Verkehr und Technik 2 /56
Alweg macht ernst

Zweite Ebene für Vorortverkehr / Wenner Green baut auf eigene Faust

Nach mehrjähriger Entwicklungsarbeit soll nun am Stadtrand Kölns die erste Alwegbahn in natürlicher Größe gebaut werden. Der Kölner Stadtrat hat die Stadtverwaltung beauftragt, in entsprechende Verhandlungen mit der in Köln ansässigen Alweg-AG. Einzutreten, nachdem diese Gesellschaft sich bereit erklärt hatte, eine erste Normalbahn - Strecke auf eigene Rechnung zu bauen und ebenfalls den Probebetrieb in eigene Regie zu übernehmen. Bekanntlich handelt es sich bei dem auf Anregung des schwedischen Industriellen Axel Wenner Green konstruierten Verkehrsmittel um eine Einschienenbahn. Das Fahrzeug liegt dabei wie ein Sattel über einem Fahrbalken, den schlanke Betonsäulen über die Straße stützen.

37 Millionen DM Kosten

Schon lange hatte die Alweg-AG versucht, einen Interessenten zu finden, der ihre auf einem Versuchsgelände in Fühlingen bei Köln aufgebaute Miniaturbahn in natürlicher Größe baut und für den Verkehr erprobt. Weder die Städte, das Land Nordrhein-Westfalen, noch der Bund oder gar die private Wirtschaft waren aber bereit, die benötigten Millionen aufzubringen, zumal die technische Reife des Projektes noch nicht als erwiesen galt. Nun will also die Alweg-AG selbst einen Millionenbetrag aufwenden, um damit eine rund drei km lange Strecke zwischen den Kölner Vororten Stammheim und Flittard zu errichten. Dies ist ein Teilstück einer geplanten Linie Köln-Opladen über Leverkusen. Örtlichen Presseverlautbarungen zufolge würde diese Gesamtstrecke etwa 37 Millionen DM kosten, allein für die Anschaffung von 24 Wagen mit einem Fassungsvermögen von jeweils 100 Personen ist ein Betrag von 25 Millionen DM genannt. Inwieweit hierin bereits Aufwendungen für die Stadtplanung bzw. die Umgestaltung bestehender Verkehrsflächen, die durch den Bau einer Alwegbahn notwendig werden, berücksichtigt sind, ist eine weitere Frage.

In der Ratsversammlung war von verschiedenen Seiten noch ein im voraus allerdings nicht meßbarer Faktor erwähnt worden: nämlich die Tatsache, daß die Errichtung der ersten Einschienenbahn im Raume Köln für die Domstadt in aller Welt werben würde.

Straßenbahn bleibt vorerst

Auf annähernd zwei Jahre schätzen Fachleute die Bauzeit für die Bahn zwischen Stammheim und Flittard. In zwei weiteren Jahren soll die Bahn dann erprobt werden, bevor die Stadt Köln sich dazu entschließen müßte, den Verkehr der Straßenbahnlinie „O“ zwischen Köln und Opladen auf Alweg umzustellen oder diesen Plan zu verwerfen; denn zur gleichen Zeit als die Kölner Ratsherren sich für die Erprobung des Alweg-Projektes aussprachen, wurde der Antrag für die Verlängerung der Ende März d. Js. ablaufenden Konzessionen der Straßenbahnlinie um weitere vier Jahre gestellt. Man will vorerst darauf verzichten, diese Straßenbahnlinie, die besondere Bedeutung für den Berufsverkehr zwischen Opladen, Leverkusen und Köln hat, grundlegend auszubauen - wofür ebenfalls mehrere Millionen notwendig wären -, sondern lediglich 1,1 Millionen DM für die Erhaltung der Betriebssicherheit dieser Straßenbahnlinie aufwenden. Es scheint sich also in Köln aus der Notwendigkeit nach einer Modernisierung des Personennahverkehrs die Möglichkeit für die Erprobung eines neuartigen Verkehrsmittels zu ergeben, das nach Meinung seiner Konstrukteure geeignet ist, unseren gesamten Nahverkehr zu modernisieren und manches Problem des Massenverkehrs zu beseitigen.

(strabu)

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