Euskirchens Wirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert


Von Ludwig Beutin


Die Nachkriegszeit


An anderer Stelle dieses Buches ist von den schweren Verlusten die Rede, die Euskirchen im Kriege erlitt. Die entsetzliche Lage am Schluß des Krieges muß im Gedächtnis bewahrt bleiben, ebenso wie die Aufbauleistung, die die Menschen, die schon durch so viele Not gegangen waren, dann auf sich genommen haben. Dies gehört zu der Euskirchener Geschichte als eine der wichtigsten Epochen. Wir wenden uns zunächst dem Bilde des Euskirchener Wirtschaftslebens zu, wie die Volks- und Betriebszählung des Jahres 1950 es bietet.

Unsere heutige Auffassung vom Sinn der Wirtschaft ist von früheren, die ihren eigentlichen Sinn nur darin erkannten, daß der Einzelne im Wettkampf mit den anderen seinen Wohlstand nach Kräften vermehrte, wesentlich verschieden. Obwohl wir den Ehrgeiz und das Gewinnstreben des Einzelnen, der vor allem ja immer für seine Familie, die Kinder, damit auch für die Zukunft sorgt, als Antrieb nicht entbehren wollen, ist doch eine der Bedürfnisse möglichst harmonisch abgestimmte Produktion und vor allem als grundlegend wichtig die Beschaffung von Arbeitsplätzen für wennmöglich alle arbeitsfähigen Menschen in den Kreis der leitenden Ideen einbezogen worden. Das mag auf verschiedenen Wegen angestrebt werden. Doch die Lage der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung ist gerade durch die Zahlen der Beschäftigten weitgehend bestimmt. Daher möge der Überblick einigermaßen gründlich sein. Zahlen sind nun einmal das Maß für solche Dinge, und wenn man sie mit Geduld betrachtet, sehr aufschlußreich.

Im Jahre 1950 bestehen in der Stadt Euskirchen 1.116 Arbeitsstätten; in ihnen arbeiten 8.299 Menschen. Dabei sind Inhaber, Angestellte, Arbeiter, Lehrlinge begriffen, auch scheidet die Aufnahme nicht zwischen in der Stadt und außerhalb Wohnenden. Bei einer Einwohnerzahl von 16.822 in der Stadt muß man gerade für die von außerhalb zur Arbeit Kommenden einen hohen Anteil annehmen. Zu jenen Arbeitenden treten noch 716 Angehörige der öffentlichen Verwaltung, so daß 9.015 Menschen in der Stadt tätig sind. Die wichtigeren Gruppen der Betriebe sind:





Arbeitsstätten

Beschäftigte



Industrie der Steine und Erden und grobkeramische Erzeugnisse

8

257



Energiewirtschaft
Maschinenbau
Straßenfahrzeugbau
Elektrotechnik
Eisen-, Blech- und Metallwarengewerbe
Feinkeramische und Glasindustrie
Holzverarbeitung

2
9
18
7
21
5
52

65
161
98
63
105
74
292



Papiererzeugung, Druckgewerbe
Ledererzeugung und –verarbeitung
Texitilgewerbe
Bekleidungsgewerbe
Mühlen-, Nährmittelindustrie, Bäckerei, Fleischverarbeitung, Milchverwertung, Zuckerindustrie

7
29
18
83
.
.
31

87
45
1176
222
.
.
545



Obst- und Gemüseverwertung
Getränkeherstellung
hoch-, Tief- und Ingenieurbau
Zimmerei, Dachdeckerei
Bauinstallation
Ausbaugewerbe
Binnengroßhandel
Einzelhandel
Geld-, Bank- und Börsenwesen
Gaststättenwesen
Kunst, Forschung, Schaustellung
Friseurgewerbe
Bundespost
Bundesbahn
Straßenverkehr

1
5
35
9
18
38
78
275
7
40
26
31
.
.
30

48
56
891
64
90
145
598
786
100
132
55
105
178
610
53



Verkehrshilfsgewerbe
Öffentliche Verwaltung
Rechts- und Wirtschaftsberatung
Erziehung und Kultur
Fürsorge und Wohlfahrt
Gesundheitswesen

12
.
21
8
6
41

49
716
69
179
87
135


Dies ist eine Zählung, die nicht auf Größe und Struktur der Betriebe geht, sonder nur auf die Zahl der Beschäftigten. Insofern paßt sie zunächst nicht ganz zu der gewohnten Scheidung zwischen Industrie und Handwerk. Dennoch läßt sie vieles erkennen.


Die Textilindustrie


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Entnommen: „650 Jahre - Stadt Euskirchen, 1302 - 1952, Festschrift zum Stadtjubiläum, 1952, Euskirchen


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