Hör-Zu
TV-Programm - Ankündigung vom 24.8.1957
17.00 Vorsicht - Versuchsfahrt
Wir besuchen das Versuchsgelände der Alweg - Bahn in Fühlingen bei Köln. Reporter: Günter Siefarth. Leitung der Sendung: G. Meyer - Goldenstädt
Die
Alwegbahn-Versuchsstrecke in Köln-Fühlingen
Deutsche Illustrierte
Kurzbericht (abz) 3. August 1957
Fest im Sattel sitzt jetzt nach sechs Jahren der Erprobung die Einschienen - ALWEG - Bahn. Schnittig und fast geräuschlos fuhr sie auf ihren luftbereiften Zwillingsrädern im 80 - Stundenkilometer - Tempo über die 1,8 km lange Versuchsstrecke in Köln - Fühlingen. Die ALWEG - Bahn soll zur Bewältigung des Personen - Massenverkehrs in den Großstädten dienen. Ihr Finanzier ist der schwedische Millionär Dr. Axel L. Wenner-Gren.
Kölner - Stadt - Anzeiger
Zeitungsbericht vom 18. Oktober 1957
Auf
dem Führersitz der Kanzler: Ihm lauschen (von rechts) Dr. Axel
Wenner-Gren, Dr. Max Adenauer, Direktor Rosenbaum
Foto: Koch
Kanzler fuhr eingleisig
Er fand die Alweg-Bahnanlage
"faszinierend" - Pappkulissen vorgeschlagen
Von
unserem Redaktionsmitglied Horst Schubert
Am Tor zum Gelände der Alweg - Forschungsgesellschaft winkten gestern mittag ein paar Dutzend Fühlinger Schulkinder einem prominenten Gast ein stilles Willkommen. Bundeskanzler Dr. Adenauer hatte fast eine Stunde Zeit mitgebracht, um sich, in Begleitung seines Sohnes Dr. Max Adenauer, Oberstadtdirektors von Köln, die Betonbalkenbahn genau anzusehen.
Der Mäzen der Alweg - Forschung, der schwedische Millionär Dr. Axel Wenner-Gren, war extra nach Köln geflogen, um dem Kanzler der Bundesrepublik sein teures Einschienen - Kind selbst zu präsentieren. Er führte Dr. Adenauer die Treppen zum Hochbahnhof hinauf, der neuerdings mit einem Netz gegen Stürze in die Tiefe gesichert ist, und geleitete ihn zum Führersitz des neuartigen Gefährts.
Hier tauschten die beiden alten Herren ihre Meinungen über die Vorzüge des Fortbewegungsmittels, ständig unterbrochen von einem Schwarm Fotografen, die vom Kanzler gutgelaunt auf einen günstigen Umstand aufmerksam gemacht wurden. Zur verhältnismäßig hohen Decke des Wagens zeigend, lächelte er: "Da kann man wenigstens nicht mit dem Kopf anstoßen."
Adenauers Anregung
Während einer Reihe von Probefahrten machte Dr. Adenauer einige Komplimente über das Fahrzeug. Er fand die Fahrt sanft und die Anlage "in dem offenen Jelände einfach faszinierend". Man müsse nur eben mal wissen, schränkte er ein, wie sich die Bahn in de Stadt ausnehmen würde. Er machte Dr. Wenner-Gren auch gleich einen Vorschlag: "Sie müßten mal rechts und links von der Strecke Pappfassaden errichten." Der Schwede fand das als eine ausgezeichnete Idee.
Der Bundeskanzler erfuhr auch vom ersten Direktor der Forschungsgesellschaft, Dipl.-Ing. Rosenbaum, wie die noch immer nicht eingebauten Weichen beschaffen sein werden. An einem Werkstück zeigte der Ingenieur, daß sie aus Aluminium mit einer Kunststoffauflage geplant sind. In nicht allzulanger Zeit würden sie eingebaut.
Während der Probefahrten revanchierte sich Dr. Adenauer für das Fahrerlebnis mit heimatkundlichen Bemerkungen. Er wies aus dem Fenster des Alweg-Zuges, dessen Geschwindigkeiten über Lautsprecher ausgerufen wurden, zu den Dächern Fühlingens hinüber: "Fühlingen ist hier der älteste Ort", unterrichtete er den Schweden Wenner-Gren, "da hat man mal von 10000 v. Ch. Reste jefunden."
Kölnische Rundschau
Zeitungsbericht vom 18. Oktober 1957
Angespannt
blickt der Bundeskanzler vom Führerstand des ALWEG - Triebwagens
auf das Betonband des Fahrbalkens. Die Geschwindigkeit betrug in
diesem Augenblick 85 km/st. Links Dr. Axel Lennart Wenner-Gren (daher
ALWEG), rechts Kölns Oberstadtdirektor Dr. Max Adenauer
"Wann baut ihr die ALWEG - Bahn in Köln?" fragt der Bundeskanzler
Oberstadtdirektor wußte leider keine Antwort - Adenauer in Fühlingen
R Köln. Auf dem Führersitz des ersten ALWEG - Bahn - Versuchszuges sauste Bundeskanzler Dr. Adenauer gestern mittag mehrmals im 80 - Kilometer - Tempo über die Fühlinger Strecke, voller Bewunderung für dieses neue Verkehrsmittel. Der Informationsbesuch auf dem Kölner Versuchsgelände war am 5. Oktober bei der Adenauer - Jeansson - Hochzeit in Kalmar in Schweden besprochen worden: Unter den Hochzeitsgästen hatte sich auch der Vater der ALWEG - Bahn, der schwedische Millionär Dr. Axel Lennart Wenner-Gren befunden. Er lud den Bundeskanzler damals ein, doch bald einmal seine Bahn in Fühlingen zu besichtigen und gleich als Fahrgast auszuprobieren.
Donnerstag war es soweit. Dr. Wenner-Gren kam eigens im Flugzeug aus Schweden. Der Bundeskanzler unterbrach seine Bonner Regierungsgeschäfte. Als Adenauers Wagen gegen 12.30 Uhr auf dem Versuchsgelände eintraf, eilte Wenner-Gren herbei, um dem Kanzler beim Aussteigen behilflich zu sein.
Nach einer kurzen, theoretischen Erklärung des Systems dieser "Einschienenbahn" fuhr die kleine Gesellschaft zum hochgelegenen Bahnhof jenseits der Neußer Landstraße. Die Fühlinger Schulkinder bildeten am Eingang zum Bahnhofsgeländer Spalier und zahlreiche Pressefotografen hielten jede Phase des Adenauer - Informationsbesuches im Bilde fest. Mit seinem Vater war auch Kölns Oberstadtdirektor Dr. Max Adenauer mit Gattin Gisela erschienen.
Gleich ans Steuer
Voller Interesse stieg der Bundeskanzler in den Versuchszug und nahm sofort einen der beiden Führerstände in Beschlag: "Da will ich mal gleich das Steuer in die Hand nehmen", verkündete er unter allgemeinem Schmunzeln. Seine "Führerfunktion" in diesem Zug war allerdings rein symbolisch. Denn am anderen Führerstand saß der Zugleiter, der die Bahn in Bewegung setzte. Zweimal raste das schnittige Wagenpaar über die 1,8 km langen "Fahrbalken" - Strecke in luftiger Höhe. Die Geschwindigkeit wurde jeweils über den Lautsprecher mitgeteilt.
Ankunft
des Bundeskanzlers am ALWEG - Bahnhof in Köln-Fühlingen. Im
Hintergrund auf dem "Fahrbalken" der Versuchszug.
[Ersatzbild: Sammlung W.Brose]
Der Kanzler war von der sicheren, schnellen und erschütterungsfreien Fahrweise des ALWEG-Zuges sichtlich begeistert. Als die Bahn schließlich am südlichen Ende der Strecke hielt, drehte er sich spontan zu seinem Sohn Max um, faßte ihn am Arm und wollte wissen: "Na, und wann baut ihr diese Bahn in Köln ?? - Leider wußte Kölns Verwaltungschef auf diese Frage, die auch von vielen Bürgern im oft verkehrschaos - geplagten Köln - Bonner Raum immer wieder gestellt wird, keine Antwort.
Foto fürs Familienalbum
Später setzte sich Frau Dr. Gisela Adenauer - die Gattin des Kölner Oberstadtdirektors - auf den Führersitz, während der Kanzler in der Wagenmitte Platz nahm, um auch aus der Sicht des "normalen Fahrgastes" einen Eindruck von dem Zug zu bekommen. Während und nach der Fahrt stellte er eine Fülle von Detailfragen, so z.B. über Fahrgeräusch, Stromspannung, die Art der Betonstützen und des Fahrbalkens. Es wurde auch gefragt, wie die Fahreigenschaften bei Frost und Eis sein würden, ferner, welche Belastung ein vollbesetzter Zug darstelle, wie lang der Bremsweg sei und ähnliches. Die Erläuterungen gaben Dr. Wenner-Gren und ALWEG-Direktor Rosenbaum. Abschließend besichtigte man noch ein originalgetreues Modell des Fahrgestells.
Während die Pressefotografen bereits ihre Apparaturen einpackten, schoß der Oberstadtdirektor noch ein Bild seines Vaters am ALWEG - Zug - fürs Familienalbum...
hs