4.7 Wasserrechte / Teiche und Mühlen / Fischerei
Wasserrechte
Wasserrechte, mit den dazu gehörenden Rechten das Wasser, die Wasserkraft zu nutzen und Fischfang auszuführen, waren von Alters her Rechte, die dem Lehensherrn zustanden und als Lehen vergeben werden konnten. Häufig wird in diesem Zusammenhang von Streitigkeiten berichtet.
Bereits in der Urkunde König Otto III aus 992 an Sigebodo und Richwin wird auf die Bannrechte und Jagdrechte eingegangen. In 1244 als dem Ritter Hermann von Dernau eine Vielzahl von Rechten in Dernau eingeräumt werden, wird aber festgehalten, dass das Bannrecht allein bei dem Herrn von Saffenburg liegt. Auch im Beschluss vom 28 Juni 1287 wird festgehalten: Dem Herrn von Saffenberg steht das Jagdrecht und... in der Pfarrei Dernau auf immer zu. ...(aber)... Die Pfarreibewohner dürfen in der Ahr fischen zwischen Tonnebach und Yevenwaig. Dort dürfen sie das Wasser (von seinem Lauf) abkehren und das kleinere Wasser in das größere fließen lassen. Keiner darf dort fischen mit Netzen, die von einem Ufer zum anderen reichen. (Frick, 540)
Damit war im Zusammenhang mit dem Abzweigen von Wasser der Bau von Teichen (Mühlenteichen o.ä.) möglich und auch das Fischen mit gewissen Einschränkungen.
Es scheint so zu sein, dass diese Rechte mit der Niederschrift des Weisthums der Herrschaft Saffenburg teilweise weiter reduziert wurden (Schmitz, "von jedem jätt")
Interessant ist hierzu auch die Aussage im Ahrweiler Schöffenweisthum von 1511: ...Dem Landesherren stehen die Jagd und Fischerei in allen Wäldern und Wasserläufen zu, doch mit dem Vorbehalt, dass die Bürger nach altem Herkommen, wie es seit Menschengedenken üblich ist, in ihrem Wald alles Wild außer dem hohen Wild, das allein dem Landesherren zusteht, fangen dürfen. ... Mit den Wasserläufen ist es so, dass etliche geistliche und weltliche Herrn und Ritter in unserer Stadt und unserem Gerichtsbezirk ihren Häusern Wasser zuführen und die Wasserläufe für ihre Mühlen brauchen. Unsere Bürger haben aber allezeit das Recht gehabt, dort zu fischen, sofern niemand widerspricht (!).
Fischerei und Wasserrechte waren zwischen Ahrweiler und Wadenheim ein Thema dauernden Streits.
Offensichtlich hat die Familie Blankart aus Ahrweiler schon 1434 die Ahrfischerei zwischen Kreuzberg und Altenburg als Altenahrer Burglehen und hat dies auch noch bis 1691.
Teiche und Mühlen
Bisher sind mir alte Berichte oder Dokumente über die Teiche in Dernau nicht bekannt. Deshalb wird hier zunächst nur das berichtet, was ich selbst noch gesehen habe oder aus Erzählungen weiß. Insgesamt dürfte es drei Mühlen bzw. Mühlenteiche in der Gemeinde Dernau gegeben haben.
1. Bröcke Möll
Dies ist die Mühle, die noch bis in die fünfziger Jahre in Betrieb war und deren Mühlenstein und Wasserrad ich nach als Kind in Betrieb gesehen habe. Der Besitzer war zu der Zeit ein Vetter (Mathieu Wollersheim) meines Vaters. (Siehe Kapitel 6: Erzählungen der Alten) Das Wasser für die Mühle wurde an der Kluus zwischen Dernau und Rech entnommen, am Fuß des Berges entlang zur Mühle geführt, dort mit dem Wasser eine Mühlrad angetrieben und dieses anschließend unmittelbar an der Brücke wieder in die Ahr eingeleitet. Die Ufer des Teiches waren entweder mit Reisigflechtwerk oder mit senkrecht gesetzten Bruchsteinen befestigt. Uns Kindern war es eigentlich nicht erlaubt im Teich zu fischen, da es hieß, die Fische im Teich gehörten zur Mühle. In den sechziger Jahren wurde das Mahlen von Getreide auf der Mühle immer weniger gefragt. Sie arbeitete immer mehr und hauptsächlich als Sägewerk; die Wasserkraft wurde verdrängt vom Strom aus der Steckdose. Im Rahmen einer Flurbereinigung in Dernau wurde in den siebziger Jahren der Teich verfüllt und über ihn der heutige Wirtschaftsweg gelegt.
2. Marienthaler Mühle
Das einzige was ich von dieser Mühlenanlage noch gesehen habe, ist das Wehr zwischen Dernau und Marienthal, welches heute noch erhalten ist. Hier wurde das Wasser für die Mühle entnommen und über einen Teich der Mühle zugeführt. Der Teich lief vom Wehr in etwa entlang der heutigen Bundestrasse. Ich meine mich noch zu erinnern, dass zwischen Strasse und Löischichs Berg eine Graben gewesen ist. Aus alten Karten ist der Verlauf des Teiches recht gut zu erkennen. Soviel ich weiß, ist die Mühle auch noch bis vor dem Zweiten Weltkrieg in Betrieb gewesen. Die Mühle selbst lag wohl unmittelbar unterhalb des Hubachs und damit auf dem Gebiet der Gemarkung Ahrweiler (Abb. 7). Aus 1613 ist von Ahrweiler u.a. eine detaillierte Mühlenordung überliefert. 1660 ist ein Neiss, Berchem als Müller in Marienthal genannt.
3. Teichgasse und Mölle-Pädsche
Es wurde in Dernau von den Alten immer von einem Teich durch das Dorf berichtet. Verschiedene Flurnamen schienen Hinweise darauf zu geben. (Kapitel 6: Erzählung der Alten). Nur blieb zumindest für mich alles irgendwie im Bereich der Erzählungen und man wusste nicht so richtig, was man davon zu halten hatte. Keiner konnte sagen, wann dieser Teich bestand, wo er das Wasser aus der Ahr entnahm oder wo es wieder eingeleitet wurde. Sollte ein Teich bestanden, haben von der Kluus aus bis fast zum Marientaler Wehr? Dass ein solcher langer Teich durch das Überschwemmungsgebiet der Ahr auf Dauer wirtschaftlich unterhalten werden kann, scheint eher fraglich. Im Laufe der Zeit habe ich allerdings einige Fakten festhalten können, die gesichert sind: Beim Bau der Kanalisation in der Hauptstrasse/Teichgasse in Dernau war eindeutig (auf Höhe Schuhgeschäft Paul Kreuzberg, dem Elternhaus meiner Mutter) das alte Teichbett zu erkennen. Die organischen Ablagerungen im alten Teichbett hoben sich bei den Aushubarbeiten deutlich von dem benachbarten Boden (Deckschichten aus Auelehm) ab. (Es ist anzunehmen, dass es ein weiteres Wehr unterhalb des Einlauf des Teiches zur Steinbergsmühle gegeben hat.)
Übrigens liegen in diesem Bereich, unterhalb dieser ca. zwei Meter dicken Deckschicht aus Auelehm, etwa acht Meter Ahrschotter bis in etwa zehn Meter unter Gelände der gewachsene Fels (Grauwacke) ansteht. Diesen Aufschluss konnte ich 1985 feststellen, als ich, als Leiter des Brunnenbau Büros der Preussag in Essen, hier (am Dorfplatz) für das Amt für Katastrophenschutz in Bonn eine Bohrung zur Installation einer Handpumpe abteufte.
Nur vom Hörensagen weiß ich, dass auch beim Bau des Hauses von Berthold Paetz am Bahnhof Reste eines Teichbettes festgestellt worden sein sollen.
Gesichert ist damit, dass es einen dritten Teich im Dorf gab. Ob er vielleicht im Zusammenhang mit den Burghausresten (Wassergraben??) im Ort oder ausschließlich mit einer weiteren Mühle im heutigen Bereich "Maar" zu sehen ist, ist unklar. Klar ist allerdings, dass es im Bereich "Maar" schon um 1250 einen Hof gab und Flurbezeichnungen an eine Mühle erinnern.( Vorm Müllerberg, Im Müllerbungert, Möllepädsche)
Es ist wohl so, dass dieser Teich, entweder aus wirtschaftlichen Gründen schon früh aufgegeben wurde, da es schon zwei Mühlen im Bereich Dernau gab und die Unterhaltung eines so langen Teiches zu großen Aufwand erforderte, oder, wenn er (auch) im Zusammenhang mit der Burgresten zu sehen ist, er nach 1287 für diese Zwecke nicht mehr genutzt werden durfte.
Fischerei
Wie die Rechte zum Fischen für die Dernauer Bürger geregelt waren, haben wir in den vorigen Kapiteln schon gesehen. Trotzdem war das Thema Fischen doch auch immer wieder ein Streitthema für die Bürger des Saffenburger Ländchens. So ist vom 22 Mai 1716 ein Protokoll eines Einspruchs der Gemeinden Rech, Mayschoss und Laach überliefert, in dem diese gegen die Sperrung der Ahr durch herrschaftliche Fischer protestieren.( Krudewig, Altenahr Seite 77, -18) Als Gegenleistung für Wachdienste auf der Burg konnten die betreffenden Untertanen in der Ahr mit der Angel fischen, an trüben Tagen durften sie dazu den "Hamen" benutzen. ( Schmitz, von jedem jätt, Seite 78) Ich nehme an, hierbei handelt es sich um einen "Hever", wie wir ihn selbst noch eingesetzt haben. (Abb: 16 )
Eine erwähnenswerte Besonderheit im Zusammenhang mit dem Fischfang ist der Rümpchesfang. Rümpchen, eine spezielle Art von kleinen Fischchen, die nicht mehr als fingerlang werden, waren bis gegen 1900 eine Spezialität von der Ahr, mit der manche Bürger ihr Geld verdienten. Noch mein Urgrossvater Joh. Josef Bertram fing sie regelmäßig, sie wurden abgekocht und anschließend zu Fuß bis nach Bonn gebracht. Dort wurden sie interessanterweise u.a. an die preußischen Beamten (u. a. Richter) gebracht und verkauft. Nach preußischem Recht war das Fangen dieser Fische verboten worden, da bei dem Fang auch viel Brut anderer Fische mit gefangen wurde. Da es verboten war, wurde diese Rümpchen sehr, sehr gut bezahlt, und die Bertrams brachten es gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einem bescheidenen Wohlstand.
Abb.
16 Fischen mit dem "Hever"
Vom Erlös sollen verschiedene Weinberge (Benge Foos) gekauft und das Haus in der Dichjass (1902) neu gebaut worden sein. Was übrig blieb ging (musste gehen) mit Beginn des ersten Weltkrieges in eine Kriegsanleihe, die dann wertlos war, als der Krieg verloren wurde und die politischen Situation sich von Grund auf änderte. Von uns Kindern wurden diese Fischchen, von denen es in den fünfziger Jahren noch recht viele gab "Maijesje" genannt. Mit abnehmender Wasserqualität bis in die achtziger Jahre verschwanden sie fasst gänzlich. Ich glaube, dass sie in den letzten fünfzehn Jahren wieder stärker zunehmen, allerdings werden sie sicherlich, durch die vielen immer wieder eingesetzten Regenbogenforellen, kurz gehalten.
Kinkel beschreibt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert recht gut wie die Rümpchen damals gefangen wurden:
"Endlich erwähnen wir noch der kleinen Ahrfischchen, die unter dem Namen der Rümpchen, am ganzen Niederrhein höchst beliebt sind und einen bedeutenden Nahrungszweig des mittleren Ahrtales um Altenahr herum, bei Reimerzhofen und Brück, ausmachen. Die Art des Fangens ist einfach und sinnreich. Mitten im Flussbett, wird dem Lauf des Wassers nach ein langer Steindamm gelegt, der oben und unten nahe ans Ufer heranreicht. An das untere Ende zwischen Damm und Ufer stellt man die Reusen auf: Alsdann wird das obere Ende abgedämmt. Nun läuft alles Wasser binnen dem Damme und dem Ufer unten ab, und was von Fisch darin ist, gerät beim Versuch zu entwischen, in die Reusen hinein. Die Fische werden nach der Größe sortiert, die kleinsten, höchstens ein Fingerglied lang, genannt das Gesäme, sind die wohlschmeckendsten und teuersten. Man kocht sie in Salzwasser bis zur Siedehitze ab und verpackt sie dann in Weidenrinde, die sie frisch hält und vielleicht zu dem angenehm bitteren Geschmack mitwirkt. Hernach werden sie mit Öl und Essig serviert. Die meisten Fischchen gehören einer Gattung (Cyprinus phoxinus) an, welche überhaupt nicht größer wird. Wenn man aber genau zusieht, wird man auch manch junge Fische von größerer Gattung, besonders die an ihren roten Flecken leicht erkennbare Forelle, darunter erkennen und sich nicht leugnen, dass durch diese Art der Fischerei dem künftigen Bestand großer Schaden zugefügt wird."
Die beim Rümpches-Fang eingesetzten Geräte (Kleiner Hever und Fischkörbe/Reusen sieht man auf einer Vielzahl von Abbildungen des 19. Jahrhundert. (Abb. 17)
Abb.
17 Arbeitsgerät der Winzer und Fischer
In der Familie Bertram war neben dem Rümpches-Fangen auch das Fischen mit dem Schleppnetz und dem Hever üblich. Noch in den fünfziger Jahren wurde zwei bis drei Mal im Sommer, wenn die Wassertemperatur erträglich war, die Ahr ahrabwärts von der Recher Grenze bis zur Ahrweiler Grenze an der Mündung des Hubachs mit Netzen abgeschleppt. Üblicherweise wurden zwei Netze eingesetzt, sodass mit einem immer die Ahr auf ihrer ganzen Breite einigermaßen abgesperrt blieb und mit dem zweiten Netz auch zwischendurch einmal eine Hecke am Fluss abgesperrt werden konnte. (Abb. 18) Üblicherweise versuchten sich die Fische hier zu verstecken, wenn es bei dem Schleppnetz kein Durchkommen gab. Links und rechts wurden die Netze von einer Person gezogen/treiben gelassen zwei bis drei Personen gingen hinter dem Netz, um es beim Verhaken an Felsen oder Steinen sofort zu lösen oder auch, um die Fische, die sich verfingen, herauszunehmen. Ein bis zwei Personen gingen vor den Netzen und fühlten mit den Händen die Hecken und das Fischkraut nach Fischen ab, um sie entweder mit den Händen zu fangen oder sie aus dem Versteck zu treiben.
Ein solcher Fischzug über die ganze Länge dauerte häufig von morgens bis spät nachmittags, mittags brachten die Frauen etwa auf halber Strecke das Mittagessen. Wenn die Wassertemperatur noch sehr frisch war, wurde von der Flasche Hefe und/oder Trester, die immer mitgeführt wurde auch mal ein Glas mehr getrunken als unbedingt nötig, sodass es vorkommen konnte, dass gegen Ende des Fischzuges sich schon mal ein Fischer im Netz verhedderte.
Abb.
18 Fischen mit dem Schleppnetz
Die Fische (meist Barben, Döbel, genannt Mönne, Bachforellen, Äschen und wenige Aale (die gestochen wurden) u.a.) wurden, sobald sie gefangen waren, in kleine Jutesäcke gesteckt, die jeder Fischer umhängen hatte. War dieser Sack voll, kamen die Fische in eine Kiste, die auf einem Handwagen im Uferbereich mitgeführt wurde.
Die Fischer trugen bei dem Fang festes Schuhwerk und alte Kleider, um ungestört auch über spitze Felsen in der Ahr gehen zu können und um sich im Geäst der Hecken beim Fang nicht zu sehr zu verschrammen. Bei einer solchen Gelegenheit ist einmal passiert, dass sich meinem Vater beim Abfühlen einer Hecke eine Wasserratte heftig in den Finger verbiss und erst nach heftigem Schütteln und Schlagen wieder losließ.
Nach Abschluss des Fischzuges zogen die Fischer in die Dichjass, und der Fang wurde insgesamt noch einmal begutachtet, die dicksten Fische -das waren meist die Barben- noch einmal betrachtet und noch einmal erzählt wie, wo und von wem diese Exemplare gefangen wurden. Hier in der Dichjass wurden die Fische nun aufgeteilt in gleichgroße und gleichwertige Häufchen - jeweils so viele wie Fischer dabei waren. Damit auch ja kein Streit entstand beim Verteilen, musste sich anschließend eines der Kinder umdrehen, und jeweils den Namen eines Fischers nennen, dem die Fische gehören sollten, auf die gerade gezeigt wurde.
Bei solchen Fischzügen wurden bis zu einem Zentner Fische -gelegentlich auch mehr- gefangen.
Nach dem Fang wurden Schleppnetze gereinigt, repariert und zum Trocknen im Hofgebäude (Schopp) aufgehängt.
Abb.19
Schleppnetze, aufgehängt zum Trocknen
Die gefangenen Fische wurden unmittelbar anschließend geschuppt, ausgenommen, gebraten und die meisten in einem Essig/Wassergemisch eingelegt. So hielten sich die Fische für drei bis vier Wochen.
Es wurde in diesem Zusammenhang erzählt, dass es früher so gewesen sei, dass die Fischer des Dorfes die Edelfische (Forellen, Äschen) aus dem Fang hätten abgeben müssen.
Salme beachtlicher Größe und Anzahl wurden noch um die Jahrhundertwende im Bereich der Ahrmündung bei Sinzig gefangen. Bis wann diese auch noch im Bereich der Mittelahr waren, ist bisher nicht bekannt. Sicherlich haben die vielen Wehre entlang der Ahr den Aufstieg zunehmend erschwert. Von Fischtreppen war damals noch keine Rede.
In einer Urkunde aus 1414 wird berichtet, dass auf den Salmenfang im Rhein (am Loreley Berge zu St. Goarshausen) Abgaben erhoben werden.
Von einer anderen Art zu fischen, die von wenigen Männer in Dernau ausgeübt wurde und die ich selbst als Jugendlicher einige Male eingesetzt habe, soll noch berichtet werden. Im Sommer, insbesondere an schwülen Tagen, unmittelbar bei Einsetzen von starken Gewitterregen war, die beste Zeit.
Mit dem "Hever" (Abb. 16 und 20) zog man an die Ahr und setzte diesen Hever am besten in Bereichen, wo Bacheinläufe waren, ab. Dieser Hever war ein Netz mit ca. zwei mal zwei Meter Fläche, welches von biegsamen Haselnuss-Stecken auf Spannung gehalten wurde. Mit einem ca. vier bis fünf Meter langen Pfahl -an dessen Spitze zusätzlich noch ein Zugseil befestigt war- wurde das Netz ins Wasser gelassen.
Abb.
20 W.Näkel, M.Bertram "Petri Heil"
Nach einer gewissen Zeit (ca. zehn Minuten) wurde der Hever mit dem Seil angehoben. Die Fische, die sich zu diesem Zeitpunkt über dem am Boden anliegenden Netz befanden, waren gefangen. Der Hever wurde langsam seitlich zum Ufer geschwenkt und dort abgesetzt, um die Fische in den Fischsack zu stecken. Dieser Hever hatte Ähnlichkeit mit den kleinen Rümpcheshevern, wie sie auf alten Bildern dargestellt sind, nur war hierbei die Netzfläche ca. viermal so groß.
Da ich das Glück oder auch das Pech hatte, dass mein Vater mit zu den Pächtern der Ahr gehörte, konnte ich als Kind zwar häufig mit zum Fischen, wurde aber mehr als andere angehalten, nicht zu fischräubern. Es kam des Öfteren vor, dass Kremers, Hubert, der u. a. im Auftrag der Gemeinde hierauf zu achten hatte, uns beim Angeln oder beim Versuch mit den Händen zu fischen, verscheuchen musste. So kann ich mich noch recht gut erinnern, dass ich mich eines Tages -es muss noch in den fünfziger Jahren gewesen sein- beim Heumachen auf dem Schildt (bei Esch) wegmachte und mein Glück im nahen Escher Bach versuchte. Stolz wie Oskar, kam ich zur allgemeinen Überraschung zurück mit zwei ansehnlichen Bachforellen.
In den siebziger Jahren ließ ich mich gemeinsam mit einem Freund, dummerweise mit einer ganzen Reihe gefangener Fische im Bereich des Ahrweiler Gebietes (unterhalb des Hubacheinlaufes) vom dortigen Pächter erwischen. Das eingeleitete Verfahren konnte ich gerade noch abbiegen.
Kurz darauf gründeten wir in Dernau den Angelsportverein.
In den achtziger Jahren konnte ich dann mit zwei anderen Dernauern (Näkel,W. Fisang, H. genannt "Tiger"), direkt ein Stück Ahr von der Bröcke Möll bis zur Recher Grenze pachten.
Gelegentlich wird bei den Besuchen in Dernau heute noch versucht, ob es noch gelingt Fische mit der Hand ( es gelingt noch!) oder mit der Fliegenroute zu fangen. Leider komme ich viel zu selten dazu. Um nicht zu sehr aus der Übung zu kommen, haben wir nun in Burgdorf einen ca. 60 m² großen Teich, in dem auch einige größere Regenbogenforellen sind.
Abb.21
Haus Burgdorf mit Teich (Plan)
Die Familientradition in Sachen Fischen wird vielleicht weiter erhalten bleiben. Vor ein paar Monaten haben David (15) und Lucas (12) ihren Fischereischein gemacht. Es steht allerdings noch aus, den ersten Fisch mit den Händen zu fangen. Es wird Zeit!
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