Ziegelbäcker - die Geburtshelfer der Stadt


Aachener Volkszeitung vom 24. Juli 1948


Von der Lehmgrube zum Brennofen - Täglich 25.000 Steine

Man nehme Lehm oder Ton, mische das ganze gründlich unter Zusatz von Wasser ... Lächerlich einfach sind die Voraussetzungen für die Herstellung eines Ziegelsteins. Das nötige Rohmaterial liefert der Boden, auf dem die Ziegelei steht. Ein kleiner Bagger frißt sich in die Erde ein und speit den abgeschürften Lehm in bereitstehende Loren. Drei von diesen Kippwagen voll bedeutet Material für mehr als 1000 Ziegelsteine. Bausteine für ein haus, nämlich 25.000 Steine, stellen die beiden Ziegeleien in Birkesdorf und Rölsdorf täglich her. Außer diesen kürzlich in Betrieb gesetzten Werken wird auch die Ziegelei in Müddersheim bald für den Kreis Düren arbeiten können, während in Düren selbst noch drei Fabriken auf den Wiederaufbau warten.

Für die kunstgerechte Verarbeitung des Rohstoffes Lehm sorgt die Strangpresse. Sie arbeitet selbständig und hat nur Angst vor der Stromsperre, die ihrem Wirken ein Ende setzt. Ein Fließband schüttet den angefahrenen Lehm in eine Maschine, wo er zwischen Winden, Messern und Walzen einer ziemlich lieblosen Behandlung ausgesetzt ist. Wie ein zweitgemäßer Kuchenteig wird die Masse mit Wasser gemischt und im übrigen gut durchgeknetet. Schließlich verläßt ein Strang von zusammengepreßtem dunkelbraunem Lehm die Maschine, dessen Querschnitt der Breitseite eines Ziegelsteines entspricht. Langsam gleitet diese Lehmstange über einige Rollen und wird automatisch in ziegelförmige Stücke zerschnitten. 21.000 Steine formt die Strangpresse einer Ziegelei täglich.

Die noch vor Feuchtigkeit glänzenden Steine werden sogleich auf Schubkarren geladen, die vorher mit Sand bestreut werden, um ein Festkleben der weichen Lehmmasse zu verhindern, und gelangen in die Trockenregale. Zwei Wochen lang werden die geformten Ziegel in diesem Gerüstschuppen der trocknenden Luft ausgesetzt, die von allen Seiten zu den im gleichmäßigen Abstand aufgereihten Steinen Einlaß hat. Überschüssige Ziegel der Tagesproduktion, die der Brennofen nicht fassen kann, wandern zu den Packschuppen, wo sie sorgfältig verpackt werden. Im Winter, wenn der Frost die Arbeit des Lehmbaggers ausschaltet, dient der während des Sommers angesammelte Vorrat dem Brennofen als Futter.

Der Ofen, in dem die Ziegel als letzte Station ihres Herstellungsprozesses eine Hitze von 1000 Grad durchmachen, ist eine in der Einfachheit verblüffende Einrichtung. Nirgendwo findet man eine Feuerung in dem tunnelartigen an Luftschutzbunker erinnernden Stollen, der sich nach einer ovalförmigen rundführung wieder in sich selbst schließt und daher in der Fachsprache Ringofen genannt wird. Wir klettern hinter einer mit Kohle beladenen Lore her über eine Rampe und stehen jetzt auf dem Ringofen, dessen Tunnelgang durch zahlreiche Schächte angezeigt ist, die sich aus ihm erheben. Sie lassen den Blick frei auf rotglühende, den Stollen vom Boden bis zur Decke anfüllende Ziegelsteine. Immer wieder schüttet ein von Kohlenstaub geschwärzter Arbeiter kleine Mengen Brennmaterial durch die Öffnungen in die Stapel der Steine. Jetzt lüftet sich das Geheimnis der unsichtbaren Feuerstelle: Indem die Ziegel nämlich ganz von glühender Kohle umgeben sind, werden sie unmittelbar im Feuer geröstet, wie Kastanien in der Glut.

Nur eine kurze Strecke des Tunnels macht jeweils den Brennprozeß durch, während an der gegenüberliegenden Seite die fertig gebrannten und genügend abgekühlten Ziegel herausgenommen und sogleich durch ungebrannte Steine ersetzt werden. Geschickt geleiteter Windzug sorgt dafür, daß sich das Feuer langsam immer weiter durch den Ofen frißt und die gebrannten Steine hinter sich läßt. Zwei Wochen dauert es so bis eine runde vollendet ist und jede Stelle des Ringofens einmal passiert hat.

Ein Ziegelstein ist entstanden - bald wird ihn der Mauerer irgendwo in der Stadt oder auf dem Lande als unscheinbaren, aber wichtigen Stein zu dem Bau einer Wohnung verwenden, die schwergeprüften Menschen wieder ein festes und freundliches Heim bieten soll.

-tr-



Kurzmeldung vom 17.7.1948

Müddersheim - Die Ringofenziegelei St. Antonius ist gezwungen, wegen fehlender Kredite und Holzmangels ihre Produktionsaufnahme auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Der Betrieb beschäftigte früher etwa 30 - 32 Arbeiter. - Erstmalig seit 1931 hat die Antonius-Pfarre eine Volksmission abgehalten. Dem Ruf des Pfarrers folgten zahlreiche Gläubige.

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