1. Historische Anfänge

Die ersten schriftlichen Berichte aus der Region liefert Cäsar mit "de bello Gallico" im ersten vorchristlichen Jahrhundert. Bei seiner Eroberung Galliens -mit dem Rhein als Grenze- trifft er in unserer Region auf die keltisch/germanischen Stämme der Treverer und der Eburonen, die an der Mosel und den nördlich davon, zwischen Maas und Rhein gelegenen "Arduennae silvae" wohnen. Die Arduennae silvae sollen seinen Angaben zufolge, dass größte Waldgebiet ganz Galliens sein. Von größeren Orten in unserer Region wird nicht berichtet.

Die römischen Truppen werden im Winter 54 v.Chr. -als Caesar sich in Rom befindet- von den Eburonen aus Ihrem Winterlager in der nördlichen Eifel gelockt und unter ihrem Anführer Ambiorix empfindlich geschlagen.

Caesar, der hierdurch seine bisherigen Erfolge in Gallien gefährdet sieht und auch um seine politische Reputation in Rom fürchten muss, kehrt im Sommer 53 in das Eburonengebiet zurück. Um ein deutliches Zeichen der römischen Überlegenheit zu setzen werden die Stammesgebiete der Eburonen komplett verwüstet, die Dörfer und Höfe abgefackelt, die Ernte auf den Feldern zerstört, die Menschen entweder umgebracht, als Gefangene nach Italien abgeführt oder vertrieben.

Ambiorix, dem es nicht gelungen war, gemeinsam mit anderen Stämmen einen stärkeren Widerstand zu organisieren, konnte in den Wäldern entkommen, spielte aber später keine politische Rolle mehr. Einer seiner Mitanführer entzog sich der Gefangennahme dadurch, dass er sich vergiftete.

Um am Rhein Ruhe zu haben, zieht Caesar in den folgenden Jahren zweimal -über eigens hierfür gebaute Holzbrücken- zu Strafaktionen über den Rhein in die Westerwaldregion. Später werden die mit Rom befreundeten, rechtsrheinischen germanischen Ubier auf der linken Rheinseite im Bereich der rheinischen Bucht angesiedelt.

Als nach der Varusschlacht, 9 n. Chr. (im Teutoburger Wald, bei Osnabrück) die weiteren Eroberungen bis zur Elbe von den Römern aufgegeben werden, wird der Rhein bzw. der Limes als dauerhafte Grenze ausgebaut. In der Folge wird die Struktur in der Region dem römischen Standard angepasst.

Die Wasserversorgung von Köln wird über eine fast 100 km lange geschlossene Wasserleitung sichergestellt. Gespeist wird die Hauptleitung aus mehreren Quellen des Karstgebietes in der Nordeifel. Von hier folgt sie - geodätisch genau berechnet- einer Ideallinie ( über Meckenheim) und erreicht nach Überwindung von mehr als 350 Höhenmetern das Versorgungsgebiet der Stadt Köln.

Um die römischen Soldaten und Legionäre bei Laune zu halten, werden beachtliche Arenen und Amphitheater -wie zum Beispiel in Xanten- gebaut und betrieben.

Die Versorgung der Truppen, der Kaufleute, Händler und Handwerker wird über landwirtschaftliche Höfe gewährleistet, die überall in der Provinz nach römischem Muster erbaut werden. Auf Wohn- und Lebensstandards, wie man sie aus Rom, Italien oder der Provence gewohnt war, wollte man nicht verzichten, und richtete sich entsprechend ein.

Wie solch ein Hof ausgesehen hat, kann in Ahrweiler am Silberberg recht gut nachvollzogen werden. Hier wurde bei dem Bau der Umgehungsstrasse 1980 unter einer ca. vier Meter starken Geröll und Schlammschicht die Reste eines solchen Hofes entdeckt. Der Hof wurde wohl von der Zeit nach der Varusschlacht bis zur Völkerwanderungszeit bzw. dem endgültigen Untergang Roms im fünften Jahrhundert nach Christus bewohnt. Eine Vielzahl von Funden aus der römischen Zeit wurden an Ahr, Rhein und auch in der Eifel gemacht, die Zeugen intensiver Handels- und Wirtschaftsbeziehungen sind.


Abb. 2 Grundriss Villa am Silberberg

Allein in Dernau stieß man seit dem 19. Jahrhundert bei Ausschachtungsarbeiten - im wesentlichen im Bereich westlich und nördlich der heutigen Kirche- immer wieder auf Spuren römischer Besiedlung.

Bereits 1884/85 fand man bei Bauarbeiten zum Winzerverein Teile von Wohnanlagen und das Bad eines römischen Gutshofes. Fundstücke sollen sich im Landesmuseum in Bonn befinden. Das Gefundene ist damals photographiert worden. Es wurde danach berichtet, dass nach Osten hin, unter den vor dem ausgeschachteten Keller gelegenen Weinbergen, noch weitere Reste dieser römischen Anlage zu finden seinen.

Erneut wurde man in unmittelbarer Nachbarschaft in den dreißiger Jahren bei Tiefbauarbeiten fündig (Hypokausten, Wasserleitung, Wohnräume und römische Münzen aus dem 4. Jahrhundert). Diese Funde wurden wahrscheinlich dort gemacht, wo man noch 1885 von weiteren östlich gelegenen Resten gesprochen hatte.

In den fünfziger Jahren (Jan. 1957) wurden bei Ausschachtungsarbeiten für das Haus "Faber" römische Gräber ( Plattengräber) freigelegt, die damals dem Zeitraum 150 bis 200 n. Chr. zugeordnet wurden.

Selbst konnte ich noch sehen, als in den siebziger Jahren bei den Tiefbauarbeiten für die Kegelbahn "Näkel" erneut Hypokausten und die dazugehörigen Wasserführungen freigelegt wurden. Die dabei gemachten schwarz-weiß Photos sind nicht mehr vorhanden, liegen aber evtl. noch im Elternhaus in der Dichjass. Die bei den -nach kurzer Bestandsaufnahme (Landesmuseum Bonn ?)- weitergeführten Ausschachtungen geförderten Ziegel der Hypokausten wurden als Bauschutt oberhalb des Dorfes (Lage: Auf dem Schildt) abgekippt.

Was bei einer Gesamtbetrachtung der Einzelfunde auffällt, ist die Tatsache, dass eine auffallend große Ähnlichkeit mit den Funden am Silberberg vorhanden ist:

So scheinen die Einzelfunde zu einem Gesamtkomplex zu gehören, der der Lage nach fasst identisch mit Komplex Silberberg ist: Die Südausrichtung, die Lage zu einem, -den Komplex durchfließenden- Bach, die Abmessungen des Komplexes und das Vorhandensein von Systemen zur Raumbeheizung, eines Bades mit Bemalung bzw. Mosaikarbeiten (?). Es ist vielleicht lohnenswert, einmal zu prüfen, ob es sich hier um einen Hof mit ähnlicher oder identischer Bausubstanz gehandelt hat.

Die in dieser Ortslage früher gebräuchliche Bezeichnung "Plänzert" mit seinem römisch/fränkischem Ursprung sind -neben andern- ebenfalls Hinweise, dass diese Lage wohl der Ursprung der Siedlung Dernaus gewesen sein dürfte.

Weitere deutliche Hinweise für Höfe im Bereich der heutigen Ortslagen/Lagen "op de ortes", "in de mar" und "op Löischich" finden wir in späteren Aufzeichnungen im Zusammenhang mit dem Kloster Marienthal. Dort wird im elften Jahrhundert berichtet von Höfen zwischen Marienthal und Dernau die gelegen sind: "supra bortte", "ad maren" und "logescosseh".

Die Namensverwandtschaft ist wohl eindeutig, obwohl in den bisherigen Aufzeichnungen und Veröffentlichungen nirgends darauf eingegangen wurde. Ein Grund mag sein, dass den jeweiligen Autoren die Dernauer Ortsbezeichnungen nicht geläufig waren. Später wird darauf noch kurz eingegangen.

Üblicherweise wurden die römischen Höfe, -soweit sie nicht zerstört waren- und auch das unmittelbare Umfeld dieser Höfe von den Franken weiter bewohnt und besiedelt und stellten damit den Kern bzw. den Ursprung mancher heutigen Ortschaft dar. Die Siedlungen erhielten vielfach Namen fränkischen Ursprungs z. B. Ortsnamen mit den Endungen ...hoven oder ...heim.

Aus der Zeit zwischen dem Abzug der römischen Truppen, der fränkischen Landnahme und der allmählichen Konsolidierung des Frankenreiches (Ostteil des Reiches "Austrien/Ripuarien" mit zeitweise Köln als Zentrum) mit Abwehr der Alemannen und der Sachsen, ist im Detail für das Ahrgebiet wenig berichtet. Wahrscheinlich war diese Region in dieser Zeit sehr dünn besiedelt, ein Hinweis darauf kann auch die Tatsache sein, dass die Region bis ca. 900 n. Chr. unmittelbarer königlicher Besitz war.

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