Dürener Zeitung vom 2.2.50

Norddüren will in die Stadt kommen


Wird ein 50jähriger Traum wahr? - Dürener Eisenbahn-AG macht einen Vorstoß

Düren, 1. Februar. (Eig.Ber.)

Die Dürener Eisenbahn-AG, die den Personen- und Güterverkehr auf der Strecke Düren - Inden seit Jahrzehnten durchführt, hat sich in einem Schreiben über den Landrat an den Dürener Kreistag gewandt mit der Bitte, ihre Strecke vom jetzigen Endpunkt an der Bahnunterführung in Norddüren durch die Josef-Schregel-Straße bis zum kaiserplatz durchführen zu können. Zu diesem Zwecke ist die DE bereit, mit der Dürener Kreisbahn, die die Fahrkonzession von Stadtmitte bis zum Bahnhof besitzt, in Verhandlung zu treten. Den Ausbau der Strecke, der etwa 150.000 DM erfordern wird, will die Dürener Eisenbahn-AG ohne Inanspruchnahme sonstiger öffentlicher Mittel selbst durchführen. Nach einem günstigen Ausgang der Verhandlungen soll mit einem Bau der Strecke sofort begonnen werden.


Foto: Peter Boehm / Sammlung Verkehrsbild Axel Reuther Raderthalgürtel 7, D 50968 Köln
3.6.61, Dürener Eisenbahn DEAG, Düren, Bf. , Tw 11 ex Moers

Mit der Durchführung dieses Projektes würde ein fast 50 Jahre alter Traum der Norddürener Bevölkerung die verkehrsmäßig immer von der Stadtmitte ziemlich isoliert war, in Erfüllung gehen. Es darf bei dem Plan allerdings nicht übersehen werden, daß sich noch mancherlei Schwierigkeiten ergeben werden. Da sind zuerst die Konzessionsverhältnisse für den innerstädtischen Verkehr, die die von Zeit zu Zeit angebahnten Bestrebungen der Norddürener Straßenbahngesellschaft immer wieder zunichte gemacht haben. Bekanntlich besitzt die Dürener Kreisbahn bis zum Jahre 2000 alle Konzessionsrechte in den Hauptverkehrsstraßen der Stadt Düren. Darüber hinaus sieht die bereits vom Wiederaufbauminister genehmigte Neuplanung der Josef-Schregel-Straße keine schienengebundenen Fahrzeuge mehr vor, so daß der Wiederaufbauminister dem neuen Plan ebenfalls seine Genehmigung erteilen muß. Gleichfalls wird von verschiedenen Seiten gegen die Durchführung des Planes geltend gemacht, daß die beengten Straßenverhältnisse an der Bahnunterführung gerade bei dem immer mehr ansteigenden Autoverkehr die Durchführung einer Straßenbahnlinie nicht zulasse.

Omnibusverkehr genügt nicht

Für die Durchführung diese Projektes sprechen jedoch eine Menge von Argumenten, die im Interesse der Bevölkerung liegen. Seit jeher wurde die Bevölkerung Norddürens in der Verkehrserschließung zur Stadt stiefmütterlich behandelt. Die nach dem Kriege eingerichteten Autobus-Verbindungen der Stadtlinien konnten diesen Übelstand mit ihrer stündlichen Wagenfolge nicht beheben. Tausende Norddürener Bürger und vor allen Dingen aber Besucher der Stadt Düren aus Düren Birkesdorf bis Inden müssen immer noch täglich den Weg vom Bahnhof bis in die Stadtmitte zu Fuß zurücklegen. Selbst vor der Zerstörung Dürens, als die Straßenbahnen der Stadt zum Bahnhof fuhren, waren die Anschlußmöglichkeiten so schlecht, daß nur ein geringer Teil der Fahrgäste der Norddürener Straßenbahn die Straßenbahnen in die Stadt benutzen konnten.

Ein dreigleisiger Schienenstrang

Die Planungen der Dürener Kreisbahn gehen dahin, von der Stadtmitte aus ihre Straßenbahn entweder durch die Josef-Schregel-Straße oder auf einem eigenen Bahnkörper westlich der Josef-Schregel-Straße zum Bahnhof zu führen. Dieselbe Linie könnte, von Norddüren kommen, auch für die Dürener Eisenbahn-AG benutzt werden unter der Voraussetzung, daß zwischen den Gleisen der Dürener Kreisbahn eine dritte Schiene gelegt würde. Bekanntlich besitzen die Straßenbahnen der DE eine geringere Spurbreite.


Foto: Peter Boehm / Sammlung Verkehrsbild Axel Reuther Raderthalgürtel 7, D 50968 Köln
6.10.53, Dürener Eisenbahn DEAG, Düren, Bf.

Ob allerdings bei einem 7 ½- bis 15-Minuten-Verkehr der Norddürener Straßenbahn zur Stadtmitte ein weiterer Straßenbahnverkehr der DKB notwendig ist, muß die Entwicklung der Verkehrsverhältnisse sowohl als auch der Verhandlungen zwischen den beiden Gesellschaften ergeben. Für die Norddürener jedenfalls würde mit der Durchführung der Birkesdorfer Strecke in die Stadtmitte ein jahrzehntelanges Unrecht wieder gutgemacht. Ganz abgesehen davon, daß die Dürener Geschäftswelt, die sich im Laufe der Jahre aller Wahrscheinlichkeit nach zum größten Teil wieder im Stadtzentrum ansiedeln wird, mit einem direkten Besucherstrom aus den Nordteilen des Kreises Düren sowohl als auch aus dem Norden der Stadt sehr zufrieden sein würde.

Entscheidung beim Kreistag

Eine Klärung in all diesen Fragen würde endlich einmal eine wesentliche Beruhigung in der Verkehrspolitik der Stadt und des Kreises bedeuten. Die letzte Entscheidung über die entsprechenden Konzessionseinigungen wird wohl - immer unter der Voraussetzung der Genehmigung durch den Wiederaufbauminister - beim Dürener Kreistag liegen. Der offizielle Antrag der Dürener Eisenbahn-AG ist inzwischen beim Landrat eingegangen, so daß die ganzen Verhandlungen über diesen Fragenkomplex vorerst einmal ihren Lauf nehmen müssen.

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