt Ackerbau an die Stelle des Waldes. Der tiefgründige mit starken Lößbeimengungen gemilderte Gehängelehm am Nordrand der Antweilersenke entwickelt hier den Typ des „schwach mäßig gebleichten braunen Waldbodens“. Der übrige Teil des Antweiler Grabens hat ebenfalls „braunen Waldboden“ auf Löß entwickelt, mit tertiärem Sand und Kies im Untergrund.

Die Böden der diluvialen Eifel- und Hauptterrassen-Kiese sind infolge ihre zahlreich eingestreuten Geröllmaterials und tiefen Grundwasserstandes recht trocken. Der leichte, lockere Boden nimmt das Wasser schnell auf, führt es aber ebenso schnell wieder unterirdisch ab. Die Gefahr des Austrocknens in dem ohnehin niederschlagsarmen Gebiet ist daher groß. - Wie bei allen stark drainierten Böden ist auch hier der „gebleichte rostfarbene Waldboden“ vorherrschend. Nur auf den Auelehmböden der Täler tritt bei hohem Grundwasserstand der mineralische Naßbodentyp mehr in Erscheinung.

Hauptsächlich dem Nordabfall der Eifel zwischen Bleibach und Rur vorgelagert, sind diese Kiesböden aber auch entlang dem Steilufer der Eifelbäche in der Ebene aufgedeckt. Hier, wie ebenfalls bei den Steilrändern der bekannten Trockenmulden, zeigt der Ackerbau nur mittlere Erträge. Wo der Ackerbau fehlt, kündigt Heide, Ginster und lichter Laubwald schon äußerlich den geringen Boden an.


c)

Fast die gesamte Terrassenfläche des Vorgebirges, soweit sie zum Kreise Euskirchen gehört, wird von einem Boden eingenommen, der in der Literatur häufig unter dem Namen „Grauerde“ geführt und eingehend geschildert wird. Seine Verbreitung deckt sich weitgehend mit derjenigen des Waldes.

Der Bodentyp dieses Gebietes entspricht dem des „gebleichten rostfarbenen Waldbodens“. Nur wo stauende Nässe den Grundwasserstand nahe an die Oberfläche treten läßt, ist der „mineralische Naßboden“ vertreten. Beide Bodentypen wechsellagern und gehen auch häufig ineinander über. Sie sind meist so angelegt, daß auf Kuppen und Hängen der „rostfarbene Waldboden“, in Senken, Mulden und auf Ebenen der Naßboden verbreitet ist.

Der Löß vermag auf dem Villeplateau den Hauptterrassenkies nur notdürftig zu verdecken. Auf dem Westabhang der Ville fehlt der Löß fast ganz (nur ein Vorkommen beim Dobschleiderhof von 4 m Tiefe) oder ist sekundär umgelagert und in den unteren Hanglagen angeschwemmt worden. Dies ganz im Gegensatz zum Ostabhang des Vorgebirges, außerhalb des Kreisgebietes, wo im Raum Brühl-Bonn bis zu 12 m Lößmächtigkeit erbohrt wurde.

Unter ständiger Waldbedeckung und infolge der starken natürlichen Drainung mag der Typ des „gebleichten rostfarbenen Waldbodens“ durch Degradation aus dem Steppen- oder Waldboden entstanden sein. Die Verdichtung des „B-Horizontes“ ist teilweise soweit fortgeschritten, daß eine schichtweise Bleichung auf großen Strecken eingetreten ist. Der Bauer spricht von „Pickel“ und kennzeichnet damit einen unfruchtbaren, wenig ertragreichen Boden, der dort, wo er nicht in Kultur genommen ist, Wald, Heide oder Ginster trägt. Flurnamen wie: Lange Heide oder Ginsterberg sind bezeichnend. Gute Drainage und gründliche Auflockerung ist Voraussetzung für eine dauerhafte Bodenaufbesserung. - Eine besondere, höchst intensivere Art der Bodenverbesserung ist die Bodensprengung, die allerdings nicht großflächig angewandt werden kann, aber auf kleineren Terrains recht brauchbare Ergebnisse erzielt. Durch eine derartige gewaltsame Bodenauflockerung ist der bisher ortsteinhaltige Boden z. B. zur Aufnahme von Obstanlagen geeignet. Bei gleichzeitigen Zusatz von entsprechenden Nährstoffen (Phosphorsäure, Kali und Kalk) liefern diese Sprenggruben gute Erträge.


Ebene

4.

Der „braune Waldboden“ (ABC-Profil mit braunfleckigem B-Horizont) ist bei weitem der vorherrschende Typ des ebenen Erftlandes (Zülpicher Bucht). Meist schwach bis mäßig gebleicht, erscheint er im nördlichen Kreisgebiet, etwa südlich der Linie Liblar - Erp - Zülpich bis zum Nordrand der Eifel, wo er zum „rostfarbenen Waldboden“ überleitet. Der Typ ist hier überall auf Löß verbreitet, doch selten übersteigt die Lößdecke 2 m, meistens sind es nur wenige Dezimeter. Ungebleicht ist er für das mittlere und untere Erftland, nördlich der genannten Linie, kennzeichnend. Hier liegt er auf deinem meist über 2 m dicken Lößpolster. Ebenfalls ungebleicht tritt er in der ganzen Erftniederung auf und ist vorwiegend auf schwerem Auelehm von Kierdorf bis Euskirchen anzutreffen.

a) Im Innern der Zülpicher Bucht liegt der Löß, gänzlich entkalkt und zu Lößlehm verwittert, in meist dünner Decke auf den Hauptterrassen-Sanden und Kiesen auf. Wo die Lößschicht allzu dünn aufgetragen ist, sind Steine und Kiesbrocken aus dem Liegenden dem Boden beigemengt. Die stets gute Drainung hat zur Bildung leichter Bleichhorizonte beigetragen. Die ausgesprochen geringen Niederschläge im Rheinbach-Euskirchener Land haben jedoch eine verstärkte Auswaschung und damit intensivere Bleichung verhindert. Nur bei ungünstiger Hang- oder Kuppenlage, wo die Lößdecke teilweise oder ganz abgeschwemmt ist und das Wasser allzu rasch im Kies versickert, sind durch stärkere Bleichung teilweise „rostfarbene Waldböden“ entstanden. Am günstigsten sind auch die Talniederungen und Trockenmulden, die als Sammelbecken des feinen verschwemmten oder angewehten Materials vielfach Anzeiger für bessere Böden sind. Bei allen Verwerfungsrinnen, Trockenmulden, die als Sammelbecken des feinen verschwemmten oder angewehten Materials vielfach Anzeiger für bessere Böden sind. Bei allen Verwerfungsrinnen, Trockenmulden und Bachtälern wird daher dieselbe Stufenleiter, von dem schlechteren Boden auf dem Hangfirst bis zum besseren Boden im Muldeninnern, festzustellen sein.

b) Mit Zunahme der Lößmächtigkeit bessern sich die Böden; im unteren Erftland, schon außerhalb des Kreisgebietes, sind sie am besten. Trotz der tiefen Entkalkung (2 bis 2,5 m) und oberflächlichen Verlehmung des Lößes besitzt er immer noch eine hervorragende Krümelstruktur, die für gute Durchlüftung und eine ausgeglichene vertikale Wasserzirkulation sorgt.
Der Boden zieht das Wasser gut in sich hinein, läßt es aber ebenso gut durch kapilare Hebung und Verdunstung nach oben steigen. Ungünstig wirkt hier nur Löß von großer Mächtigkeit. - Wo der Kies in nicht zu großer Tiefe unterliegt, sorgt er für einen regelnden Abfluß von überflüssiger Nässe. - Das staubfeine, porige Lößgestein wirkt wasserspeichernd. Gemeinsam allen Lößgebieten ist daher der geringe Abfluß. Auffallend ist die große Zahl von Trockenrinnen, die nur bei anhaltendem oder plötzlichem Regen Wasser führen, dies aber schnell wieder versickern lassen.

c) Das klimatisch trockene Innere der Zülpicher Bucht dürfte die Anlage steppenartiger Böden begünstigen. Es ist hier auch eine Insel „degradierter Steppenböden“ am unteren Rothbach bei Erp / Lechenich bekannt. Bei der Bodenaufnahme und Bonitierung der Gemarkung Bliesheim ist ebenfalls „steppenartig veränderter brauner Waldboden“ auf uraltem Gartenland des Dorfes, im sog. „Äuelchen“ an der Erft, festgestellt worden.

d) In der Niederung der Erft ist der „ungebleichte braune Waldboden“ vorherrschend. Naßböden sind zahlreich eingestreut, anmooriger Boden ist dabei die häufigste Erscheinung. Letzerer tritt flächenmäßig in langer, schmaler Form entlang den Bächen und wasserführenden Kanälen oder Gräben auf. Durch planvoll geleitete Binnenmeliorationen kann überall der bessere Bodentyp geschaffen werden.


Die Böden des Landreises Euskirchen












1.

Gebirgsböden

Obere Erft (von Arloff bis zur Quelle)

Meist Wald

A C - Profil

2.

Gesteinsböden



A C - Profil


a) Humuskarbonatböden

Sötenicher Kalkgebiet

Für Ackerbau gut geeignet.



b) bunte Mergel- und Tonböden

Nordabhang der Eifel zwischen Bleibach und Rur

Für Ackerbau geeignet (be-sonders Braugerste)



c) humusarme Karbonatböden




3.

Vegetationsböden



A B C - Profil


Schwach- mäßig gebleichter rostfarbener Waldboden

a) Beiderseits des Bleibaches von Scheven-Firmenich

Meist Wald

Mit rostfarbigem B - Horizont



b) Billiger Wald. - Dem Nordabfall der Eifel vorgelagert zwischen Bleibach und Rur

Wald
Ackerbau, teils
Heide und Wald




c) Terrassenfläche der „Ville“

Teils Wald, teils Acker

B-Horizont im Volksmund „Pickel genannt

4.

Vegetationsböden (Fortsetz.)



A B C - Profil


a) schwach-mäßig gebleichter brauner Waldboden

Nördl. u. Südl. des Billiger Waldes, westl. des Flamersheimer Waldes bei Arloff und südlich der Linie Liblar - Erp - Zülpich bis zum Nordrand der Eifel

Ackerbau

Mit braunfleckigem B - Horizont


b) Ungebleichter brauner Waldboden

Nördl. d. Linie Liblar - Erp - Zülpich und die Erftniederung von Kierdorf bis Euskirchen

Gut geeignet für Ackerbau, an der Erft natürliches Grünland



c) degradierter Steppenboden (steppenartig veränderter brauner Waldboden)

Am unteren Rothbach bei Erp / Lechenich

Sehr gut geeignet für Ackerbau und Gartenland


5.

Nasse Böden



A G - Profil


a) Mineralische Naßböden, schwach-mäßig gebleicht

Lessenicher Wald. - Zwischen unterem Rothbach u. der Erft. Z. T. auf der Terrassenfläche der Ville

Teils Ackerbau, teils Wald



b) anmoorige Böden

Stellenweise in Fluß- und Bachniederungen, sowohl im Gebirge wie in der Ebene

Natürliches Grünland


6.

Künstliche Böden





Ungebleichter brauner Wald-boden. - Z. T. durch Boden- bildung nicht veränderte Ablagerungen

Zur Hauptsache die verlassenen Gruben des Villebergbaues und Zuckerfabrikanschwemmungen















Der Anteil der drei Bodenarten: Sand, schwerer Lehm und milder Lehm ist im Erfttal des nördlichen Kreisgebietes ungefähr gleich, nämlich: ein Drittel lehmiger Sand-sandiger Lehm, ein Drittel milder Lehm und ein Drittel schwerer Lehm-Ton. Regional verteilen sich dieselben vorwiegend so, daß für das Hochfluttal der Erft schwerer Lehm-Ton die vorherrschende Bodenart ist, der mit angeschwemmten Löß den fruchtbaren, schweren Auelehmboden der Niederung ausmacht. Von dem Fluß nach rechts zum Hang des Vorgebirges hin tritt mehr lehmiger Sand-sandiger Lehm in Erscheinung, der in den unteren Hanglagen der westlichen Ville häufig mit Lößlehm wechsellagert. Links der Erft, zur Börde hin, gewinnt der milde Lehm dann mehr an Geltung. Ein Querschnitt durch die Erft würde in vielen Fällen eine Folge von lehmigem Sand mit Lößlehm am westlichen Villenhang über schwerem Lehm-Ton in der eigentlichen Niederung bis sandigem Lehm und Lößlehm und Löß am östlichen Rand des Tales ergeben.


5.

Nasse Bodentypen sind im ganzen Untersuchungsgebiet anzutreffen (AG-Profil). Vorwiegend in den Flußtälern, aber auch auf den Ebenen und selbst im Gebirge sind sie in Gegenwart von stauender Nässe entwickelt. Landwirtschaftlich sind sie erst dann von Wert, wenn der Grundwasserspiegel gesenkt und für einen besseren Wasserhaushalt gesorgt ist. Entwässerungen, wie sie besonders inder Bergheim-Bedburger Erftniederung durchgeführt sind, blieben natürlich nicht ohne Einfluß auf das Profil des Bodens. Sie haben dasselbe z. T. sehr stark verändert und vermochten nicht selten eine steppenartige Umwandlung des ehemals nassen Bodentyps herbeizuführen.

So gut eine Entwässerung auch angelegt ist, vermag sie doch nicht alle ungünstigen Eigenschaften des Bodens zu beseitigen. Es gibt immer zu trockene Stellen, die zu hoch über dem künstlich gesenkten Grundwasserspiegel liegen, und nasse Stellen, die infolge ihrer zu tiefen Lage (alte Flußläufe) nicht entwässert werden können. Letztere sind reine Vegetationsinseln, auf denen eine reichhaltige Flora vor Sense und Pflug bewahrt blieb und die das helle, grüne Band der Niederung malerisch verzieren. Bei dem zu hoch gelegenen Terrain kann durch künstliche Bewässerung das fehlende Wasser wieder ersetzt werden.

„Mineralische Naßböden“ auf Löß, meist schwach mäßig gebleicht, besitzen in den bereits weiter ober als „Grauerde“ bezeichneten Gebieten eine geschlossene Verbreitung. Der dicht geschlemmte G-Horizont kann dabei so fest und zäh werden, daß es für Wasser fast undurchdringlich wird. Das auf ebenen Flächen sich ansammelnde atmosphärische Wasser verdunstet eher, als daß es im Boden versickert.

Im mittleren Erftgebiet (Kreis Bergheim und Düren) tragen diese Böden fast ausschließlich Wald. Auf dem „mineralischen Naßbodengebiet“ zwischen unterem Rothbach und Erft, etwa von Lommersum bis Ober-Liblar, ist der Wald bis auf kleine Reste (Nörvenicher Wald, Friesheimer- und Lauerbusch) in Ackerland verwandelt worden. Eine gründliche Entwässerung dieses neugewonnenen Gebietes ist noch nicht überall durchgeführt. Eine Wertsteigerung des Bodens kann also noch erwartet werden.


Neuland

6.

Die verlassenen Gruben des Villebergbaus bilden weiter Flächen künstlicher Böden. Ganz von der Gesteinsbeschaffenheit und Reliefgestaltung abhängig, entstehen hier neue Profile, die von den ursprünglichen völlig abweichen können. Einheitliche Bodentypen sind hier auch kaum zu erwarten. Schon innerhalb einer Grube kann der Typ vom Steilhang bis zur Sohle mannigfache Änderung erfahren, wobei Relief, Bodenart, Wasserhaushalt und auch Vegetation im einzelnen eine Rolle spielen können. In dorf- und hofnaher Lage sind die abgeräumten Flächen landwirtschaftlich genutzt und liefern z. T. recht befriedigenden Erträge. In verkehrsungünstiger Lage ist Luzerne weitflächig angepflanzt und zwecks Heugewinnung an Arbeiter der Braunkohlengruben und Brikettwerke verpachtet worden.

Meist aber tragen die ausgeräumten Gruben Laub- und Mischwald. Auf ausgesprochen ungünstigen Stellen befindet sich Ödland. Zahlreiche Seen, Teiche und Tümpel deuten auf weitverbreiteten Ton im Untergrund hin. Bleichhorizonte sind bei diesen jungen Böden selten, sie können sich aber auf dem tertiären Gestein der Gruben mit der Zeit entwickeln.

Auch die im Erftgebiet erfolgten Flußregulierungen, Ödlandkultivierungen, die Berieselungsflächen städtischer und industrieller Anlagen haben die dadurch betroffenen Böden ziemlich verändert, z. T. ganz neu geschaffen.


22. 1. 2003 - H.K.

Entnommen: Heimatkalender des Kreises Euskirchen 1957

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