Biografie Axel Lennart Wenner-Gren

Quelle: Unbekannt, Sammlung Otterbach, mindestens 1 Seite fehlt
Autor: Peter Fünen

Ein Mulitmillionär mit extravaganten Geschäftsmethoden

„Baumeister“ auf den Bahamas - Im Millionärparadies bestimmt Axel Wenner-Gren, wer Zutritt hat

Es wird oft von orientalischer Pracht und orientalischem Reichtum gesprochen als von etwas, das man nur im Fernen Osten antrifft. Man braucht aber nicht weit zu gehen, um es aus nächster Nähe zu erleben. Im kühlen Norden, im Land des Märarsees, begegnet es uns in Gestalt des schwedischen Großindustriellen Dr. Axel Wenner-Gren.

Seit den dreißiger Jahren taucht immer wieder sein Name im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit auf. Dr. Wenner-Gren ist ein typischer Selfmademan. Mit ungewöhnlicher Energie, wirtschaftlichem Weitblick - er hat eine untrügliche Witterung für das ganz große Geschäft - und mit einem phänomenalen Organisationstalent hat sich dieser Multimillionär vom einfachen Handelsreisenden zu einem internationalen Industriellen hinaufgearbeitet, der die Weltwirtschaft in Atem hält. Wenner-Grens Schicksal begann in Udd.[...].lla an der schwedischen Westküste, wo er im Juni 1881 in kleinen Verhältnissen geboren wurde. Wie so viele andere junge Leute wurde er in eine Kaufmannslehre gesteckt. Es zeigt sich schnell eine ungewöhnliche Veranlagung für das Geschäftsleben. Erst 20 Jahre alt, siedelte der junge Büroangestellte nach Berlin über, um dort an der Handelsschule zu studieren. Er war aber eine viel zu aktive Natur, um nicht eine praktische Tätigkeit nebenbei auszuüben. In diesen Jahren tauchte als eine neue technische Errungenschaft der Staubsauger auf dem Markt auf. Das war etwas für den tatendurstigen angehenden Geschäftsmann. Zuerst wurde er Vertreter der Tochtergesellschaft der schwedischen Separator AB in Berlin. Es genügte ihm aber nicht, von Tür zu Tür zu laufen, um den Hausfrauen die neue Erfindung anzupreisen. Er wollte selbständig sein. In der Nähe von Stuttgart eröffnete er eine kleine Landmaschinenfabrik. Doch ließ ihn hier sein kaufmännischer Instinkt im Stich. Heute ist er für diese Niederlage dankbar, denn durch sie erntete er Erfahrungen, ohne die er nicht der Mann geworden wäre, der er heute ist.

Er kehrte wieder nach Berlin zurück, wo er nun die Generalagentur der Santos Staubsauger AG, die ihre Apparate nach einer amerikanischen Lizenz baute, übernahm. Doch lange hielt er diese mühsame und gleichförmige Tätigkeit nicht aus. Die Wanderjahre begannen, die ihn zuerst nach Frankreich führten und später nach Amerika, wo er als Arbeiter in einer Fabrik in New Jersey mit einem Stundenlohn von 15 Cents begann. Merkwürdigerweise fühlte er sich nicht richtig zu Hause in den USA. Es zog ihn in seine Heimat zurück. Bald verkaufte er in Schweden Glühbirnen. Aber seine erste „geschäftliche Liebe“ - zum Staubsauger - rostete nicht. Technisch begabt, wie er war, experimentierte er zusammen mit seinem Freund, dem schwedischen Ingenieur Sven Carlstedt, an einem neuen Staubsaugermodell. Er selbst entwarf die Skizzen für den Staubsauger, der unter dem Namen „Elektrolux“ weltbekannt wurde. Die Firma Lux AG übernahm die Fabrikation, und Wenner-Gren wurde ihr Generalvertreter. Durch seine Erfindung errang die Firma Weltruf. Der neue Staubsauger wurde ein glänzendes Geschäft, und neun Jahre später war der Generalvertreter bereits Alleininhaber der großen Firma.

Nun begann eine richtige Fahrt ins Abenteuer. Der neue Generaldirektor gründete Tochtergesellschaften in fast allen europäischen Ländern und in Amerika. Sein Aktienkapital, das zu Anfang 120.000 Schwedenkronen betrug, wurde nach ein paar Jahren auf sechs Millionen und nach zehn Jahren auf sechzig Millionen geschätzt. Er „regierte“ über 30 Tochtergesellschaften mit 15.000 Angestellten. In den zwanziger Jahren fing der Elektrolux-Konzern an, schwedische Kühlschränke zu fabrizieren, die bald ein Weltartikel wie der Staubsauger wurden.




Dr. Axel Wenner-Gren in seinem Stockholmer Büro, in dem vier Uhren dem Multimillionär die jeweilige Ortszeit in vier Weltstädten zeigen

Was für ein geschickter Geschäftsmann Wenner-Gren war, sah man bei der Einweihung des Panamakanals im Jahre 1915. Die gesamte Illumination bestand aus Wenner-Grenschen Luxlampen.

Ein Prophet gilt bekanntlich nichts im eigenen Lande, so war es bisher auch mit Wenner-Gren. Seine schwedischen Landsleute blieben seinen Plänen gegenüber mißtrauisch. Aber nachdem ihn das Ausland als internationalen Geschäftsmann anerkannt hatte, akzeptierten ihn auch die Schweden, und „seine Aktien stiegen“. Noch vor seinem fünfzigsten Geburtstag war Axel Wenner-Gren bereits Multimillionär und bewohnte eins der vornehmsten Patrizierhäuser des Stockholmer Diplomatenviertels. Zusammen mit seiner Frau, der französisch-kanadischen Opernsängerin Marguerite Gauthier, schuf er ein elegantes Heim mit vielen wertvollen Kunstschätzen, die er in allen Teilen der Welt gesammelt hatte. In Södermanland erwarb er ein Luxusgut, das Schloß Häringe aus dem 16. Jahrhundert, das noch prachtvoller wurde als sein Feudalsitz in Stockholm. Die Sommerferien verbrachte das Ehepaar meist auf der Insel Nabben im Inselarchipel des Svanesund bei Göteborg.

Eines Tages verlegte Wenner-Gren seine Residenz an die Seine. Vom „Bjerkes Haus“ aus, so nannte er seine Prachtvilla am Quai de Passay, die von dem schwedischen Architekten Arvis Bjerke gebaut wurde, hielt er die Fäden seines Riesenunternehmens in der Hand. Ob das Ehepaar sich in Schweden oder in der Seinemetropole aufhielt, immer sammelte es um sich einen großen Freundeskreis, und seine Parties waren in aller Munde.

Für einen unruhigen Geist wie Dr. Wenner-Gren konnte das europäische Arbeitsfeld nicht ausreichen. Die Jagd nach Geschäften ließ ihm keine Ruhe. Er begann in Nord-, Süd- und Mittelamerika Fuß zu fassen. In einem der vornehmsten New Yorker Hotels richtete er seine 18-Zimmer-Wohnung ein. Zur selben Zeit kaufte er von dem englischen Lord Inchape eine große, luxuriöse Yacht, die 2115 BRT große „Southern Cross“, eine Art „schwimmender Palast“. Wenner-Gren wollte diese Yacht nicht nur zu Lustfahrten, sondern in erster Linie für Geschäftsreisen benutzen. Auf der ersten Reise, bei der 14.000 Seemeilen zurückgelegt wurden, befanden sich viele führende Politiker und Wirtschaftler der ganzen Welt an Bord. In Stockholm horchte man auf. Wollte der Handelsfürst sich in die Politik einmischen? Der zweite Weltkrieg rückte näher, und es war kein Wunder, daß Wenner-Gren, der über große Beziehungen verfügte, seinen Einfluß auf die Weltpolitik geltend zu machen versuchte. Bald jedoch gab er seine politische Tätigkeit wieder auf und widmete sich mit voller Energie aufs neue seinen Geschäften. Er hatte eine der Bahama-Inseln gekauft und dort seinen neuen Palast, „Shangri-la“, errichtet. Nach dem zweiten Weltkrieg siedelte er nach Mexiko über.

In einem zwölfstöckigen Hochhaus richtete er sein neues Hauptquartier ein, in einem kostbaren Palast sein Zuhause und in „Rancho-Cortez“ seine Landresidenz, die nur mit einem Privatflugzeug zu erreichen ist. Man hat behauptet, daß Axel Wenner-Gren über den Atlantik als ein Eroberer, als ein moderner Wikinger fuhr, dessen Waffen aber keine Kanonen waren, sondern eine ungewöhnliche Geschäftsbegabung. In engem Einvernehmen mit der mexikanischen Regierung entwickelte er in seiner zweiten Heimat - seit 15 Jahren ist er mexikanischer Staatsbürger - neue Industrien. Er wurde im Laufe kurzer Zeit der größte Industrielle Mexikos. Möbel-, Silber- und Trockenmilchfabriken (er führte die Pasteurisierungsmethode in Mexiko ein) entstanden durch seine Initiative. Er startete kostenlose Schulfrühstücke für mittellose Kinder, die mit Milchprodukten versorgt wurden. Seine Hauptinteressen widmete er dem Telefonwesen. Er erwarb die Aktienmajorität der mexikanischen Tochtergesellschaft der L-M-Ericsson Telephon AB und wurde Inhaber des Telefonmonopols im ganzen Lande, das er später verkaufte, um sich auf Kuba und in Kalifornien neuen Geschäften widmen zu können.

Immer ist der heute 77jährige Schwede irgendwo in der Welt unterwegs, zwischen Mexiko, Amerika, Kanada, Frankreich, der Schweiz, Deutschland und Schweden. In seinen vielen Luxusvillen und auf seinen Schlössern ist er selten anzutreffen. Am liebsten hält er sich auf Andros, der größten der Bahama-Inseln, zwischen Florida und Haiti auf. Außer seinem Traumschloß „Shangri-la“ mit märchenhaften Parkanlagen und Goldfischteichen, auf denen seine Gäste spazierenfahren, hat er auf der Insel mit dem paradiesischen Klima auch ein Luxushotel für Dollarprinzen gebaut.

Für hohe Beträge verkauft er auf seiner Insel Grundstücke. Der Zutritt zu diesem „Paradies“ jedoch wird einem nicht leicht gemacht. Zuerst muß man dem exklusiven Vier-Türme-Klub beitreten - schon das kostet allein 2000 DM Eintrittsgeld. Für einen Hektar Bauland muß der Käufer 160.000 DM bar auf den Tisch legen. Damit ist ihm aber noch lange nicht erlaubt, ein Haus nach seinem eigenen Geschmack auszuführen. Wenner-Grens Aktiengesellschaft muß erst die Bauzeichnungen genehmigen. Für Touristen, die nicht für dauernd ansässig werden wollen, stehen Fremdenzimmer des Klubs zur Verfügung. Ein Doppelzimmer kostet je Nacht 200 DM. Das Klubhaus selbst ist gegen die Außenwelt beinahe abgeriegelt. Für die Mitglieder stehen ein Yachthafen mit 500 Meter langer Kaimauer, sieben bis acht Landhäuser, ein Golfplatz und mehrere Tennisplätze zur Verfügung. Wenn man telefonieren will, muß man sich zum Klubhaus begeben, denn dort befindet sich ein Fernsprecher. Auf Rundfunk und Fernsehen muß überall verzichtet werden, denn das erste Gebot an diesem Ort heißt Ruhe. Legt jemand Wert auf ein Nachtleben, muß er sich in die ehemaligen Fischerdörfer Coakley Town und Calabsh Bay begeben. Dort gibt es in drei feudalen Klubs alles, was das Herz begeht.

Obwohl viele Freunde Dr. Wenner-Gren .....

[.... fehlender Text und fehlendes Bild

Als Initiator und Finanzier der Alweg-Einschienenbahn probierte Axel Wenner-Gren den Führersitz persönlich aus

Ersatzbild H.Koch - Kölner Stadtanzeiger vom 24.7.1957




Die Alweg-Bahn rast über Bundeskanzler Adenauer und Axel Wenner-Gren im 90-km-Tempo hinweg

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säle und eine riesige Bibliothek. Hier soll internationalen Forschern Gelegenheit gegeben werden, Gedanken und Erfahrungen auszutauschen und sich damit vor wissenschaftlicher Isolierung zu schützen. Der Leiter des Wenner-Grenschen Biochemischen Instituts, Professor Hugo Theorell, erhielt im Jahre 1955 den Nobelpreis.




Konferenz prominenter Leute. Von links nach rechts: Dr. Axel Wenner-Gren, Premierminister Erlander, Nobelpreisträger Prof. Hugo Theorell und Earl Marshal Birger Ekeberg

Wenn-Grens größtes Interesse gilt der Medizin. Wohltaten auf diesem Gebiet, sowohl in den USA als auch in seinem Heimatland, verdankt er den Doktor honoris causa der Universität Uppsala. Über 150 Millionen Schwedenkronen hat Dr. Wenner-Gren für philantropische und wissenschaftliche Zwecke im Laufe der Jahre zur Verfügung gestellt, denn er ist der Meinung, dies sei die beste Art, sein Geld zu verbrauchen.

Gleichgültig, wie kosmopolitisch Dr. Wenner-Gren geworden ist, niemals vergißt er sein Heimatland. Einer der reichsten Männer der Welt, der im Aussehen einem englischen Lord aus der Zeit der Jahrhundertwende gleicht, vergißt er niemals, wie er sich hochgearbeitet hat. Deshalb hat jeder seiner Angestellten sofort Zutritt zum Chef, wenn er es wünscht.

Über seine Geschäfte sagt der Industriemagnat: „Geld machen ist schwer, es angeln ist schwerer, Geld erhalten ist am schwersten.“ Deshalb hat er beschlossen, daß die Stiftungen, die seinen Namen tragen, einmal seine Erben sein sollen.

Peter Fünen

Aufnahmen: dpa

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