Neue
Kohlenvorkommen im Kreis Düren
Aachener Volkszeitung vom 15. März 1947
Bergarbeiter-Siedlungen in Morschenich
Die in den letzten Tagen stattgefundene Amtsratssitzung in Merzenich hatte der Vertreter der Rheinischen Braunkohlen-Tiefbaugesellschaft, Dr. Schmitz, zum Anlaß genommen, um vor den Amtsvertretern seine Darlegungen über den Fortschritt der wieder seit 1945 aufgenommenen Arbeiten zur Erschließung der Braunkohlenvorkommen im zwischenfeld des Kölner Braunkohlengebietes und des Braunkohlenvorkommens in Weisweiler - Lucherberg, zu machen. Seit 1927 wurden hier, ohne daß eine weitere Öffentlichkeit davon Kenntnis hatte, Untersuchungen durchgeführt und die seit 1939 bis etwa Kriegsende gemachten Bohrungen, besonders in der Gegend Morschenich - Niederzier, stießen auf erhebliche Braunkohlenvorkommen, die teilweise bis zu 400 Meter unter der Erde liegen.
Dr. Schmitz gab zuerst einen kurzen Überblick über die geologischen Schichtungen, ihre Begrenzung und ihre Tiefenlagen und stellte fest, daß bei einem wirtschaftlichen Abbau - über die Art, ob im Tage- oder Untertagebau, ist man sich noch nicht endgültig im Klaren - das zehnfache der Rheinischen Vorkommen des Kölner Bereichs zu fördern sei. Die Hauptflöze liegen im Ortsteile des Amtes Merzenich. Die endgültige Durchführung des Abbaus, mit der in einigen Jahren voll zu rechnen ist, würde einen entscheidenden Einfluß auf das wirtschaftliche und soziale Leben des Kreises Düren haben.
Am 1. Januar 1947 waren die Arbeiten in den Schachtanlagen, die seit ihrem neuen Beginn 1945 eigentlich nur die Beseitigung der Kriegsschäden zur Aufgabe hatten wieder soweit gediehen, daß sie den Stand von September 1944 erreicht hatten. In zwei bis drei Jahren rechnet man schon mit einer Beschäftigungszahl von 500, die sich dann mit dem Fortschreiten der technischen Vervollkommnung weiter steigern wird. Anfang nächsten Jahres kann mit der ersten positiven Förderung begonnen werden, deren Ziel eine Hebung von täglich 10.000 Tausend Braunkohlen ist.
Für die betroffenen Gemeinden, darüber hinaus aber auch für den gesamten Kreis, werfen sich schon heute Fragen von großer Wichtigkeit auf, von deren Lösung nicht zuletzt eine gesunde soziale Struktur des Kreises abhängt. Die erste ist die der Gestellung von Arbeitskräften, die - außer einem gewissen Stamm von hauern, der wohl aus einer Kohlengegend zugezogen werden muß - aus der hiesigen Gegend gedeckt werden kann. Damit würde zumindest ein Teil der durch die zerstörte Industrie freigewordenen Kräfte Arbeit finden. Die Gemeinden haben die Aufgabe, Grund und Boden zur Errichtung von Bergarbeitersiedlungen bereitzustellen, um so die Arbeiter seßhaft zu machen. Den Arbeitern mit ihren Familien soll ein Haus mit einem Garten zur Verfügung gestellt werden, und vor allem dem Untertagearbeiter den nötigen Ausgleich zu schaffen. Die erste Siedlung ist für Morschenich geplant. Weitere sollen folgen.
Dr. Schmitz legte in sachlichen und klaren Ausführungen die Wünsche seiner Gesellschaft, abe auch die unermeßlichen Vorteile einer derartigen Anlage für den wirtschaftlichen Aufschwung der Gemeinden klar und bat den Amtsrat um seine Unterstützung, besonders in der territorialen Fragen. Mit Eifer und erfreulichem Weitblick erwärmte sich der Amtsrat für dieses außergewöhnliche Projekt und sagte durch den Amtsdirektor Becking weitgehende Unterstützung in allen Fragen durch Amt und Gemeinde zu.
Die Verwirklichung dieser Pläne bedeutet gerade für den Kreis Düren, der durch den Krieg und seine furchtbaren Nachwehen so überaus schwer getroffen wurde, einen erfreulichen und nicht zu unterschätzenden Aufschwung. Rückhaltlose Förderung und positive Unterstützung ist ein Gebot der Klugheit für Gemeindevertreter und Verwaltungen.
B.S.