Dürener Zeitung vom 28.10.1950

Rätselraten um die „südliche Braunkohle“

Die zuständigen Stellen schwiegen sich aus - Was wird im Südteil des Kreises Düren

Düren. - Vor geraumer Zeit schon konnten wir berichten, daß die Gemeinderäte der Gemeinden an der Umgebung von Zülpich, wie Füssenich und Juntersdorf usw beantragten, ihr Gemeindegebiet in das Braunkohlen-Plangebiet einzubeziehen. Veranlassung zu diesem Schritt gaben die zahlreichen Mutungen nach Braunkohle, die seit längerer Zeit von der Grube Fürstenberg innerhalb der Bubiag durchgeführt worden waren.

Wie wir erfahren, hat der Stadtdirektor der Stadt Zülpich, die ebenfalls an dem gesamten Braunkohlenprojekt stark interessiert ist, sich inzwischen bemüht, bei den zuständigen Stellen näheres über den Fortgang der Arbeiten und die Erfolge der zahlreichen Mutungen im Zülpicher Raum und im Südteil des Kreises Düren, vornehmlich westlich von Zülpich zu erfahren. Die verantwortlichen Stellen der Grube Fürstenberg im Raume Frechen zeigten sich jedoch sehr verschlossen und ließen den Stadtdirektor von Zülpich wissen, daß “wenn es soweit wäre“, er rechtzeitig unterrichtet werde. Mit diesem mehr als mageren Bescheid mußte sich der Verwaltungsbeamte, der sich nicht nur für das Wohl und Wehe seiner Stadt, sondern auch der gesamten Umgebung verantwortlich fühlte, zufrieden geben.

Inzwischen hat sich der Bauern dieser Gegend eine verständliche Unruhe bemächtigt. Sie bestürmen nicht zu unrecht ihre Gemeindebürgermeister mit Fragen, was nun eigentlich werden solle. Letzten Endes steht für sie - oder sagen wir besser - kann für sie die Existenz auf dem Spiele stehen. Man kann es den Bauern nicht verübeln, wenn sie an Hehlrath oder Bottenbroich denken, wo die Abraumbagger Haus um Haus und Straße um Straße bedrohen und heute vor der Kirche bereits die Erde von der Kohle schürfen. Sie bangen um ihre Heimat.

Leider können sie sich nur auf Vermutungen und Gerüchte stützen, nach denen in Geich bei Zülpich schon zehn Meter unter der Erdoberfläche Kohle gefunden wurde. Vom Kreise Düren über Vettweiß, Geich, an Füssenich vorbei bis nach Langendorf im Kreise Euskirchen, selbst bis Wollersheim soll sich das Kohlenflöz erstrecken. Aber nicht nur die zuständigen Männer der Grube Fürstenberg hüllen sich in Schweigen, auch die Bohrmeister, die die Mutungen leiten, geben nichts von ihrem Wissen preis. Ihre Firmen haben sie eidlich zum Stillschweigen verpflichtet.

Selbst als die Bundesbahndirektion Köln sich einschaltete, um näheres über die Auswirkungen der eventuellen Industrialisierung im Südraum des Kreises Düren und in der Zülpicher Umgebung zu erfahren, gab es nur ein bedauerndes Kopfschütteln. So tappt man denn weiterhin noch im Dunkeln. Weder die betroffenen Bauern des südlichen Kreises Düren noch die Stadt Zülpich, die sich von einer Industrialisierung zu allererst einen wirtschaftlichen Aufschwung versprechen könnte, haben jedoch Verständnis dafür, daß unter geheimnisvollen Schweigen sozusagen auf ihrem Grund und Boden Projekte ohne ihr Wissen ausgekocht werden, die schon innerhalb kurzer Zeit in der Lage sind, das Gesicht des gesamten Raumes und nicht zuletzt die soziale Struktur dieses Teiles unseres Kreises von Grund auf zu ändern. Es scheint, daß man mit dem lapidaren Hinweis, durch das Stillschweigen eventuellen Bodenspekulationen vorzubeugen die Unruhe der Bevölkerung nicht besänftigen kann.

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