Die Einweihungsfeier des Radioteleskops Effelsberg

Von Otto Becker


Das 100-m-Radioteleskop bei Bad Münstereifel-Effelsberg
Foto: Ursula Köhler

Zur eigentlichen Einweihung der Anlage am 12. Mai 1971 waren insgesamt 600 Gäste eingeladen worden. Um sie alle unterbringen zu können, mußte ein großes Festzelt aufgebaut werden.


Den Gästen zu Ehren demonstrierte das Radioteleskop Effelsberg am Tage der Eröffnung, daß es die ganze Umdrehung in maximal 9 Minuten leistet. Hier einige Phasen der Umdrehung.
Fotos: Karl Otermann



„Auf diese Stunde, auf diesen großen Tag haben wir uns schon Jahre gefreut“, erklärte Professor Dr. Butenandt, Präsident der das Teleskop betreibenden Max-Planck-Gesellschaft. Er begrüßte neben Bundeswissenschaftsminister Leussink vor allem noch den Vorsitzenden der Volkswagen-Stiftung und ehemaligen Kultusminister von Niedersachsen, Langheine, sowie Professoren und Dekane zahlreicher Hochschulen unseres Landes. Aber auch die Repräsentanten des Kreises Euskirchen, darunter Landrat Blaß und Oberkreisdirektor Disse, sowie eine Reihe ausländischer Gäste wurden zu der Feier und Festrunde willkommen geheißen.


Einige Konstruktionsdaten des 100-m-Radioteleskops Effelsberg (s. Auch Heimatkalender 1971 Kreis Euskirchen, S. 152 ff.):


Gesamtgewicht etwa 2.800 Tonnen; - Laufschienen 64 m Durchmesser - verlangte Justiergenauigkeit ± 0,3 mm - garantierte Setzung: weniger als 1 mm in 5 Jahren; - Ringträger auf elastischer Grundlage ruht auf 154 Pfählen von 1,20 m Durchmesser und 11 m Länge.

Staatssekretär Professor Leo Brandt, dem Schrittmacher der deutschen Radioastronomie, dem es nicht mehr vergönnt war, den Tag der Einweihung des Radioteleskops, an dessen Bau er mitbeteiligt war, zu erleben, galten besondere Worte des Dankes und Gedenkens.


Einweihung des Radioteleskops Effelsberg - im Festzelt
Foto: Otto Becker

Den Bau des Radioteleskops bei Effelsberg nannte Prof. Dr. Butendandt „eine einmalige technische und wissenschaftliche Leistung“. Das Forschungsgerät in der Eifel ermöglicht den Forschern und Wissenschaftlern den „Vorstoß in neue Dimensionen“. Mit einem herzlichen Glück auf und guten Wünschen für die Wissenschaftler und Forscher, mit einem Dank an die am Bau beteiligten Techniker, Ingenieure, Arbeiter und Firmen, und mit der Hoffnung, daß „Erfolg und Segen“ von der Anlage in der Eifel ausgehen möchten, erklärte Prof. Dr. Butenandt das Radioteleskop für eingeweiht.

Bundeswissenschaftsminister Leussink dankte vor allem der Landesregierung für ihre Unterstützung und meinte in seiner Ansprache unter anderem, das Radioteleskop bei Effelsberg sei nicht nur als „nationales Forschungsobjekt“ anzusehen, ihm komme auch international Bedeutung zu, zum Beispiel bei der Datenerfassung der amerikanisch-deutschen Raumsonde Helios. Der Max-Planck-Gesellschaft dankte der Bundesminister dafür, daß sie das Forschungsobjekt in ihre Obhut genommen habe. Eine Hochschule sei damit überfordert gewesen.

Unter dem Schmunzeln seiner Zuhörer meinte der Bundesminister abschließend: „Wir alle, die wir in Bonn oder Düsseldorf auf unseren Stühlen sitzen, haben jetzt, wenn Gäste aus dem Ausland kommen, ein gutes Vorzeigeobjekt in unmittelbarer Nähe von Bonn und Düsseldorf.



König Baudouin am Effelsberger Radioteleskop
Bundespräsident Heinemann und Ministerpräsident Kühn kamen mit

von Otto Becker

Noch bevor das größte bewegliche Radioteleskop der Welt in Effelsberg bei Bad Münstereifel am 12. Mai 1971 offiziell seiner Bestimmung übergeben wurde, kamen prominente Besucher in die Eifel, um die hochinteressante wissenschaftliche Anlage im bewaldeten Talkessel bei Effelsberg zu besichtigen. Sie kamen in drei Hubschraubern der Bundeswehr, flogen eine große Schleife über der Anlage und setzten wenig später knapp 100 Meter vom Radioteleskop entfernt auf einem Aschenplatz auf. Ein Heer von Presse- und Fernsehmännern griff zu Foto- und Filmapparaten. Es galt, Belgiens König Baudouin, Bundespräsident Gustav Heinemann, Ministerpräsident Heinz Kühn und andere Persönlichkeiten auf Zelluloidstreifen vor dem Radioteleskop festzuhalten. Der belgische Monarch, der sich mit Königin Fabiola zu dieser Zeit zu einem offiziellen Staatsbesuch in der Bundesrepublik aufhielt, war der erste prominente Staatsmann, der noch vor der offiziellen Einweihung der Anlage in nicht minder prominenter Begleitung nach Effelsberg kam. Über eine Stunde hielt sich der König auf der Baustelle auf und hatte nach dem Vortrag von Professor Dr. Hachenberg, der Aufbau und Funktion der wissenschaftlichen Anlage in englischer Sprache erläuterte, noch zahlreiche Fragen.


König Baudouin trägt sich in das „Goldene Buch“ der Stadt Bad Münstereifel ein. Bundespräsident Heinemann, Ministerpräsident Kühn und Stadtdirektor Ahrendt schauen zu.
Foto: Simon Rick

Nach dem Vortrag unterhielten sich König Baudouin und Bundespräsident Heinemann bei einem Glas Orangensaft noch angeregt mit Professor Hachenberg und Nobelpreisträger Heisenberg aus Göttingen, der ebenfalls mit in die Eifel gekommen war. Bad Münstereifels Bürgermeister Gerlach und Stadtdirektor Ahrendt, die zu den Gästen gehörten, buchten als besonderen Erfolg, daß sich die hohen Besucher in das „Goldene Buch“ von Bad Münstereifel eintrugen.

Entnommen: Heimatkalender des Kreises Euskirchen 1972

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