Köln-Bonner Eisenbahnen


Von der Lok bis zur Lochzange
In Wesseling wird alles gesammelt, was zur Köln-Bonner Eisenbahn gehört


Eisenbahnfreunde betreiben ein Museum, einen Museumsbahnhof und bieten Ausflugsfahrten an.
Von Armin E. Möller

Wesseling - Etwa auf halber Strecke zwischen Köln und Bonn stehen ein Zwitter, ein Krokodil, ein Organspender, die Dieselwasserpfeife, ein Silberpfeil und eine Dampflokomotive, die keinen Dampf machen kann, samt zwei Sorgenkindern auf Schienen. Hätte es 1982 nicht einige Mitarbeiter der Köln-Bonner Eisenbahnen (KBE) gegeben, die alte Technik als erhaltenswertes Kulturgut werteten, die Geschichte dieser über 100 Jahre alten Bahn geriete in Vergessenheit. So aber werden das Museum und der Museumsbahnhof der „Köln-Bonner Eisenbahn-Freunde e.V.“ (KBEF) für viele zu einer besonderen Bahnstation: Von hier aus kann man aufbrechen in die eigene Vergangenheit.

Verborgene Schätze - Kuriose Museen in NRW

Pensionierte Bahnbeamte und eingefleischte Eisenbahnfans aus allen Berufen, die nicht von ihrer Leidenschaft zur großen Eisenbahn lassen können, finden hier alles, was ihr Herz begehrt. Die Signale dürfen geschaltet werden, in der Holzklasse sitzt man wie ehedem bei Ausflügen nach Bonn. Ein Gleisbildstellwerk neben mechanischen Hebeln, mit denen Weichen per Muskelkraft gestellt wurden, demonstriert, wie sich die Bahnen immer wieder auf neue technische Entwicklungen einstellen mussten. Urkunden, Aktien er alten KBE, Fahrkarten-Lochzangen dazu, Dienstuniformen, Schilder vom Fahrstreckenanzeiger, Diensttelefone und –fernschreiber, der Schreibmaschinentisch eines Bahnbeamten, Dienstbücher und Handlampen für Schaffner und Rangierer: Alles, was zur Eisenbahn gehörte, ist in einer Halle unweit des Wesselinger Bahnhofs zusammengetragen worden - „anfassen erwünscht!“

Auch alle, die Schienen, Weichen und die ganz große Eisenbahntechnik für ihre Bahnleidenschaft suchen, finden reichlich Ausstellungsstücke und, wenn sie mögen - Helfer sind hochwillkommen -, viel Arbeit. Versteckt, nur über eine Schienenverbindung oder einen Trampelpfad jenseits des Betriebsgeländes der Firma Renault-Nissan in Brühl-Vochem erreichbar, stehen gut 30 Bahn-Oldtimer auf den Gleisen innerhalb eines von der HGK (Häfen und Güterverkehr, Köln) gepachteten Bahngeländes.

Die Dampfspeicherlok, die 1952 von Krupp in Essen ausgeliefert wurde, ist eine Spezialanfertigung für Werke, in denen leicht brennbare Stoffe verarbeitet werden. In solchen Betrieben reicht schon ein einziger Funke, um eine Katastrophe auszulösen. Weil es aber etwa in Raffinierien reichlich Dampf für unterschiedlichen Verarbeitungsprozesse gibt, können Loks an Dampftankstellen mit Dampf aufgeladen werden. Die Lok der Eisenbahnfreunde fuhr in der Raffinerie Wesseling und unterscheidet sich schon äußerlich von rauchenden und sichtbar dampfenden Loks dadurch, dass auf ihrem großen Druckspeicher kein Schornstein thront. Auch Dieselloks können in Erdölraffinerien Explosionen auslösen.

Im Museumsbahnhof Brühl-Vochem zeigt der hier verantwortliche Edmund Höck gerne, wie die Zugmaschinen für diese Art von Werksverkehr sicherer gemacht werden: Der Auspuff endet in einem Wassertank, der in etwa so wirkt wie eine orientalische Wasserpfeife; das Wasser kühlt das Abgas und löscht eventuelle Funken.

Selbst ein Güterwagen, den Laien kaum beachten, ist eine Attraktion für die „Puffenküsser“, wie bekennende Eisenbahn-Enthusiasten gern verspottet werden. Dank seiner Straßen- und Standardbahnkupplungen kann er als „Zwitter“ alles miteinander verkuppeln, was je zwischen Bonn und Köln auf Schienen gesetzt wurde. Publikumsliebling aber ist die „120-t-Güterzuglok E 3“, auch das „Krokodil“ genannt.

Der „Personenwagen der Königlichen Preußischen Eisenbahn“ von 1903 erinnert an die Kaiserzeit, als „V.d. Zypen und Charlier“ in Köln noch Eisenbahnwaggons bauten. Auch der „Silberpfeil ET 201“ wird in Wesseling gepflegt. Von 1960 bis 1990 wurde er als Schnellzug auf der KBE-Rheinstrecke eingesetzt. Er war der erste Eisenbahntriebwagen in geschweißter Aluminium-Konstruktion überhaupt und entsprechend eine technische Sensation, so gesehen ist er der Urvater aller Aluminiumzüge, zu denen auch die heutigen ICE-Züge gehören.

Bahnamtlich vorgeschriebene Prüfungen

Einen 50 Jahre alten gelben Turmtriebwagen kaufte der Verein, als dieser für die Bahn AG nur noch Schrottwert besaß, wegen seiner „verborgenen Werte“. Das Innenleben dieses Wagens, der 1955 für Arbeiten an den Oberleitungen der Bahn gebaut worden war, entspricht dem der vereinseigenen Schienenbusse und hilft durch ausgebaute Ersatzteile, die Schienenbusse in Fahrt zu halten. Diese Schienenbusse bestehen mit Bravour alle bahnamtlich vorgeschriebenen Prüfungen und sind dennoch die aktuellen Sorgenkinder des Vereins.

Das Problem heißt „PZB 90“. Dieses sehr teure Zugbeeinflussungssystem muss angeschafft werden, um auch weiterhin die Zulassung für weite Fahrten auf den Schienen der Deutschen Bahn AG zu erhalten. „Die zwei PZB 90 kosten mehr als ein halber Schienenbus“, sorgt sich KBEF-Vorstand Jean Riemann. Weil diese Summe den 101 Mitglieder starken Verein erheblich überfordert, hofft man nun auf Spenden. Die beiden Schienenbus-Motorfahrzeuge - Bauart VT 95 - sind 50 und 49 Jahre alt und starten vom Bahnhof Wesseling aus regelmäßig zu Ausflugs- und Gesellschaftsfahrten und gehören zu den letzten acht betriebsfähigen Bussen ihrer Art.


Im Sommer ein beliebtes Vergnügen: ein Ausflug mit einem alten Schienenbus der Köln-Bonner Eisenbahn-Freunde, etwa wie hier - auf der Trasse durch den Kölner Stadtwald. - Bild: Bause


Orange und weiß leuchtet das „Krokodil“ - Bild: Aem


Dampfspeicher-Lok aus dem Jahr 1952 - Bild: Müller



Was Besucher wissen müssen

Das Museum der Köln-Bonner Eisenbahn-Freunde befindet sich oberhalb des Bahnhofs Wesseling (Westseite) und ist über den Schwarzen Weg (geht vom Westring ab) zu erreichen:

Geöffnet: erster und dritter Samstag im Monat von 10 bis 12.30 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung.

Der Museumsbahnhof befindet sich am Bahnhof Brühl-Vochem und kann nur nach Terminvereinbarung besucht werden. Tel.: 02236 / 42273

Schienenbusfahrten: Die Köln-Bonner Eisenbahn-Freunde bieten Ausflugs- und Gesellschaftsfahrten auf den Netzen der HGK und von Werksbahnen zwischen Köln-Niehl (Hafen), Bonn-Nord, Kendenich, Frechen, Neurath (RWE-Power), und auf Strecken der Rhein-Braun an; Termine und Preise im Internet

Gruppen können Schienenbusse über Hans Georg Kleinen, Telefon 0177 / 3408152 buchen.

Info: www.koeln-bonner-eisenbahnfreunde.de


18. Dezember 2005

Slg. H. Eidam Köln



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