Köln-Bonner Eisenbahnen




Der Feurige Elias




Wenn man heute mit einem bejahrten Kölner über die alte Vorgebirgsbahn spricht, dann geht meist ein glückliches Lächeln der Erinnerung aber sein Gesicht. War doch diese Bahn irgendwie ein Teil Kölns genau wie die altkölner Lokale oder die altkölner Gassen. Die Vorgebirgsbahn alten Datums war ein Unikum. Nicht wegen ihrer geringen Geschwindigkeit, die nur ca. 15 km in der Stunde betrug (weswegen sie noch 1928 von Bonn nach Köln auch 21/4 Stunden benötigte).
Auch nicht wegen der gelegentlichen Entgleisungen oder der häufigen großen Verspätungen, die vorkamen. Das passiert allen Schmalspurbahnen. Sie war ein Unikum insofern, als das Volk des Kölner Raumes mit großer Liebe an ihr hing.

Nicht nur die Bauern, die ihr Gemüse nach Köln und Bonn auf den Markt brachten, nicht nur die kleinen Händler, die ihre Waren in den Vorgebirgsdörfern vertrieben, trieben, sondern auch die vornehmen Städter, - Offiziere, Beamte, Kaufleute, Studenten - die mit ihr ins Vorgebirge zur Erholung oder zum Vergnügen fuhren, hingen an ihr.

Sie fuhr mit eigenartigen Wagen. Offiziell hatten ihre Züge nur zwei Klassen; davon waren die Wagen der 2. Klasse grün, die Wagen der 3. Klasse braun gestrichen. Und wenn ein Wagen einmal zwei Klassen führte, dann war dieser Wagen eben zur Hälfte grün und zur anderen Hälfte braun. Das war deutlich, bunt und schön und gefiel den Vorgebirgsbauern wahrscheinlich viel besser als die heutige streng sachliche Form. Es gab aber noch eine Art vierter Klasse. Das waren die Abteile ohne Glasfenster, in denen die Bauern ihre Fracht verstauten und in denen stets eine Luft herrschte, die eine Mischung war von Gemüse, Obst, Stroh, Hühnerdreck, frischer Luft, Tabak und Lokomotivqualm.

Die Vorgebirgsbahn war eine Volksbahn. Und wenn die Leute auch über sie spotteten, weil sie bei den Steigungen keuchte und bei den Abfahrten rauchte und dampfte, dann klang durch den Spott die heimliche Liebe zu „ihrer" Bahn durch. Das gleiche war der Fall, wenn der kölnische Volkshumor den Titel „Vorgebirgsbahn" bald zur Seite legte und die Bezeichnung „Blaue Linie" gar nicht erst annahm, sondern er dem Bähnchen eigene Namen gab. Wie schön war es doch zu wissen, daß KBE keineswegs „Köln-Bonner Eisenbahnen" hieß, sondern vielmehr die Abkürzung für „Keine besondere Eile" war.

Am bekanntesten aber war der Name „Feuriger Elias". Ich habe Fremde gekannt, die in Köln eigens zur Luxemburger Straße gingen, um den „Feurigen Elias" keuchend und pfeifend abfahren zu sehen. Und wenn die Anwohner dieser wie auch der Trierer Straße schimpften, weil sie wegen des Rauches und Lärmes oft die Fenster schließen mußten, so nahmen sie es doch mit Humor hin. Und es war ein echtes Bedauern in Köln zu hören, als der „Feurige Elias" seine letzte Fahrt antreten mußte. Er gehörte eben zur Romantik des alten Köln, die leider unwiderruflich dahin ist.


Der „Feurige Elias“ auf dem Marktplatz in Brühl

Text: Dr. Emil Zens Trier
Fotos: Archiv Köln-Bonner Eisenbahnen



Slg. H. Eidam Köln

Aus KBE: 50 Jahre Rheinuferbahn, 6 Jahrzehnte Köln-Bonner Eisenbahnen, Köln Mai 1956

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