Euskirchens Wirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert |
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Von Ludwig Beutin |
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Einzelhandel |
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Blicken wir nun auf den Einzelhandel als eine weitere charakteristische Wirtschaftsform. 1927 gab es 208 Betriebe dieser Art. 1950 hingegen 275. Das ist eine merkliche Zunahme um rund 33 % gegen die mehrfach erwähnte Zunahme der Einwohnerzahl um 15 %. Wenn man überhaupt ein gewisses Ungleichgewicht feststellen will, dann mag es hier am ersten sein. Doch ist immer Vorsicht geboten. Denn ein Blick in die Wirklichkeit und ein zweiter in die Statistik lehrt, daß 31 dieser 275 Betriebe mit Handwerken verbunden sind und eine Zwischenstellung einnehmen. Wie kompliziert die Gruppe des Einzelhandels sich entwickelt, sieht man etwa, wenn man den Milchhandel betrachtet. Der früher nur ambulant verkaufende Milchhändler gründete ein Ladengeschäft, ihn dem er dann, um die festen Kosten zu senken, auch andere Lebensmittel vertrieb; oder: der Fleischer verkauft Waren, die er vom Großhandel bezieht; der Papierhändler Süßwaren oder Tabak, und so fort. Wenn man bedenkt, wie viele Menschen sich eine neue Existenz gründen mußten, die aus ihren heimischen oder arbeitsmäßigen Verhältnissen geworfen keinen anderen Weg besaßen, daß es sich auch bei den neuen Betrieben, ohne Zweifel zumeist um bescheidene Existenzen handelt, dann wird man die Zunahme bis 1950 im Verhältnis nicht übertrieben finden können. Daß freilich gerade hier die Sorgen am schwersten und in manchem Falle geradezu eine Existenzbedrohung sind, das steht wohl fest. |
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Entnommen: 650 Jahre - Stadt Euskirchen, 1302 - 1952, Festschrift zum Stadtjubiläum, 1952, Euskirchen |