Bahnen im Grenzland - Ein Notruf


Aachener Volkszeitung vom 2.3.49


Die Grenzlandbahnen schnellstens auf Friedensstand wieder herzustellen, bleibt eine große Gegenwartssorge. Der Verkehrsausschuß des Landtages hat sich wieder damit befaßt, und es stellte sich heraus, daß nicht nur einzelne Kleinbahnen, vor allem im Kreise Düren, sondern auch wichtige Schienenwege noch nicht oder nur teilweise betriebsfähig sind. Wunde Punkte sind im Aachener Raum besonders die Strecken Jülich - Baal, Oberhausen - Hellenthal, Zerkall - Heimbach und der für die Inbetriebnahme des deutschen Teils der Vennbahn wichtige Viadukt von Kornelimünster.

Nach Mitteilung von Ministerialrat Schmitt-Topphof vom Verkehrsausschuß sollen alle Schäden nach dem vorliegenden Plan in spätestens drei Jahren behoben sein. Die Kosten schätzt man für die Bahn Jülich - Baal auf 387 000 DM, für Oberhausen - Hellenthal (drei Kilometer) auf 187 000 DM, Für Zerkall - Heimbach auf 1,1 Millionen DM. Der Viadukt würde etwa 130 000 DM verschlingen. Zusammen müßten also etwa fünf Millionen DM aufgebracht werden. Die Reichsbahn kann diese Summen nicht bereitstellen und hat um die Hilfe des Landes ersucht. Nordrhein-Westfalen verlangt aber von der Reichsbahn, diese solle mindestens die Hälfte von dem beisteuern, was das Land geben wolle. Außerdem verlangt das Land ein beschleunigteres Tempo.

Der Verkehrsausschuß setzt sich aus den bekannten Gründen dafür ein, daß für die Grenzgebiete auch hier etwas besonderes getan werden muß. Die Strecken müssen statt in drei in zwei Jahren fertig sein. Der Verkehrsausschuß will dafür eine größere Summe im kommenden Etat - vermutlich zwei Millionen DM - einsetzen. Wenn die Reichsbahn eine gleiche Summe bereitstellt, könnten die wesentlichen Wünsche des Grenzgebietes bis Ende 1949 befriedigt werden.

Soweit die Lage. Grundsätzlich muß dazu gesagt werden: Es ist unverständlich, daß noch immer wichtige Bahnlinien im Grenzgebiet stilliegen, und zwar rund 100 Kilometer! Auch kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, daß die Reichsbahn mit ihrer Monopolstellung von dem Gedanken ausgeht, nur lukrative Strecken auszubauen. Das ist finanzpolitisch verständlich, politisch aber unhaltbar. Die Grenzlandstrecken müssen schon schneller instandgesetzt werden. Für den Streit zwischen Land und Reichsbahn kann man da kein Verständnis haben. Spätestens 1950 muß die letzte Strecke wieder in Betrieb sein. Weiteres Hinauszögern muß den schärfsten Tadel herausfordern. Das gilt auch für die Ahrbahn im Süden des Kreises Schleiden. Gerade in diesen Teilen der Eifel kann der Bevölkerung nicht zugemutet werden, verkehrstechnisch auf die Zeit vor 1900 zurückgeworfen zu bleiben

L.S.



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