Vor 50 Jahren, am 14.
Mai 1952, berichtete der ''Spiegel'' über eine
bemerkenswerte Vision für den Eisenbahn-Verkehr. Unter dem
Titel ''Eisenbahn für morgen?'' war auf einer Zeichnung
eine Bahn zu sehen, die auf Betonstelzen durch die Landschaft
rast. Das Bild hat verblüffende Ähnlichkeit mit dem
Transrapid. Tatsächlich gab es schon vor 50 Jahren Pläne,
die den Eisenbahnverkehr revolutionieren sollten. ''Alwegbahn''
hieß das System, das damals als ''Eisenbahn 2000''
vorgestellt und erprobt wurde.
Wisoveg-Ergänzungsbild:
Die M 1:2,5 Bahn um 1952, Sammlung
Wipperfeld
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Eine Monorail oder Alwegbahn in
Walt Disney World in Florida. Über 20 Millionen Menschen
werden mit dieser Einschienenbahn pro Jahr befördert: Von
einem Vergnügungspark zum anderen, vom Hotel zum Parkplatz
oder vom Disneyland direkt in ein Hotel. Über 30 Kilometer
lang ist die Strecke, und sie ist seit 1971 in Betrieb. Eine
Erfolgsgeschichte dieses Verkehrsmittels, doch es blieb die
einzige - weltweit. Denn nur
hier, in Florida, ist das gelungen, was dem Entwickler der Bahn,
dem Schweden Axel Wenner-Gren vorschwebte: ein Verkehrsmittel
zum schnellen Massentransport von Menschen.
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Ich kann ihnen versichern, dass
ich keine andere Lösung für den Verkehr in den
Großstädten sehen kann als ein Alweg. (...) Wir
können nicht unter die Erde gehen, weil das ist zu teuer.
Auf der Straße ist kein Platz. Und es gibt keine
einfachere Lösung als unseren Alweg-Zug.
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Das Konzept der Alwegbahn ist
denkbar einfach: Die Fahrstrecke liegt in mehreren Metern Höhe,
aufgeständert
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durch Betonstützen. Jede
Straße, jeder Stau wird so umfahren. Der Zug selbst bewegt
sich mit einem Elektromotor
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vorwärts. Die Fortbewegung
geschieht auf Gummireifen, daher hört man die Bahn im
Gegensatz zu den Stahlrädern
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einer Eisenbahn fast nicht. 1952
stellte Wenner-Gren das Konzept der Öffentlichkeit vor,
dann ließ er in Köln am
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Fühlinger See eine erste
Teststrecke bauen.
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Ab 1957 rauschten dann
stromlinienförmig gebaute Züge in der geplanten
Originalgröße mit etwa 80 Stundenkilometern über
die Wiesen. 200 Personen konnten in den wie Busse ausgestatteten
Fahrzeugen transportiert werden. Die Journalisten waren
begeistert.
Wisoveg-Ergänzungsbild:
1:1 Prototyp 1958, Sammlung
Klein
- Siefahrt: Es war vor 5
Jahren, ein silbernes Ungetüm raste über die
Teststrecke (...) und die Journalisten sprachen von einer
technischen Sensation. 11:06 Diese Fahrt mit der Alwegbahn
ähnelt etwa einem Flug mit einem Flugzeug in geringer Höhe,
und wir können sehr gut sehen, wie ruhig diese Bahn auf den
Betonbalken liegt. Und das ist natürlich sehr angenehm,
wenn man daran denkt, dass diese Bahnen zukünftig
vielleicht auch Speisewagen haben.
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Siefahrt über Funk: "Wir
befinden uns jetzt auf der Strecke und ich melde mich noch mal
über mein Funksprechgerät. Ich bin im Wagen und wir
haben gerade die Kurve durchfahren. Ich habe die Zeit gestoppt,
es sind fast 2 Minuten für die knapp 1.800 m lange Strecke.
Das ist eine Geschwindigkeit von 60 Kilometern in der Stunde.
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Das Konzept des Verkehrssystems
erschien vielversprechend. 1959 konnte die erste Bahn nach
Übersee exportiert werden, ins Disneyland nach Los Angeles,
weitere Exporte nach Turin, zur Weltausstellung nach Seattle und
nach Japan folgten. Aber in Westdeutschland gab es außer
der 5 Kilometer langen Testbahn in Köln keinerlei
Referenzstrecke. Trotzdem plante das Unternehmen schon in die
weite Zukunft: Der Ingenieur Dr. Rosenbaum schwärmte:
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Dr. Rosenbaum: Stellen Sie sich
vor, sie können dann von Köln bis München in
einer Stunde fahren, so dass sie dann ganz schnell vom
Stadtzentrum zum Stadtzentrum gelangen können, Sie fahren
die langen Anfahrtswege in das Stadtzentrum. Ein weiteres
Beispiel wäre Köln-Madrid in dreieinhalb Stunden, oder
Köln-Rom in der gleichen Zeit.
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Trotzdem - niemand in Europa
wollte die Bahn haben. Deshalb sollte eine Strecke in Übersee
den notwendigen Praxisbetrieb demonstrieren. Ende der fünfziger
Jahre schien es so weit zu sein. Ein Hörfunkbericht aus dem
Jahr 1959.
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Es verlautete, dass Sie einen
Auftrag so gut wie sicher haben. Das ist so gut wie sicher, wenn
die Brasilianer mit
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unserer Vorführung hier
zufrieden sind. (...) Die Strecke wird im Endausbau 100 km lang
sein.
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Die Brasilianer waren zufrieden,
doch sie kauften die Bahn nicht.
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Und so standen die Planer nach
zehn Jahren genau dort, wo sie 1952 angefangen hatten: ihr
Konzept war gut durchdacht, es fand dennoch keine Abnehmer.
Dabei erwies sich die Alwegbahn als ideales Transportmittel für
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Großveranstaltungen,
beispielweise für Messen, Weltausstellungen oder
Vergnügungsparks: Nahezu
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schwerelos konnte man über
dem Gelände schweben und dabei gleichzeitig aus
Panoramafenstern die Aussicht und die Attraktionen genießen.
Doch an eine richtige Bahn für den Stadtverkehr traute sich
niemand heran. Und so trat die Landesregierung in Düsseldorf
auf den Plan. Der Monorail sollte durch staatliche Teststrecken
in Nordrhein-Westfalen auf die Sprünge geholfen werden, so
Verkehrsminister Heinz Kienbaum 1962:
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Kienbaum: Das Land NRW und seine
Landesregierung halten es für notwendig, jede sich bietende
Chance auch bei neuen Systemen auf ihre Verwertungsmöglichkeit
zu prüfen. Daher haben wir 3 Projektstudien, die ggf. auch
um eine vierte oder fünfte ergänzt werden, in Angriff
genommen, um festzustellen, ob das Alwegsystem für unsere
technischen und verkehrstechnischen Gegebenheiten die richtige
Lösung bietet. Das ist der Grund, warum beispielsweise von
Velbert nach Essen eine Alwegbahn überlegt werden. Das ist
auch der Grund, warum eine neue Vorstadt in Köln angebunden
und das Alwegsystem geprüft werden soll.
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1963 gab es Pläne, zunächst
in Köln eine Betontrasse zu bauen, die die Satellitenstadt
Chorweiler mit dem Hauptbahnhof verbinden sollte.
Kostenschätzungen sprachen für diese Bahn, doch Köln
entschied sich, nicht in ein neues Verkehrsmittel zu
investieren, sondern stattdessen eine U-Bahn zu bauen.
Alwegbahn-Erfinder Wenner-Gren war inzwischen gestorben, ohne
seine Subventionen konnte das Unternehmen nicht weiter bestehen.
1967 wurde die
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Teststrecke abgebrochen, die
Patente wurden zum Teil an die Disney Company verkauft.
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Nachdem sie sich im öffentlichen
Nahverkehr nicht durchgesetzt hat, spielt die Alwegbahn heute
nur noch eine
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Rolle als Verbindungsbahn
zwischen Flughafenteilen beispielsweise oder in Freizeitparks
wie dem Phantasialand in
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Brühl.
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