Ausbau der
Schwebebahn in Wuppertal
Gleichnamiger
Artikel des FSR Bauing Ruhr-Uni Bochum.
E-Mail
Ó
Copyright 1999, 2000 FSR Bauing Ruhr-Uni
Bochum
Empfang im Bauleitungsbüro durch Projektleiter Herrn Giesen von der Firma LAVIS Stahlbau aus Aschaffenburg mit einer kurzen geschichtlichen Einleitung: Die Schwebebahn in W'tal wurde in den Jahren 1898-1903 erbaut und ist seit 1901 in Betrieb. Auf einer Streckenlänge von 13,3 km fährt sie, aufgeständert auf 472 Stützen mit dazwischen gehangenen, sogenannten Brücken als Fahrtrasse, in der "zweiten Ebene" über dem sonstigen Verkehr. Der Großteil der Streckenführung liegt über der Wupper, der Fluß welcher dem Tal und der Stadt seinen Namen gab. Es handelt sich um eine reine Stahlkonstruktion in Fachwerkbauweise, deren einzelne Stäbe, wie damals üblich, mit Nieten untereinander verbunden sind.
Nach nun bald 90 Jahren Betrieb
stellten sich einige korrosionstechnische Mängel an diesem wohl
einmaligen Nahverkehrsmittel ein. Für die Instandsetzung und
Instandhaltung der baulichen Anlage mußten die Stadtwerke W'tal
jährlich bis zu 20 Mio DM aufwenden. Man entschloß sich
daraufhin für eine Erneuerung der gesamten Streckenanlage mit
ungefähren Kosten in Höhe von 220 Mio DM. Das erste
Abschnittslos über 8 km wurde an unseren Gastgeber
vergeben.
Aus denkmalpflegerischen Gründen muß der
Großteil der Konstruktion originalgetreu wiederhergestellt
werden, also auch mit Nieten (ca. 2,4 Mio Nieten insgesamt = 750 to
). Da zukünftig eine höhere Taktfrequenz der Bahnen
angestrebt wird, mußte die Anlage neu berechnet werden. Dabei
waren 650 Lastfälle durchzurechnen. Das Ergebnis waren anfangs
8500 Seiten, nun nur noch ein ganzer Ordner voll. Und nun das beste:
Die Flanschdicke der Träger der Stützen betrug bis heute 15
mm max. und soll zukünftig 60mm max. betragen! Welche scheinbar
merkwürdige Entwicklung des Stahlbaues in den letzten 90 Jahren
... Zitat: "Ein Wunder, daß die Konstruktion noch
hält!". Der Austausch der Konstruktionsteile erfolgt
jeweils an 34 Wochenenden im Jahr von Freitag abend bis Montag morgen
( ca. 48 Stunden ). Dabei können immer nur zwei Stützen und
eine Brücke ausgetauscht werden, um anschließend an die
bisherige Konstruktion angebunden zu werden. Dies wird zukünftig
an drei Stellen zeitgleich durchgeführt. Montag morgens um 4.00
Uhr müssen die alten und neuen Schienen Oberkante bündig
liegen, sonst gibts Schelte. Die Teile werden im Werk vorgefertigt .
"Wen etwas nicht paßt, hat man nur 48 Std. Zeit im
beschränkten Maße etwas zu ändern.", so die
Aussage des Projektleiters. Die vorhandenen Fundamente werden
übrigens weiterbenutzt und nur geringfügig verstärkt.
Die gesamte Anlage ist mit einem Zinkstaubanstrich versehen bzw.
feuerverzinkt, was keinenfalls so einfach zu bewerkstelligen ist. Die
größte Arbeit bereitet das Konservieren der bisher noch
rohen Nieten. Es werden an der RWTH Aachen bereits Versuche mit
entsprechenden verzinkten Nieten unternommen. Man hofft diese bald
einsetzen zu können.
Krönung war die Fahrt mit dem
"Kaiserwagen" von 1901. In diesem fuhr Kaiser Wilhelm zur
Eröffnung der Schwebebahn einmal die Wupper rauf und wieder
runter; genau wie wir. Im Jahre 2001 feiert die W'taler Schwebebahn
ihr 100 jähriges Bestehen. Bis dahin soll die Anlage in neuem
Glanze, aber der gleichen Farbe ( schrecklich grün ) wie bisher,
erstrahlen.
Quelle: Fachschaftsrat Bauingenieurwesen der Ruhr-Universität Bochum
Ó Copyright
1999, 2000 FSR Bauing Ruhr-Uni Bochum
Ó
Copyright 1999, 2000
Rheinland-Team