Bahnbetriebswerk Dieringhausen




Aus Eisenbahngeschichte einer Bergischen Kleinstadt
Aus „Theos Infos", Eisenbahnmuseum Dieringhausen




Mensch und Maschine
Arbeiten und Leben in Dieringhausen



Dieringhausen war bis zum Anschluß durch die Bahn und die Gründung des Bahnbetriebswerk ein eher unbedeutendes Dorf im Bergischen Land. Das schnelle Wachstum des Bahnhofsareals und des Bahnbetriebswerkes war eine große Zahl von Arbeitern und sonstigem Personal notwendig.
So entwickelte sich rund um den alten und neuen Bahnhof ein eigenes Viertel mit einer Architektur, die typisch für viele Eisenbahnersiedlungen aus der Zeit um die Jahrhundertwende ist.

Personal des BW Dieringhausen vor einer T8 im Jahre 1916. Neben Rangierern, Lokführern und Heizern gehörten auch Frauen zum Stammpersonal in Dieringhausen.

Preußische T 8 mit Lokführer, Heizer und Bahnhofspersonal aus dem Anfang unseres Jahrhunderts

Seit Mitte der 20er Jahre waren auch Maschinen der Baureihe 38 in Dieringhausen stationiert. Die 38-2005, hier mit Betriebspersonal, wird seit 1933 in den Loklisten geführt.

Dieringhausen wurde Lebensraum und Arbeitsplatz für viele Familien. Auch heute noch wohnen zahlreiche Nachkommen ehemaliger Eisen-bahner in und um Dieringhausen.

T 12 7738 mit Heizer Otto Stoffel aus Dieringhausen 1910

Viele der ehemaligen Dienstwohngebäude sind heute noch erhalten und prägen das Ortsbild Dieringhausens rund um Bahnhof und ehemaligem Bahnbetriebswerk. Zusammen mit den Betriebsbauten bilden sie ein einzigartiges und schützenswertes Denkmalensemble.

"Entwurf zu einem Beamten-Dienstwohngebäude auf Haltestelle Dieringhausen." Ansichten aus dem Bauplan zu einem Dienstgebäude an der Dieringhausener Str. 12. DasHaus wurde weit gehend nach den vorliegenden Plänenrealisiert. Neben der Wohnung des Bahnmeisters imObergeschoß befanden sich im Erdgeschoß die Wohnung desWeichenstellers und die Amtsstube des Bahnmeisters.

Die 38 3373

Maschinen dieses Typs waren bis Ende der 50er Jahre in Dieringhausen beheimatet

Blick auf die Drehscheibe und den Lokschuppen in den 20er Jahren. Das Foto zeigt am rechten Rand einen Teil der 1915 fertiggestellten eisernen Lokschuppenerweiterung.

Die Aufnahme hat einen besonderen Seltenheitswert; sie gehört zu den wenigen bekannten, die Details dieser Konstruktion erkennen lassen. Im Gegensatz zum gemauerten Teil besaß die Erweiterung keine Flügeltüren, sondern Schiebetüren für je zwei Stände, die jeweils nur die linke oder rechte Ausfahrt freigaben

Flankenfahrt zweier in Dieringhausen beheimateter Lokomotiven. Durch eine falsch gestellte Weiche kollidierten 1926 die 57 1761 und die 74 788 bei Vollmershausen.




Hinter den Kulissen
Bahnhofstechnik der 30er Jahre



Zugmeldestelle
Fernmelderaum 1929

Aus der Vorkriegszeit sind uns nur vergleichsweise wenige Innenaufnahmen von technischen Einrichtungen des Bahnhofs, der Stellwerke und des Bahnbetriebswerks überliefert.
Die wenigen Aufnahmen zeugen jedoch von dem hohen technischen Standard, der hier gehalten wurde. Von den zahlreichen Stellwerken, die sich im Bereich der Dieringhausener Bahnanlagen befanden ist nur noch ein kleiner Teil erhalten bzw. in Betrieb.Markantestes Gebäude ist auch heute noch das Stellwerk des

Fahrdienstleiters, das sich zwischen Bahnbetriebswerk und Personenbahnhof erhebt. Mehrfach erweitert stellt es ein wichtiges Baudenkmal im Gesamtensemble Dieringhausen dar.



Schalterhalle des Personenbahnhofs um 1930. Die reiche Verzierung der Decke und die großräumige Gestaltung der Halle unterstreichen die Bedeutung des Gebäudes für Dieringhausen und Umgebung

Hauptstellwerk Dieringhausen 1929







Die Stunde Null
Die Bahnanlagen nach Kriegsende



Auch wenn Dieringhausen zentral inmitten des damals recht dünn besiedelten Bergischen Landes liegt, so war der Eisenbahnknotenpunkt doch wichtiges Ziel alliierter Luftangriffe. Ende 1944 wurden das BW und der Bahnhof so schwer getroffen, daß sie ihre Aufgaben nichtmehr erfüllen konnten.

Ersatz bot der Lokomotivbahnhof Osberghausen am Abzweig zur Wiehltalstrecke, wo ein sogenanntes Ausweich-BW geschaffen wurde. Bis Ende 1945 hatte dieses die Ersatzfunktion inne.

Drehscheibe und Lokschuppenerweiterung waren zu Kriegsende völlig zerstört. Während die Drehschiebe neu gebaut wurde, entschloß man sich Anfang der 50er Jahre das verbliebene Metallskelett des Schuppens ersatzlos abzureißen.

Personenbahnhof und Bahnhofsvorplatz nach 1921

Zerstörter Personenbahnhof im Frühjahr 1945. Im Gegensatz zum Güterabfertigungsgebäude wurde er vollständig wiederaufgebaut.

Ausgebomtes Abfertigungsgebäude im Frühjahr 1945

SchwereBombenangriffe machten Ringlokschuppen und Drehscheibe unbrauchbar.




Wandel der Zeit
1929-1999













Das Ende der Dampfära
Umstrukturierungen der 60er Jahre



Nach dem Krieg sollte es noch einige Zeitdauern, bis die Strecke nach Köln wieder befahrbar war. Der im Krieg gesprengte Honrather Tunnel konnte erst 1947 instandgesetzt werden.

Der wirtschaftliche Aufschwung der 50er Jahre brachte umgreifende Veränderungen auch für Dieringhausen mit sich. Zwar wurden die alten Anlagen weiter benutzt, zum Teil sogar ausgebaut, doch zeichnetet sich seit Mitte des Jahrzehnts ab, daß das Dampfzeitalter ausklingen sollte.

Ab 1956 waren die ersten Dieseltriebfahrzeuge - vornehmlich Schienenbusse und Kleinlokomotiven (Köf) - hier stationiert.

BR 50 mit Kabinentender auf der Drehscheibe 1961

Große Konkurrenz für die Dampflokomotiven stellten die seit 1962 vertretenen V100 dar, die für die nächsten zwei Jahrzehnte das Bild in Dieringhausen bestimmen sollten.

Mit dem Ende des Dampfzeitalters waren viele der betriebstechnischen Anlagen hinfällig geworden. Bereits kurz nach dem Krieg wurde der alte Wasserturm hinter dem Lokschuppen endgültig abgebrochen und auch der zweiständige Lokschuppen aus der Entstehungszeit des BW mußte einem modernen Verwaltungsgebäude weichen. 1969 war schließlich das Ende besiegelt. Bekohlungsanlagen und Wasserkräne verfielen oder wurden verschrottet. Nun stand alles im Zeichen des Dieselantriebs,dessen Fahrzeuge bedeutend weniger Wartungs- und Pflegeaufwand erforderten als die alten Dampflokomotiven.


Links:
Erstes Musemsfest in Dieringhausen (oben). Wenigspäter entfernte die Bundesbahn das Einfahrtsgleiszur Drehscheibe.

Die Bekohlungsanlage in Aktion, Winter 1961



Wartungspersonal auf BR 50 1813 Anfang der 60er Jahre

Weitere Infos
Eisenbahnmuseum Dieringhausen




Auflösung



Umfangreiche Stillegungen im Bergischen Land und starke Reduzierungen im Transportbereich machten den großen Bestand von Triebfahrzeugen (1976 immerhin noch 55) abkömmlich. Hinzu kam das Bestreben der Bundesbahn, möglichst viele Fahrzeuge auf Großdienststellen zu konzentrieren. Dies führte in der Folge zu den Überlegungen das Bahnbetriebswerk in Dieringhausen zu schließen. Für den 1. Mai 1982 wurde somit der Bahnbetrieb der Deutschen Bundesbahn hier eingestellt.

Drehscheibe mit Lokschuppen in den 70er Jahren



Große Fahrzeugparade in Dieringhausen anläßlich des 80-jährigen Bestehens des Bahnhofs Dieringhausen.

Die Anlagen sollten jedoch nicht lange verwaist und brach daliegen. Engagierte Eisenbahnfreunde erklärten den Erhalt der historischen und unter Denkmalschutz stehenden Anlagen zu ihrem Vereinsziel. So konnte noch im gleichen Jahr das erste Museumsfest in Dieringhausen stattfinden.




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