Dürener Zeitung vom 6.10.1950

Heute Einweihung der Strecke - Mit „Rammbär“ und modernen Maschinen beim Streckenbau

Düren - Bonn wieder zweigleisig

Düren, den 5. Oktober. (Eig. Bericht)

Nach viermonatiger Unterbrechung wird am 6. Oktober die Bahnstrecke Düren - Bonn wieder auf zwei Geleisen in Betrieb genommen. Nachdem sich der stark angestiegene Verkehr auf der Strecke zur Bundeshauptstadt im Teilabschnitt Düren - Bubenheim auf einem Geleise abwickelte und dadurch stark gehemmt war. Bei dem nunmehr fertiggestellten Streckenabschnitt wurde erstmalig nach dem Kriege das Kasten-Füllformverfahren angewandt, daß das schwere und langweilige „Stoppen“ des Unterbaues mit der Spitzhacke überflüssig macht. Auf der umgebauten Strecke wurden an Stelle der bisherigen Holzschwellen Eisenschwellen eingebaut.

Franzosen bauten das zweite Geleise

In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde die Bahnstrecke Düren - Bonn über Euskirchen in Betrieb genommen. Damals begnügte man sich noch mit einem Geleise, da der Zugverkehr lange nicht die heute notwendige Dichte erreichte. Erst in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurde während der Rheinlandbesatzung im jahre 1923 auf Befehl der Besatzungsmächte mit dem Ausbau eines Doppelgeleises begonnen. Die Arbeiten, die unter französischer Regie mit unzulänglichen Arbeitskräften durchgeführt wurden, entsprachen jedoch nicht den beim deutschen Bahnbau beobachteten Sicherungsmaßnahmen. Das Geleise wurde ohne jede Bettung auf Lehm gelegt, so daß sich seine schnelle Abnutzung in den letzten Jahrzehnten leicht erklären läßt. Die Gleisbauten, die eine Strecke von 8 Kilometern umfassen, begannen bereits im Frühjahr dieses Jahres durch die Bahnmeisterei Düren mit Unterstützung der Bahnmeisterei Bedburg. An Stelle von schwachen, 9 Meter langen Schienen, wurden schwere Typen mit 30 Meter Länge eingebaut. Außerdem wurde eine neue Bettung, die für den Schienenweg das wichtigste ist, angelegt. Von der Bahnmeisterei Zülpich wurde ebenfalls mit Unterstützung der Bahnmeisterei Euskirchen ein Streckenabschnitt übernommen. Die Arbeiten stießen besonders im Dürener Abschnitt auf Schwierigkeiten, da die Strecke an einer einzigen großen Kurve mit zwei Hauptstraßenüberquerungen liegt, so daß der Fahrzeugverkehr zeitweise umgeleitet werden mußte.

[Bild. Bettungsarbeiten]

Neues Bett für die Schienen

Nach dem Abbau der alten Geleise, die sofort abtransportiert wurden, mußte eine neue Bettung gemacht werden,. Hierbei waren auf 1 ½ Meter Strecke ein Kubikmeter Erdmassen zu bewegen. Das Abfallmaterial wurde von den einzelnen Gemeinden und der Stadt Düren für Wegebauten verwandt. Bei den Bettungsarbeiten wurde teilweise ein neuartiger Stampfer gebraucht, der bei der Bundesbahn erst seit einem halben Jahr in Betrieb ist. Auf den so festgestampften Bahnkörper wurden dann im Gegensatz zu früher die eisenschwellen mit den schweren Schienen verlegt. Während von der Bahnmeisterei Zülpich aus für diese Arbeiten moderne Schienenhebeböcke eingesetzt wurden, mußten die übrigen Rottenarbeiter die gleiche Arbeit mit ihrer Muskelkraft durchführen. Dann erst tritt der sogenannte „Rammbär“, ein schwerer Holzbalken, der von vier kräftigen Männern an Eisengriffen gepackt wird, in Tätigkeit. Mit diesem Rammbär werden die fertigen Streckenabschnitte gerichtet. Die Arbeiten im Streckenabschnitt Düren sind inzwischen abgeschlossen. Etappenweise soll die übrige Strecke Düren - Bonn ebenfalls umgebaut und erneuert werden.

Saubere und gepflegte Anlage

Die harte und rauhe Arbeit der Männer an der Strecke, die bei jedem Wind und Wetter mit ihren Kreuzhacken im ewigen Gleichklang der Bewegungen die schwere Aufgabe der Bahnunterhaltung durchführen, wird von der Öffentlichkeit viel zu wenig beachtet. Erst wenn in den nächsten Tagen die Reisenden auf der Strecke Düren - Bonn die sauberen und gepflegten Gleisanlagen zwischen Düren und Bubenheim befahren, wird die Arbeit dieser Männer auch gewürdigt werden können.


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