Die Flugbahn


Von Michael Pantenburg


Der Entwicklung der Flugbahn war in Deutschland leider kein großer Erfolg beschieden.

Anton Schwarzkopf und sein Ingenieur Werner Stengel haben die Kräfte nicht ganz in den Griff bekommen und so wurde von der Schwarzkopf 'schen Flugbahn 1983 nur eine Ausführung zu 75 % realisiert und dann verschrottet.

MBB (Messerschmitt Bölkow Blohm) wagte seinerzeit neben dem Luftfahrzeugbau mit der Firma Büttner zusammen einen Schritt in die Freizeitanlagentechnik. Ein grosser Schritt für diese Firma und gleichzeitig ein falscher, wie sich später herausstellte.

Die Eröffnung der Flugbahn war für das Münchener Oktoberfest im Jahre 1974 geplant. Diplom Ingenieur Paul Morsbach aus Berg (bei Starnberg, BRD) erdachte das Prinzip der Achterbahn mit hängenden Gondeln und derer Fahrgestelle. Unglückliche Umstände verzögerten die Premiere um ein Jahr.

Prospektausschnitt Fa. Schwarzkopf: Kapazität 2000 Personen pro Std - Geschwindigkeit 80 km/h



MBB's Flugbahn "Alpenflug" wurde zwar auch von Werner Stengel berechnet, jedoch machte man den Fehler, einige Bauteile entgegen den vorangegangenen Berechnungen zu verändern.

Dies beinhaltete vor allem eine konstante Schienenlage in den Kurven und nicht, wie auch bei auf der Schiene laufenden Achterbahnen üblich, die Außenschiene anzuheben beziehungsweise die innere Schiene im Kurverbereich zu senken, um die Kräfte besser aufnehmen zu können - die Fahrzeuge schwangen nämlich bis zu 80 Grad zur Seite. Die Bahn erfreute zwar so manch einen Besucher, während ihrer 16-tägigen Spielzeit auf dem Oktoberfest im Jahre 1975, doch wurde danach sofort durch den TÜV München geschlossen. Das Urteil lautete: "Infolge Überschreitung wesentlicher Eigengewichte ist eine Reihe wichtiger Bauteile nicht dauerhaft bemessen".

Alpenflug von MBB - Fotoarchiv Michael Pantenburg


Patent aus dem Jahre 1983

Eine zweite Anlage, die zeitgleich von MBB gebaut worden ist, wurde deshalb genau wie der Prototyp verschrottet. Anton Schwarzkopf sagte dazu passend: "Das wäre genauso, wenn wir Flugzeuge und Hubschrauber bauen würden".

Arrow Dynamics hat es letzten Endes geschafft. Nach dem Konkurs von Anton Schwarzkopf sind die Pläne für die Schwarzkopf'sche Flugbahn, die für den Park "Bush Gardens" in den USA vorgesehen war, über diesen Weg wohl in die Hände des amerikanischen Herstellers Arrow gelangt. Arrow sollte das Projekt beenden und tat dies auch.

Man sprach davon, dass die Betonfundamente für die Stützpfeiler ursprünglich für die Schwarzkopfbahn sein sollten. Vielleicht ein Grund dafür, warum dieser (von Arrow sogenannte Supended Coaster) heute immer noch auf Platz Eins der Beliebtheitsskala dieser Bahnen ist.

Anfänglich baute Arrow auch die Kurve in der Wagerechten, jedoch später mit Steilkurve. Die Fahrzeuge wurden außerdem später mit Stossdämpfern versehen, um ein vorzeitiges Zurückschleudern im Kurvenbereich zu verhindern - beides sind Merkmale der Schwarzkopf 'schen Flugbahn.

Suspended Coaster gibt es mittlerweile eine ganze Menge weltweit. Dies aber nur in Freizeitparks, nicht im Personenverkehr. In den letzten Jahren ist allerdings eher die Weiterentwicklung vom Typ Inverted Coaster gefragt, bei dem die Gondeln (wie bei einer normalen Achterbahn) fest mit den Fahrgestellen verbunden sind und somit auch Überkopffahrten ermöglichen.

Auch hier lieferte Werner Stengel für die Schweizer Achterbahnschmiede Bolliger & Mabillard die Statik.

2 Zeichnungen - Metamorph Coaster Net


Michael Pantenburg



Anmerkung wisoveg.de: Dieser Artikel entstand aufgrund einer Nachfrage, ob solche oder ähnliche Personentransportsysteme eventuell für den öffentlichen Personennahverkehr geeignet wären, z.B. auf Messen oder innerhalb von Flughäfen, sieht man einmal von Hochgeschwindigkeitsfahrten oder Steilkurven ab.

M.P.: Die Argumente sind ähnlich umstritten, wie in der Diskussion um Transrapid / Metrorapid. Abgesehen von der teueren Anschaffung und Wartung, wären solche Projekte auch politisch kaum durchsetzbar.




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