Der geologische Bau und die Entstehung des Kreises Euskirchen |
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Von Dr. Josef Zimmermann |
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Den erdgeschichtlichen Ereignissen im Bereich unseres Heimatkreises nachzuspüren, entbehrt nicht eines besonderen Reizes. Denn der Kreis hat sowohl Anteil am Gebirge, der Eifel, als auch an den Ebene, der Niederheinischen Bucht, und bietet durch diese Gegensätzlichkeit im Relief der geologischen Forschung ungemein interessante Vergleichsmöglichkeiten. Im Bergland werden Gesteinsschichten sichtbar, deren Entstehung in eine der ältesten geologischen Zeiten zurückreicht, andererseits deuten die Erdstöße, wie sie noch jüngst am Gebirgsrand verspürt wurden, auf neue, oder wenn man will auf noch tätige Gebirgsbildung hin. So spannt sich der Bogen innerhalb unseres Kreises von der Urzeit erdgeschichtlichen Geschehens bis in die Jetztzeit persönlichen Erlebens. Der Kreis Euskirchen erstreckt sich über zwei, dem Alter wie der Oberflächengestalt nach, völlig verschiedene Räume. Ungefähr gleich groß hat das südliche Kreisgebiet teil an dem Nordabhang der Eifel, das nördliche dagegen gehört in seiner ganzen Ausdehnung der Niederrheinischen Bucht an, die hier im Gegensatz zur "Kölner Bucht" oft auch als "Zülpicher Bucht" (so in der geographischen Wissenschaft) bezeichnet wird. |
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Maßstab 1:1.250.000 |
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Wie die meisten übrigen Gebiete des Rheinischen Schiefergebirges ist die Eifel der Rest eines alten Faltengebirges, das vorwiegend aus sogenannten devonischen Gesteinsschichten ("Devon benannt nach der Grafschaft Devonshire in Südwest-England) aufgebaut ist. Auf einem zum Teil unebenen Relief lagerten sich diese genannten Schichten in Urzeiten in Gestalt von Meeressedimenten ab, wobei es sich meist um sandige und tonige Substanzen gehandelt hat. Dies geschah im Altertum der Erdzeit, in der Zeitepoche des "Unterdevon", als in unserer Gegend vorwiegend warmes Klima herrschte und in der Tierwelt die ersten Amphibien auftraten. Damals war unser Gebiet also noch kein Land, sondern Meer. Solche "unterdevonische Schichten" sind im Südteil des Kreises stark verbreitet. Sie nehmen über die Hälfte des zu Tage streichenden Gesteins ein. In breiter Ost-West-Erstreckung unterlagern sie die Swist mit allen ihren Zuflüssen und bilden außerdem den Untergrund des Gebirgslaufes von Erft und Veybach. Bei letzterem erreichen sie ihre Westgrenze im Bereiche des Kreises. Durch ihre außerordentliche Härte und Wasserundurchlässigkeit bilden diese Gesteine die geologische Voraussetzung für den Bau von Talsperren. Mehrere Staubecken sind hier bereits gebaut, und es sollen noch weitere folgen. |
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Maßstab 1:500.000 |
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1. |
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In den nachfolgenden Epochen des "Mitteldevon" sind die Meeresablagerungen von anderer Beschaffenheit. Ausgedehnte Korallenbänke müssen sich damals gebildet haben, die von Süden nach Norden, im Streichen des Schiefergebirges gestaffelt, aufeinander folgen und die heutigen Eifelkalkmulden aufgebaut haben. Die nördlichste dieser bekannten Eifelsenken, benannt nach dem Ort Sötenich an der Urft, greift zwischen Mechernich und Arloff auch auf unser Kreisgebiet über. Als "mitteldevonische", zum großen Teil kalkhaltige Gesteinsschichten sind diese in langer, schmaler Erstreckung noch über das Erftttal bei Arloff hinaus bis Kirchheim vertreten, wo sie endgültig in die Niederrheinische Bucht untertauchen. - Zu dieser Zeit lag also unser Gebiet noch unter den Fluten des Ozeans. Wo kalkhaltiges Gestein vorherrschend ist, fehlt der sonst für das Gebirge charakteristische Wald. Ackerfluren und Weideflächen dehnen sich aus, die die Berge viel heller und freundlicher erscheinen lassen. Hier setzte auch die erste Besiedlung ein, während der Wald bis heute dem menschlichen Siedeln weitgehend verschlossen blieb. 3. Auf die über lange Zeiträume sich erstreckenden devonischen Meeresablagerungen folgten diejenigen des "Karbons" (aus dem Lateinischen "carbo", d. i. Kohle). Jedoch mehr am Rande des heutigen Schiefergebirges und im Untergrund der Niederrheinischen Tiefebene. Schichten des produktiven Karbons, des "Steinkohlengebirges", wie man auch zu sagen pflegt, sind im Kreisgebiet nicht vorhanden. Wohl in unmittelbarer Nachbarschaft, am Nordabhang des Venns bei Aachen und in der Wurmmulde, dann weiter im Flußgebiet der Ruhr, rechtsrheinisch, steht Karbon an, und es sind auch flözführende Schichten im Untergrund der Niederrheinischen Tiefebene nachgewiesen. In der Tiefe der Zülpicher Bucht fehlen die Gesteinsbildungen des Karbons ebenso wie im gebirgigen Teil des Kreises, ein Beweis, dafür, daß die Niederrheinische Bucht in der Karbonzeit noch nicht existierte, denn sonst hätten sich auch hier die Steinkohlenwälder bilden müssen. Wohl war das Gebiet des heutigen Schiefergebirges aus dem Meere emporgetaucht und trockenes Land geworden. Die Landwerdung unseres Kreises hatte begonnen. Das Klima müssen wir uns zu dieser Zeit als tropisch warm vorstellen, es begünstigte die Sumpfwälder der Steinkohlenzeit. Die ersten Reptilien kommen auf. 4. Gegen Ende des Karbons erfolgte eine großartige Auffaltung der devonisch-karbonischen Schichten in der "variszischen Faltung". Die unterdevonischen Sande und Tone wurden dabei zu Tonschiefer, Grauwacke und Grauwackenschiefer gepreßt. Unser Rheinisches Schiefer gebirge" nahm jetzt wirklich Gebirgscharakter an. Die Eifel war ein Teil eines Hochgebirges. Eine weitere Auffaltung als die variszische ist für unser Gebiet nicht wieder erfolgt. Alle späteren Ablagerungen liegen horizontal zu den durchweg steil stehenden, gefalteten Schichten des Devons. In der Triaszeit ("Trias", d. i. die Dreiheit von Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper) brandete wieder ein Meer an dem Fuß des inzwischen stark abgetragenen devonischen Gebirges. Denn wie alle Gebirge der Welt den abtragenden Kräften: Wasser, Wind, Frost und Hitze ausgesetzt sind, so wurde auch dieses wieder im Laufe der Jahrtausende bis zur Fastebene (Peneplain) erniedrigt. So kam es, daß das Buntsandsteinmeer der Triaszeit in Teile des Gebirgsstumpfes (durch die Abtragung war das Gebirge zu einem "Stumpf" geworden) eindringen konnte. Die genau nord-südlich verlaufende Bruchzone der bereits erwähnten Eifelsenken wird von den Wogen des vorerwähnten Meeres ganz überflutet. Gewiß waren noch mehr Teile der Eifel von diesem Meer bedeckt, erhalten sind uns jedoch nur dessen Ablagerungen in den Eifelsenken. Nimmt man an, daß zur Triaszeit das Buntsandsteinmeer nicht alle Teile der Eifel bedeckt hat, sondern das Meer nur in Form einer Bucht in den alten Gebirgsrumpf eindrang, dann hat die Bucht damals schon zwischen Erkelenz und Rheydt das offene Meer erreicht. Bei diesem Meeresarm hätten wir es dann mit dem schmaleren Vorläufer der Niederrheinischen Bucht zu tun. Gesteingemenge und sandige Beschaffenheit der trialdischen Schichten machen es deutlich, daß es sich bei den Ablagerungen in den Eifelsenken zu dieser Zeit um solche des flachen und nicht des tiefen Meeres gehandelt hat. Die bekannten Trias der Nordeifel sind in der Form eines Dreieckes mit den Eckpunkten Satzvey-Sötenich-Lendersdorf in allen drei Abteilungen (Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper) dem Ausgehenden der nördlichen Eifelsenke buchtartig aufgetragen. Der Buntsandstein ist von den drei Gesteinsbildungen am stärksten vertreten. Auf seinen wenig ergiebigen Böden stocken die Wälder des Kermeter und der Forst Gemünd. Der Kreis Euskirchen nimmt an dem genannten Triasgebiet nur mit den Ämtern Kommern und Schwerfen teil. Die wirtschaftliche Bedeutung dieser Zone für den Kreis ist aber dadurch recht groß, daß - mit Ausnahme eines schmalen westlichen Randgebietes - die sehr wasserdurchlässigen Schichten des weiten Gebietes zur Erft entwässern. Das immer reichlich und gleichmäßig fließende Grundwasser speist zahlreiche Quellen von Blei-, Roth und Neffelbach. Als vorzügliches, nicht zu hartes Trinkwasser ist es den meisten Kreisbewohnern bekannt. Die Ergiebigkeit des Grundwassers gründet allein auf der Durchlässigkeit der hauptsächlich sandigen Böden. Dabei erhält die Zone, weil im Regenschatten des Hohen Venn gelegen, nicht allzu viele NiederschIäge. Der größte Teil des gefallenen Niederschlages wird von den Böden wie ein Schwamm aufgesogen und an das Grundwasser abgegeben. Im Frühjahr und Herbst, wenn die Äcker von den Feldfrüchten entblößt sind, erscheint dem Beobachter aus den nördlichen Teilen des Kreises die Eifel rechts des Mechernicher Bleiberges bei klarem Wetter als heller, rötlich-gelber Streifen. Die waldbedeckte östliche Eifel wirkt dagegen in der Ferne wie ein dunkles, blaues Band. Damit bietet sich dem Auge ein Schauspiel geologischer Gegensätzlichkeit, wie es nicht eindrucksvoller sein kann. Diesen Anschauungsunterricht, wie die Natur ihn bietet, sollte man sich nicht entgehen lassen. 5. Meeresablagerungen sind in der Folge für den Gebirgsteil des Berichtsgebietes nicht wieder erfolgt, sein Gesteinsaufbau gilt damit im wesentlichen als abgeschlossen. - Das ganze Erdmittelalter, die Zeit der Riesensaurier und des Aufkommens der Vögel, hat in unserem Gebiet keine nennenswerten Spuren hinterlassen. Erst die Erdneuzeit erlangte wieder besonderen Einfluß im Gebiet des Kreises. Mit Beginn der Erdneuzeit setzt die Entstehung der Niederrheinischen Bucht ein, so wie wir sie heute kennen. An Stelle des von seinem südlichsten Ufersaum bei Bergisch-Gladbach langsam wieder zurückweichenden tertiären (oberoligozänen) Meeres ("Tertiär", d. i. die Dritte Erdzeit. Wir unterscheiden: 1. Erdaltertum = Primär, 2. Erdmittelalter = Sekundär, 3. Erdneuzeit oder Tertiär) macht sich eine üppige Sumpfflora breit. Diese hat sich in den Ablagerungen der niederrheinischen Braunkohlenflöze bis auf den heutigen Tag erhalten. - Wir müssen uns das Rheinische Schiefergebirge zu Beginn dieser Zeit als ein welliges Gelände vorstellen, das nur wenig über das Meeresniveau emporragte. - Während der Sumpfflorazeit nun setzten in dem ganzen Bereich der heutigen Bucht örtliche Senkungs- und Zerstückelungsvorgänge ein. Die enorme Mächtigkeit der Braunkohlenflöze ist nämlich nur so zu verstehen, daß bei langsamem Absinken der Schollen die Sumpfflora langsam nachwuchs, dabei also nach oben mit dem Meeresspiegel etwa in gleicher Höhe blieb, nach unten aber sich mehr und mehr auffüllte und vertiefte. Eine solche Auffassung ist natürlich nur dann gerechtfertigt, wenn man sich die Braunkohle an Ort und Stelle gewachsen vorstellt. Das Wachsen der Braunkohlenflora bei sinkendem Land muß sich auf die ganze damalige Bucht erstreckt haben. Dabei blieb das Flöz am Rande des links und des rechtsrheinischen Gebirges näher an der Oberfläche, wuchs hier also nur ganz wenig nach unten. Gegen die Mitte der Niederrheinischen Bucht aber sank das Flöz bis auf 300-500 m unter Flur ab. Gleichzeitig mit den geschilderten Senkungsvorgängen, die unsere Bucht in der heutigen Form schufen, sank die alte, längst abgetragene "Rheinische Masse nicht etwa auch wie die Bucht, sondern wurde zu dem heutigen Schiefergebirge gehoben. Jetzt erst erhielt die Eifel ihr Gesicht als ,,Gebirge". Die Kräfte, die dieses eigenartige, aber gewaltige Werk schufen, hängen ursächlich zusammen mit der Entstehung und Auffaltung der Alpen. Während aber gewaltige Erdkrustenbewegungen notwendig waren, die Alpen aufzufalten, reichten dieselben Kräfte im nördlichen Vorfeld der Alpen nicht mehr zur Faltung aus, sondern lediglich zur Hebung und Senkung eines längst erstarrten, in sich gefalteten, massiven Blocks, als welches wir das Rheinische Schiefergebirge kennengelernt haben. Freilich ohne Geburtswehen vollzog sich diese Gebirgsbildung nicht, begleitet war sie von vulkanischen Erschütterungen größten Ausmaßes. Das Siebengebirge, das Laacherseegebiet, Teile des Hohen Westerwaldes und die übrigen Eifelvulkane erinnern lebhaft an diese stürmische Zeit. Das Klima war zu Beginn des Tertiärs zunächst noch warm, die Temperatur nahm aber später zunehmend ab. Die Tierwelt wurde um die ersten Raubtiere und die ersten Huftiere bereichert. Braunkohleführendes Tertiär ist entlang der Eifel im Südwesten der Bucht, dann vor allem auf der Ville unter geringem Deckgebirge anstehend. Längs der östlichen Kreisgrenze ist das Flöz der Villescholle teils im Tagebau freigelegt, teils schon abgebaut. Die in der Antweiler Senke und ihrer Verlängerung über Obergartzem-Embken-Füssenich (Düren) bis zur Rur verlaufenden Flöze sind relativ gering entwickelt. Dagegen ein großes Vorkommen sind die unter den Rur-Erft-Schollen im tieferen Untergrund der Bucht verbreiteten Flözeinheiten. Ein Ausbau derselben scheint aber nur im Tiefbau möglich zu sein. Die Nordbegrenzung des heute gut bekannten Hauptflözes liegt weit außerhalb des Kreises, sie wird etwa zwischen Süchteln und Roermond (Maas) vermutet. 6. Vom Rhein wissen wir, daß er gegen Ende des Tertiärs die vom Gebirge herabtransportierten Schotter beim Eintritt in die vorgelagerte und nach ihm benannte "Niederrheinische Bucht in Form eines mächtigen Schuttkegels ablagerte. Die verschiedene Mächtigkeit der Rheinschotter innerhalb der Bucht ist darauf zurückzuführen, daß noch während des Aufbaues des Rheinschwemmkegels Teile der Bucht verschieden stark absanken. Sogar als der Rhein sich sein heutiges Bett in den eigenen Schuttkegel gegraben hatte, ging die typische Schollenbewegung im Innern der Niederrheinischen Bucht weiter. So kam es, daß der langgestreckte Höhenzug der Ville emporgedrückt wurde und die Erftscholle absank. Alle anderen Unebenheiten, die das Relief der sonst tischebenen Bucht maßgebend bestimmen, sind im Zusammenhang mit der Ville entstanden. Ich denke z. B. an die Geländestufe bei Straßfeld, oder die bastionartige Erhebung des Gebietes von Erp. Der Anstieg zum Ginsterberg und der Langen Heide bei Bliesheim gehören ebenfalls hierhin. Alles dies sind Oberflächenformen, die zu Beginn der neuen Erdzeit, des "Quartärs", entstanden und z. T. vielleicht sogar noch weiterhin im Entstehen begriffen sind. Sie beweisen, daß die Niederrheinische Bucht durchaus keine Ebene im landläufigen Sinne, sondern ein in sich vielfach zerstückeltes Schollenland ist. Die in den Gruben des Reviers tätigen Bergleute, vor allem diejenigen der Grube Frimmersdorf, wissen ein Lied zu singen von den "Verwerfungen", die das Arbeiten vor Ort oft so erschweren und auch gefährden können. |
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7. Die ältesten Spuren des Menschen reichen bis in den Beginn des Quartärs zurück. Als damals der Mensch sich anschickte, seine Herrschaft über die belebte und unbelebte Welt anzutreten, mag die große Niederrheinische Bucht in ihren Umrissen schon bestanden haben. Vielleicht war die Eifel damals um ein Geringes niedriger, als wir sie heute kennen. Der Rhein oder Arme des Rheines werden an Rheinbach" und am Fuße der Eifel vorbeigeflossen sein und sich bei Roermond mit der Maas vereinigt haben. Die schon im Tertiär einsetzende Temperaturverringerung hatte inzwischen einen solchen Tiefstand erreicht, daß von Skandinavien riesige Eismassen bis nach Norddeutschland vorrücken konnten. Unmittelbar wurde der Kreis Euskirchen von den nordischen Eismassen in der nach ihnen benannten "Eiszeit" nicht betroffen. Das Eis reichte in seiner äußersten Süderstreckung nur etwa bis Kempen-Krefeld. Wenn aber nicht das Eis selbst, so hat doch das Klima der Eiszeit Spuren im ganzen Kreisgebiet hinterlassen, die noch heute ohne viele Mühe zu erkennen sind. Sie alle aufzuzählen kann nicht Aufgabe vorliegenden Aufsatzes sein. Ich begnüge mich mit der Darstellung einer einzigen, aber für unser Gebiet wichtigen Bildung der Eiszeit, dem Löß. Der Löß ist eine von Winden angewehte feinerdige Bildung, im Volksmund oft als Mergel bezeichnet. Wo er in Menge vorkommt, wie z. B. am Vorgebirge zwischen Brühl und Bonn, macht er den Boden sehr fruchtbar. Praktisch ist er in der ganzen Niederrheinischen Bucht vorhanden. Auch am Nordabhang der Eifel sind Lößanwehungen anzutreffen. Als feststehend gilt heute, daß der Löß durch Staubstürme aus den Urstromtälern im Bereich des Inlandeises ausgeweht wurde. Dies war möglich, weil bei dem damaligen polaren Klima die breiten Flußauen ohne Pflanzendeckung, also wüst und leer waren. Die feinerdigen Bestandteile der Flußniederungen wurden vom Winde weit ins Land getragen. Wir können sogar nach der Form der Lößanwehungen auf die damals vorherrschende Windrichtung, nämlich Ost-Nordost-Winde, schließen. Der Löß überlagerte das ganze Kreisgebiet, soweit es der Niederrheinischen Bucht angehört. Sogar in der Eifel sind Lößlappen in ansehnlicher Größe eingestreut. Der größte von ihnen ist der sogenannte "Rehbruch" auf der Wasserscheide zwischen den Swist- und Ahrzuflüssen. Das dickste Lößpolster und damit die fruchtbarsten Zonen der Niederrheinischen Bucht liegen allerdings außerhalb des Kreises Euskirchen. Letzterer weist nirgendwo eine Lößbedeckung auf, die über zwei Meter hinausgeht. In unendlich langen Zeiträumen wurde das Antlitz unserer Heimat gebildet. Freilich, als die Natur ihr Werk vollbracht hatte, kam der Mensch, um die letzte und feinste Profilierung vorzunehmen. Dabei mehrten sich seine Kenntnisse von den Dingen der Natur so sehr, daß er immer stärker gestaltend in das Werk der Natur eingreifen konnte. So ist es daher der Mensch, der das ihm von der Natur Dargebotene nach seinem Willen und zu seinem Nutzen formt, getreu dem Schöpferwort, das Auftrag und Verheißung zugleich ist: "Erfüllet die Erde und machet sie euch untertan!" |
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Entnommen: Heimatkalender für den Kreis Euskirchen 1956 |
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