Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn


Im Land der KFBE - Das Marienfeld
von Herbert Eidam, Köln



Dort, wo bis 1986 im Tagebau Frechen, dem ersten Zentraltagebau des Rheinischen Reviers, Kohle abgebaut wurde, befindet sich heute eine etwa 600 Hektar große land- und hauptsächlich an den Rändern forstwirtschaftlich genutzte Fläche mit hohem Freizeit- und Erholungswert: Das Marienfeld. Hier zelebrierte am 20. und 21. August 2005 Papst Benedikt XVI. Vigil („Nachtwache“) und Abschlussmesse des XX. Weltjugendtages der katholischen Kirche, der eine Woche lang in Köln stattgefunden hatte. Etwa eine Million Pilger versammelten sich auf dem eigens für diesen Zweck hergerichteten Gelände. Mittelpunkt war der sogenannte Papsthügel, auf dem sich der weithin sichtbare Altar mit weit ausladendem Baldachin befand.


Foto: Christian Walther Solingen


Heute ist der zehn Meter hohe über das Geländeniveau aufgeschüttete Papsthügel eine Landmarke und Erinnerungsstätte an das Großereignis im Jahr 2005 auf dem rekultivierten Tagebaugelände zwischen Frechen und Kerpen. Weithin sichtbar ist das große Weltjugendtagskreuz. Die Anhöhe trägt die Bezeichnung „Berg der 70 Nationen“. Vertreter aus 70 Ländern hatten zu Beginn des Jahres 2005 Erde aus ihren Ländern am Papsthügel niedergelegt. Die Einweihung der endgültigen Gestaltung des Papsthügels erfolgte im Jahr 2007.
Foto: 27.12.2007 - Herbert Eidam, Köln


Vom Plateau mit dem imposanten Weltjugendtagskreuz öffnet sich der Blick in die Weite des Marienfeldes, dorthin, wo vor kurzem noch der Braunkohlebergbau die Szenerie beherrschte. Heute ist die Anhöhe Ziel zahlreicher Erholungssuchender aus den nahe gelegenen Orten.
Foto: 27.12.2007 - Herbert Eidam, Köln


Das Plateau wird gesäumt von zwölf noch jungen Kirschbäumen, die die zwölf Apostel symbolisieren. Altar und Kreuz stellen das Zentrum dar. Der Blick richtet sich nach Norden in Richtung Neubottenbroich und die Fischbachhöhe bei Quadrath-Ichendorf.
Foto: 27.12.2007 - Herbert Eidam, Köln


Die Altarinsel wurde aus Basaltlava gefertigt, einem traditionellen Baustoff im Rheinland. Im Hintergrund befindet sich die einfach ausgeführte Marienlapelle.
Foto: 27.12.2007 - Herbert Eidam, Köln


Der Papsthügel befindet sich auf dem Gebiet der Stadt Kerpen. Die östlichen Bereiche des Marienfeldes liegen auf Frechener Stadtgebiet.

„Der Name für das Gelände [...] geht zurück auf eine aus dem 15. Jahrhundert stammende Pieta. Das so genannte ‚Gnadenbild zur schmerzhaften Muttergottes‘, eine 65 cm hohe Pieta, wurde um 1420/1430 von unbekannter Hand gefertigt. Der erste bekannte Standort der Pieta war eine zwischen Mödrath, Grefrath und Bottenbroich gelegene Kapelle an der Fernstraße von Köln nach Düren. Der nachfolgende Ausschnitt einer Karte des Kanonikers Gerhard Stempel aus dem Jahr 1587 zeigt u.a. die Straße von Düren nach Köln, an der die ursprüngliche Kapelle mit der Pieta gelegen hat.

[...]

Infolge der Umsiedlung Bottenbroichs durch den Braunkohlenabbau wurde auch die ehemalige Klosterkirche abgerissen. Ihre Kunstschätze, u.a. auch die Pieta, gelangten in die 1949 neu erbaute Kirche von Grefrath. Diese Kirche hatte nur 14 Jahre Bestand, dann wurde auch Grefrath Opfer des Braunkohlenabbaus und wurde in den Jahren 1952 bis 1965 umgesiedelt. Die Kunstschätze der alten Bottenbroicher Klosterkirche wurden übernommen in die neue Grefrather Pfarrkirche St. Maria Himmelfahrt, die 1963 geweiht wurde. Dort befindet sie sich noch heute.“

Quelle: Internetseite der Stadt Kerpen Das Marienfeld in Kerpen
Zum Download Destination Marienfeld - Information RWE



„Am Fuß des Hügels informiert eine besonders gestaltete Tafel den Pilger, dessen Weg zunächst im Zeichen des ‚Suchens‘ steht. Entsprechend verschlungen gestaltet sich der Aufstieg zum Hügel. Seine Suche führt ihn in die Marienkapelle, wo er „findet“. Vorerst muss sich der Besucher mit einem baulichen Provisorium begnügen, der Bau ist noch nicht in endgültiger Form errichtet.

Von der Marienkapelle führt der Pilgerweg weiter: vom Finden zur Anbetung. Der Pilger des Papsthügels sieht sich nun an der dritten Etappe seines Weges angelangt, auf der 40 mal 70 Meter messenden Ellipse des Plateaus. In der Anbetung öffnet sich der Mensch Gott „unter freiem Himmel“, wie das Motto der Einweihung heißt [...].“

Quelle: http://www.erzbistum-koeln.de/themen/papsthuegel.html


Der Papsthügels ist in eine abwechslungsreich gestaltete Rekultivierungslandschaft eingebettet, die auch ökologischen Ansprüchen stand hält.
Foto: 27.12.2007 - Herbert Eidam, Köln


Ein Stahlband in den Umrissen eines achtzackigen Sterns mit Schweif, in dessen Innenfläche sich Hochkreuz und Altarinsel befinden, enthält alle Ländernamen der Nationen, die am Weltjugendtag teilgenommen haben. Der Stern weist auf den Morgenstern, der den Heiligen Drei Königen den Weg zur Krippe gezeigt hat.
Foto: 27.12.2007 - Herbert Eidam, Köln


Das Innere der Kapelle ist bereits mit zahlreichen Devotionalien ausgestaltet. Hier zeigt sich die schon in der Region verbreitete Volksfrömmigkeit immer noch.
Foto: 27.12.2007 - Herbert Eidam, Köln



Grefrather Marienhang


Seit etwa 15 Jahren wird am Grefrather Marienhang, am östlichen Rand des Marienfeldes, Wein angebaut. Der Kölner Stadt-Anzeiger hat diese Besonderheit in einem Artikel am 11.3.2006 aufgegriffen:

„[...] Man vermutet es kaum, aber Grefrath hat ein kleines Weinanbaugebiet - der „Grefrather Marienhang“. Gelegen am Rande des ehemaligen Tagebaus.

Kritisch sieht sich Horst Peter Meul die Weinstöcke an. „Im Frühjahr müssen wir hier einiges schneiden“, sagt er mit Kennerblick und zeigt auf überflüssige Nebentriebe. Täglich sieht er am Weinberg nach dem Rechten. Gemeinsam mit Günter Lövenich, der vor vier Jahren gestorben ist, Willi Köllen und Karl-Heinz Spanka gründete Meul 1995 eine Winzergemeinschaft. „Jede Familie besitzt zwischen 77 und 91 Weinstöcke“, erklärt der 65-Jährige. Angebaut werden die Sorten Müller-Thurgau - daraus wird ein halbtrockener Weißwein - und Kerner, dessen Trauben zu einem lieblichen Weißwein ausgebaut werden. Für den Weinberg, der zum Gelände des Sonnenhofes gehört, habe die Winzergemeinschaft ein lebenslanges Nutzungsrecht. „Aus der ersten Ernte 1998 hatten wir 98 Flaschen Müller-Thurgau und 22 Flaschen Kerner“, erzählt Meul. Mit den Jahren steigerte sich die Ernte des „Grefrather Marientröpfchens“. Verkauft werde davon allerdings nichts. Beim jährlichen Weinfest im September können die Grefrather davon probieren.“

Aus: „Edles Tröpfchen wächst am Marienhang“, Kölner Stadt-Anzeiger, 11.3.2006




Dort, wo einst die Bagger nach Kohle gruben, bietet sich dem Betrachter in Richtung Kerpen ein weites Panorama. In der Ferne ist der Papsthügel zu erkennen.
Fotos: 27.12.2007 - Herbert Eidam, Köln



Unten: Der Weinberg befindet sich westlich unterhalb des Ortes Grefrath, im Bereich der ehemaligen Innenkippe des Tagebaus Frechen, etwa dort, wo vor der Umsiedlung der alte Ort lag.
Fotos: 27.12.2007 - Herbert Eidam, Köln





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