Die Kleinbahn Siegburg - Zündorf


Wer sich als Autofahrer in das rechtsrheinische Rheinknie zwischen Köln-Wahn und Bonn-Beuel begibt, überquert bei Niederkassel schräg die Gleise einer Eisenbahnstrecke, die bereits 1914 in Betrieb genommen wurde und auf der einst ein regelmäßiger Personenverkehr stattfand. Im Verlaufe der Fahrt weiter Richtung Bonn-Beuel führen die Schienen wohl 5 km entlang der Strecke, bis sie zwischen Mondorf und Bergheim nördlich wegführen.

Am Bahnhof Siegburg: Links der Zug der Kleinbahn Siegburg-Zündorf, rechts ein Zug der Bahnen der Stadt Bonn und des Siegkreises


Die im Jahre 1960 unter der Regie der Rheinisch-Westfälischen Straßen- und Kleinbahnen GmbH in Essen-Ruhr stattfindenden Personenverkehre fanden werktäglich je 23 mal in beiden Richtungen zwischen 5 und 23 Uhr auf der Gesamtstrecke Siegburg - Zündorf statt. Zwischen Sieglar und Zündorf waren es je 5 Züge und zwischen Sieglar und Siegburg waren es je 15 Fahrten in beiden Richtungen, die zusätzlich werktäglich verkehrten. An Sonntagen waren es 34 Fahrten auf der Gesamtstrecke. Auf der Strecke Wahn - Sieglar verkehrten je 5 Bahnen werktags. Somit fand auf der Kernstrecke Siegburg - Sieglar ein halbstündlicher Verkehr und auf der Gesamtstrecke ein stündlicher Verkehr statt.

Links ein Nachbau eines 3-Wagen-Zuges der Kleinbahn Siegburg - Zündorf im Maßstab IIm, rechts daneben ein Zug der damaligen Rheinuferbahn - Foto: Sammlung Pfeiffer


Die Gründung der Kleinbahn Siegburg - Zündorf geht auf die Initiative des Siegkreises zurück, ebenso bestanden Bestrebungen der nördlichen Gemeinden, eine Eisenbahnverbindung zu erhalten. Die Kleinbahn wurde 1913 vom Regierungspäsidenten genehmigt. Im März 1914 wurde die erste Teilstrecke zwischen Spich und Lülsdorf in Betrieb genommen, es folgte im Mai der Streckenabschnitt Sieglar-Siegburg. Sieglar wurde Betriebssitz der Gesellschaft.

Die Aufnahme stammt von 1935


Eine besondere Berühmtheit erhielt die Kleinbahn in den Kriegsjahren als Hamstereisenbahn und wurde von der Bevölkerung „Rhabarberschlitten“ genannt. Die Kleinbahn Siegburg - Zündorf war die dritte elektrische Bahn im Siegkreis neben den 1911 gebauten Strecken Bonn - Beuel - Siegburg und Bonn - Königswinter - Bad Honnef, die unter der Bezeichnung Elektrische Bahnen der Kreise Bonn-Stadt, Bonn-Land und des Siegkreises firmierten. 1963 scheidet die RWE aus dem Gesellschaftsvertrag aus und die Kleinbahnen firmieren unter der Regie des Kreises als Verkehrsbetriebe des Rhein-Siegkreis.

Die Reststrecke von Lülsdorf - Troisdorf (schwarz)


In den darauffolgenden 2 Jahren wird der Straßenbahnbetrieb zunächst auf der Strecke Siegburg-Sieglar, später auf den Strecken Sieglar-Zündorf und Sieglar-Porz/Wahn eingestellt. 1972 werden die Verkehrsbetriebe des Rhein-Sieg-Kreises in die Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft mbH RSVG eingegliedert. Der Güterverkehr von Lülsdorf bis Zündorf wird 1975 und Troisdorf bis Wahn wird 1977 eingestellt, der Gleisrückbau erfolgte kurz darauf.


Literatur
  1. Becker, Adolf, Kleinbahn Siegburg - Zündorf, Rhein-Sieg-Kreis-Eisenbahn 1914 - 1989, Verlag C. Kersting, 5216 Niederkassel-Mondorf, 1989
  2. Reuther, Axel, Der „Rhabarberschlitten“, Eine rechtsrheinische Straßenbahnverbindung von Köln nach Bonn, Artikel im Nachrichtenblatt 3/96, Informationen zur Verkehrspolitik im Rheinland ISSN 0947-675X
  3. Fotos: Archiv des Rhein-Sieg-Kreises, Digitalkamera Verfasser

H.K.

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