Köln-Bonner Eisenbahnen


„Schwarze Bahn“
Den Berg hinauf gingen die Passagiere zu Fuß
Schienenverbindung nach Knapsack wurde vor 30 Jahren stillgelegt
Von Helmut Weingarten


Hürth/Knapsack - Es war ein Abschied ohne Tränen und doch mit einem Gefühl der Trauer, als vor 30 Jahren die „Schwarze Bahn“ ihre letzte Fahrt von Knapsack nach Hermülheim machte. „Es ist, als ob einer gestorben wäre“, zitierte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ am 15. Dezember 1968 einen treuen Fahrgast. „Vielleicht kommt diese Bahn in 50 Jahren wider“, hoffte damals Frieda Albrecht. Doch noch 30 Jahre danach, ist eine Neuauflage dieser Schienenstrang nicht in Sicht.

Fast auf den Tag genau 50 Jahre vor der Stillegung, also 1918, hatte die Köln-Bonner-Eisenbahn diese Strecke von Hermülheim in den Raum Knapsack/Berrenrath eröffnet. Die Dampflokomotiven zogen hier noch bis zum Jahre 1963 die schwarzen Waggons, weit hinein ins Zeitalter der Diesel- und der E-Loks. Nach der Streckenstillegung wurden Busse eingesetzt.

Es waren in der Mehrzahl Arbeitnehmer der Knapsacker Industriebetriebe, wie Knapsack AG (“die Chemische“) und Goldenbergwerk, die in diese einstiegen. „Statt Schwarzer Bahn nach 50 Jahren, ab morgen hier nur Busse fahren“, hatte einer wenig ungelenk auf ein Transparent geschrieben, das auf einem der Wagen des letzten Zuges angebracht worden war.

Die Aufnahme des fahrplanmäßigen Verkehrs im letzten Kriegsjahr 1918 war nur möglich geworden, weil den Knapsacker Werken „kriegswichtige Bedeutung“ zugeschrieben wurde. Sieben Jahre später, 1925, wurde die Strecke sogar bis nach Köln-Sülz verlängert.

Mangel an Fahrgästen hatte die „schwarze Bahn“ nie zu beklagen. Obgleich die Passagiere von den Köln-Bonner Eisenbahnen nicht verwöhnt wurden. Einmal standen drei Wagen mit grellrot aufgepinseltem Halbmond auf den Schienen. Sie waren ursprünglich für die Türkei bestimmt gewesen und durch die Kriegsereignisse nicht mehr an ihr Ziel gekommen., In den „Schwarzen Bahnen“ kannte man einander. Und man kannte natürlich auch den Schaffner. Als 1942 auf der Steilstrecke nach Berrenrath die Räder der Lok durchdrehten, bat der Schaffner auszusteigen. Der so leichtere Zug kam wieder ins Rollen und die Fahrgäste nahmen den kurzen Weg in Kauf. Im Zweiten Weltkrieg waren es oft die Tiefflieger, die eine Fahrt zum Risiko werden ließen. In Berrenrath brannten acht Wagen nach einem Bombenangriff aus.


Die „Schwarze Bahn“ hat ihr Ziel in Knapsack erreicht, und die Fahrgäste, die meisten waren Beschäftigte der Industriewerke, verlassen den fast beschaulich wirkenden Bahnhof. (Repro: Helmut Weingarten)



Nach Kriegsende holten die KBE die Dampfloks und die schwarzen Personenwagen aus dem Schuppen und nahmen den Betrieb mit Brettern anstelle der Fensterscheiben wieder auf. Dann das Ende Mitte Dezember 1968. Man hätte ein Jubiläum, 50 Jahre, feiern können, die Lok war sogar mit Kränzen geschmückt. Aber das war mehr ein Ausdruck der Trauer über den Verlust eines (trotz allem) liebgewonnenen Stückes Eisenbahnromantik.


Kölner Stadt-Anzeiger vom 15. Dezember 1998

Slg. H. Eidam Köln


zurück nach koelnland.de

© copyright koelnland.de