Axel Wenner-Gren

Biografie: Sammlung Otterbach
Illustrierte, Magazin: Unbekannt *)
*) Hinweise zur Quellenangabe erbeten

Eine Sonderreportage von Erwin Löwe

Wer ist der Schwede Axel Wenner-Gren? Ein Sohn reicher Eltern? Gewohnt, mit Millionen umzugehen? Hineingesetzt in Unternehmungen, die andere vor ihm geschaffen haben? Nein, das ist Axel Wenner-Gren ganz und gar nicht, und nichts weniger, als daß er einer der erfolgreichsten Menschen unseres Jahrhunderts werden würde, glaubten seine Lehrer und Chefs in seinen Jugendjahren.

Axel Wenner-Gren, heute 77 Jahre alt, war ein Problemkind. Nirgends hielt er es aus, nicht in der Schule - wo er nicht bis zum Abitur kam, und doch wurde Axel Wenner-Gren Ehrendoktor vieler Universitäten -, nicht in der Lehre, die er wiederholt wechseln mußte. Zuletzt schickten ihn die Eltern nach Deutschland, aber auch von dort kam er nach einem Jahr zurück: "Ich habe genug gelernt und will selbständig werden." Er wurde selbständig und - ging in Konkurs. Mit den letzten Kronen, die er zusammenkratzen konnte, reiste er nach den USA. Schwer war die erste Zeit für ihn in den USA. So schwer wie für jeden Neubeginner in den Staaten. Als Arbeiter verdiente er sich sein Brot, bis er eines Tages als Reisender für eine Glühlampenfabrik engagiert wurde. Hier offenbarte sich bereits sein geschäftliches Genie, denn ihm gelang es, den Auftrag für die Lux-Glühbirnen für die Eröffnung des Panamakanals zu bekommen. Das war sein Durchbruch.



Axel und Marguerite Wenner-Gren auf dem Balkon ihrer schloßartigen Wohnung in Stockholm

Internationale Bedeutung erlangte er durch den - Staubsauger. In einem Schaufenster sah er solch einen komischen Apparat, er kaufte ihn, ließ ihn auseinandernehmen, verbesserte seine Konstruktion und brachte den Elektro-Lux-Staubsauger auf den Markt. Wie er ihn groß lancieren konnte, erzählt er selber gerne heute noch mit einem Schmunzeln. Der Vatikan hatte beschlossen, Staubsauger anzuschaffen und lud die führenden Staubsaugerfirmen zu einer Demonstration ihrer Fabrikate ein. Alle kamen. Auch Wenner-Gren mit seinem Elektro-Lux. Jede Firma bekam den Auftrag, einen Raum staubzusaugen. Als Wenner-Gren an die Reihe kam, bat er, zuletzt vorzutreten. Als also alle anderen ihre Zimmer gesaugt hatten und Wenner-Gren ein Zimmer zum Staubsaugen angewiesen wurde, bat er, seinen Apparat in einem der Räume demonstrieren zu dürfen, die von seinen Konkurrenten soeben gesaugt worden waren. Er ging mit seinem Apparat von Raum zu Raum. Aus jedem Teppich saugte er eine Riesenportion Staub, zum Entsetzen seiner Konkurrenten, und - Wenner-Gren erhielt den Auftrag.




Frau Marguerite Wenner-Grens Schlafzimmer in ihrer Stockholmer Stadtwohnung

Wenner-Gren ist auch der Mann, der den Kühlschrank lancierte. Wenner Gren ist auch der Mann, der die Alwegbahn schuf, die jetzt ihre große Bewährung beweisen wird. Wenner-Gren ist der Mann, der alles erreicht und der heute -der letzte internationale Kapitalist- genannt wird.

Der Mann, dem alles gelingt, auch in seinem Privatleben. Wie er um seine Gattin freite? In allerletzter Minute erreiche er einen Dampfer in Südamerika, der nach Europa gehen sollte. Er war so gerannt, daß ihn seine Füße nicht mehr hielten und er vor einem bildschönen jungen Mädchen zu Füßen fiel. Es war die kommende Opernsängerin Marguerite Ligetts, die zur Oper nach Berlin zu einem Probesingen reiste. Er lächelte sie an, zog den Hut, sagte: "Ich heiße Axel Wenner-Gren und möchte Sie heiraten!"

Also, diese Geschichte erzählt er nicht selber, er widerspricht, wenn sie berichtet wird, nur leise abwinkend: "Nun, so ist es nicht gewesen." Aber was er erzählt, daß er nämlich seine Frau zweimal geheiratet hat, soll hier berichtet werden.

Nach der Bekanntschaft auf dem Schiff waren die beiden unzertrennlich. Aber jeden Heiratsantrag lehnte sie ab: "ERst will ich eine große und anerkannte Sängerin sein, dann können wir übers Heiraten sprechen." Als Marguerite ihren großen Erfolg in Berlin erzielte, kam er wieder, sie wollte nicht nein sagen, aber erst ihre strenge Mama um Erlaubnis bitten. Doch Axel wollte nicht warten, und so gab Marguerite nach, wagte aber nicht, an ihre Mama zu schreiben, daß sie sich verheiratet habe. Groß war also der Schreck, als wirklich wenige Monate später die Mama ihren Besuch in Berlin ankündigte. Axel mußte aus der Wohnung ziehen und wurde der Mama als Freund vorgestellt. So langsam durfte er bei der Mama um die Hand ihrer Tochter anhalten, mit einigem Widerstreben sagte sie ja, und dann reiste das Paar nach England - wo ein Pfarrer eingeweiht war - und ließ sich zum zweiten Male trauen. Und Axel Wenner-Gren schließt die Geschichte immer mit der Frage: "Und kein Jurist hat mir bis jetzt sagen können, ob ich ein - Bigamist bin."




Die Wenner-Grensche Villa in Stockholm

Eine andere Wenner-Gren-Geschichte. 1951 war die Insel Andros, eine der Bahama-Inseln, eine zum Untergang verurteilte Insel. Die 9000 Einwohner ernährten sich schlecht vom Fischfang, aber eine mystische Seuche herrschte in den Gewässern und vernichtete alle Lebewesen. Not und Elend herrschten, und die Menschen, die Jugend zuerst, verließ diesen unwirtschaftlichen Platz. Heute ist Andros ein Paradies, das Hochquartier des Luxus und der Eleganz. Breite Geschäftsstraßen mit eleganten Geschäften und Luxushotels, Reihen von eleganten Villen, pulsierendes Leben - das ist das Andros von heute. Das Wunder schuf Axel Wenner-Gren, der Mann "der Sand an Beduinen-Häuptlinge verkaufen kann und Kühlschränke an die Eskimos", wie seine Bewunderer sagen. Er kaufte vor sechs Jahren Grund und Boden auf der zum Tode verurteilten Insel für 5 Cent den Quadratmeter, und alle sagten: Axel ist verrückt geworden! Und Axel lachte, wie er immer lacht, wenn die Menschen seine Projekte lächerlich finden. Heute kostet der Quadratmeter 5 Dollar, und die Preise steigen täglich! Heute reisen die Reichsten der Welt - vier Flugstunden von New York - zum Wochenende und zu längerer Erholung in dieses Paradies.

Wie reich ist eigentlich Axel Wenner-Gren? Er weiß es selber nicht und schätzt: Zwischen 500 und 1000 Millionen Kronen. Eine schöne Leistung für einen Mann, bei dem am Anfang seiner Laufbahn der Konkurs stand!

Und nun wird er also ein Gebiet von 110.000 Quadratkilometern der Kultur erschließen. Er wird Wege bauen - und die Alwegbahn wird das Transportmittel in diesem neuen Land sein. In British Columbia ist dieses Gebiet von 110.000 qkm unberührtem Land. Es ist das unzugänglichste Land in Kanadas westlichster Provinz. Und kein "Mensch mit normalem Verstand" ist auf den Gedanken gekommen, dieses Land kolonisieren zu können. Es ist ein Objekt von 10 Milliarden Dollar! Und Axel Wenner-Gren hat das alleinige Ausnutzungsrecht! Er wird also Straßen bauen und Verkehrsmittel schaffen, er wird Bergwerke anlegen, Öl wird man finden, Kupfer, Blei, Zink, Silber und Gold. Elektrizitätswerke werden entstehen, und Millionen Menschen werden Arbeit und Brot finden.




Der Musiksalon mit der kostbaren Bibliothek in der Wohnung Wenner-Grens in Stockholm

Und alles, was hier verdient werden wird, wird nicht in die Taschen von Axel Wenner-Gren fließen, sondern zur Wenner-Gren-..xxx..ndation kommen, die die Dachorganisation verschiedener Organisationen ist, die der Philanthrop Wenner-Gren im Dienste der Forschung geschaffen hat. Hier werden mit den Jahren Mittel zusammenkommen, die die Nobel-Stiftung um ein Gewaltiges übertreffen werden.

Wenner-Gren, der kinderlos ist, hat bis jetzt etwa 40 Millionen Kronen für wissenschaftliche Zwecke dotiert, und seine Gemäldesammlungen sollen einen Wert von über 100 Millionen Kronen haben.

Fotos: Lennart Nilsson-Bertil Höders

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