Die Straßenbahn erschließt das Wurmrevier

Aachener Volkszeitung vom 16. März 1946


Drei weitere Verbesserungen führt die Aachener Straßenbahn am Sonntag in ihrem Verkehrsnetz ein. Die Linie 1/11, die bisher nur bis Haarren fuhr, wird durchgehend bis Alsdorf fahren und somit neben der Linie 16 (Aachen - Kohlscheid - Pannenheide) einen weiteren bedeutenden Teil des Wurmreviers verkehrsmäßig erschließen und mit der Regierungshauptstadt Aachen verbinden. Ferner wird die Linie 25 bis Büsbach- Markt verlängert. Die dritte Verbesserung ist die Eröffnung der Linie 22 von Eschweiler - Pumpe bis Velau.

Die Bedeutung der Linie 1/11 nach Alsdorf wurde unterstrichen durch die erste Probefahrt am Freitagnachmittag an der zahlreiche Vertreter der Behörden teilnahmen. Neben dem Direktor Kuprewitsch und zahlreichen Ingenieuren und Betriebsräten der Straßenbahngesellschaft waren erschienen: Offiziere der Militärregierung, ein Offizier der Kohlenkontrollstelle Alsdorf, der Vizepräsident, der Oberstadtdirektor, Vertreter des Landrates, des Polizeichefs, des Provinzialbbauamtes, der Gewerkschaft, der Presse, die Bürgermeister der Gemeinden, die von der Linie erfaßt werden. Der Betriebsführer der Grube Anna I Alsdorf und ein Ingenieur des technischen Überwachungsvereins. Major Cromie von der Militärregierung fuhr den Probewagen selbst die Strecke von Mariadorf bis Alsdorf und bewies damit das große Interesse ,das die Militärregierung der Aachener Straßenbahn entgegenbringt.

Die Linie 22 wurde bereits am Mittwoch abgenommen. Sie ist vorerst nur eine in sich geschlossene Teilstrecke, die weder nach Weisweiler noch nach Stolberg Anschluß hat, da die beiden Inde-Brücken in Pumpe und Velau gesprengt sind. Diese beiden zerstörten Brücken über die Inde verhindern damit die wichtige Verbindung Aachens mit Eschweiler und dem Braunkohlenbrikett - Gebiet Weisweiler. Die Durchführung der Linie 25 bis Stolberg ist durch die gesprengte Eisenbahnüberführung bei Finkensief nicht möglich. Die zweite Linie nach Stolberg über Eilendorf ist durch das verminte Gelände zwischen Bayerhaus und Buschmühle unterbrochen. Wenn die drei gesprengten Brücken wieder hergestellt würden, könnte die Straßenbahn die wichtigsten Städte Aachen - Stolberg - Eschweiler - Weisweiler miteinander verbinden. Diese Verbindung hat nicht nur für den Personenverkehr Bedeutung, sondern vor allem für die Beförderung der Briketts aus Weisweiler. Die Stromzufuhr für dieses Netz ist durch den Umformer in Eschweiler gesichert.

Mit diesen Verbesserungen erfaßt die Straßenbahn nun ein Streckennetz von 48,7 km, etwa 30 Prozent des Gesamtstreckennetzes nach Abzug der durch die Grenzziehung ausfallenden Linien. Es sind dies die Strecken nach Locht, Eupen, Raeren, Altenberg und Blumenthal. Die Länge des Netzes betrug 1944 220,8 km und heute 175 km. In Betrieb sind jetzt die Linien 1/11 (Alsdorf), 2 (Eilendorf), 3 (Theater - Ponttor), 15 / 25 / 35 (Brand - Büsbach - Kornelimünster), 16 (Pannesheide) und 22 in Eschweiler. In dem Monatszeitraum von 15.1. bis 15.2. wurde bei der Personenbeförderung die Millionengrenze erstmalig seit Kriegsende überschritten, ein Beweis für die große Bedeutung, die der Straßenbahn in unserem Gebiet zukommt. Zum weiteren Ausbau des Netzes ist die Unterstützung der Gesellschaft durch die betreffenden Gemeinden von großer Wichtigkeit.



© Copyright 2000 wisoveg.de

Zur Homepage