Burg Reuschenberg bei Elsdorf

Von Dietmar Kinder, Elsdorf - Heppendorf

Südwestlich von Elsdorf liegt, etwas abseits der historischen Römerstraße Köln-Bergheim-Jülich, am Rande des Bürgewaldes die Burg Reuschenberg. Diesen Herrensitz bewohnten über Jahrhunderte hinweg die Ritter von Reuschenberg, deren Angehörige sich vielfach als Mitglieder des Deutschen Ritterordens auszeichneten und die vielfach Verwaltungsämter im Herzogtum Jülich innehatten.

Die zu Elsdorf gehörende Burg Reuschenberg mit erhaltenem mächtigen Wehrturm des 14. Jh., erscheint erstmals 1278 mit Cuno de Ruyschenberg (1336 Gerardus von Reuschenberg) und bleibt im Besitz dieser Familie und deren Nebenlinien bis ins 18. Jahrhundert. 1752 gelangt Franz Ludwig Joseph Forstmeister von Gelnhausen (s. Schützenkette in Giesendorf) in den Beitz von Reuschenberg. Burg und Grundbesitz gingen im Jahre 1813 in bürgerliche Hand über. Anfang 1890 kaufte Johann Froitzheim aus Esch das Gut auf. Seine Tochter Maria war mit Wilhelm Thurn aus Köln verheiratet.



Postkarte: Gemeindearchiv Elsdorf

Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor. Der Elsdorfer Maler Hans Carl Alfred Thurn starb 1963, sein Bruder im Jahr 1977. Eigentümer der Burg Reuschenberg wurde jetzt die Familie Bachmann-Thurn, von der sie 1990 die Firma Rheinbraun erwarb.

Aus einer Eintragung in den Einnahmelisten von 1755 der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Elsdorf, im Jahre 1727 war nämlich ein Freiherr von Reuschenberg zu Setterich eingetragenes Mitglied in der Schützenbruderschaft, läßt sich ablesen, welche Bedeutung dem Namen Reuschenberg zukam und wie weit die Familie seit den Anfängen mittlerweile verzweigt war. Genannt wird dort "der hochedelgebohrene herr, herr Frantz Hindrich Josef freyherr von Forstmeister und Gelnhaußner regimentz burgmann undt baumeister der kayßerlichen burgen, aldort auch gerichtsherr (...) herr zu Rheinbach an der Kyll, Kunzighausen und Reuschenberg, seiner churfürstlicher durchlaucht zu Pfaltz würkliger cammerherr undt des churcöllnischen ordensritter und commendeur des großen creutz Michaellordens".

Der Grundriß der zweiteiligen Burganlage ist im Gelände deutlich zu erkennen. Das Bild der Hauptburg wird bestimmt von dem Vierkantturm an der Nordwestecke der Anlage. In diesem Bereich, der Nord-, Nordwest- und Südwestseite der Hauptburg, sind die ehemals wasserführenden Gräben am besten erhalten. Die Breite beträgt nördlich vom Turm 16 m, die Grabensohle liegt 2,30 m unterhalb des maueraufganges.




Foto: 9.8.98 - Die Burg ist bereits verlassen, es finden gerade Ausgrabungen statt

Tranchot zeigt in seiner Karte 69 von 1806/07 eine zweiteilig Burganlage mit Haupthaus und Turm sowie zwei weitere runde Ecktürme an der Südseite der Hauptburg. Ein Hinweis auf die Wasserführung ist der Karte nicht zu entnehmen. Die östlich der Hauptburg gelegene offengelassene Vorburg hebt sich als Plateau im Gelände ab. Die ehemals vorhandenen Wassergräben sind als Senken deutlich zu erkennen. Von den Wirtschaftsgebäuden, die die Tranchot-Karte im nordöstlichen und südlichen Bereich darstellt ,sind lediglich südlich der burgzufahrt Fundamentreste, von Gras überwuchert, obertägig sichtbar. Eine alte Abbildung der Burg Reuschenberg befindet sich im Codex Welser, der allerdings Vorburg und Zugang zur Burg fälschlicherweise südlich der Hauptburg darstellt.

Möglicherweise war es Johann II., der im 14. Jahrhundert den noch heute das Anwesen beherrschenden Vierkantturm errichten ließ. Von seinen drei unteren Geschossen mit gotischem Gewölbe birgt das oberste eine kleine Kapelle, deren Dienst im 17. und 18. Jahrhundert zeitweise Haus-Vikare versahen. In der nördlichen Fensternische befindet sich der Altartisch, daneben ein Lavabobecken. Das vierte, im historischen Stil gehaltene Genschoß mit seinen Ecktürmchen, dem Bogenfries und dem walmdachförmigen Turnheim entstand 1896/97 bei Renovierungsarbeiten nach dem Entwurf des Elsdorfer Architekten Heinrich Wolff in Abstimmung mit dem Denkmalpfleger Paul Clemen.


Im Zuge der Ausgrabungen wurden die obersten Schichten des Burghofes abgetragen

Das in Backstein ausgeführte Haupthaus, das in seinem Kern wesentlich ältere Bausubstanz birgt, erhielt um die Jahrhundertwende einen Verputz mit dekorativen ovalen Jugendstilmusterungen. Dem romantischen Stilverständnis jener Zeit entspricht auch der damals errichtete Verbindungsgang in Form eines Fachwerkerkers zwischen Turm und Haupthaus.

An die frühere Burganlage erinnern zwei Konsolsteine mit griechischen Blätterkelch-Motiv (Akantusblätter) aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert, die gegenüber der Haupteinfahrt aufgestellt sind.

In den Jahren 1896/97 wird anstelle der Altbauten ein Großhof errichtet. Burgen eröffnen die Möglichkeit, das Alltagsleben der Bewohner zu erforschen. Dabei sind vor allem Hinweise auf das Besiedlungsgeschehen und Antworten auf volkskundliche Fragen von Bedeutung.

Obwohl Reuschenberg bis auf den Bergfried nur noch wenige mittelalterliche Reste aufweist, wirkt es noch heute als romantische Reminiszenz an jene streitbare Zeit. Noch läßt das in der Nähe des Hambacher Forstes gelegene Gut in seinem ländlichen Erscheinungsbild den unbefangenen Besucher nicht das bevorstehende Ende des Anwesens erahnen. Die Burg Reuschenberg wird in nicht all zu ferner Zukunft wegen des heranrückenden Braunkohletagebaus Hambach I verschwinden.

In diesem Kontext gewinnt eine Ausstellung aus der Reihe "Kunst im Rathaus" unter dem Titel "Das Licht der Burg Reuschenberg" eine ganz besondere Bedeutung. In einer Photostudie in Farbe stellt der Photograph Manfred Junggeburth aus Berrendorf, Reuschenberg unter verschiedenen Aspekten dar, so daß selbst diejenigen, die die Burg gut zu kennen glauben, angenehm überrascht sein dürften.

Während ein Teil der Bilder sich ausschließlich mit der Symmetrie als Stilelement beschäftigt, fasziniert ein anderes durch die Wirkung von Licht und Schatten bei Mauervorsprüngen, Fenstern, Erkern usw. im und am Gebäude der Burg. Ein weiterer Teil der Bilder besticht durch die einzigartige Stimmung. Anhand zahlreicher Details vermittelt der Photograph dem Betrachter den Eindruck der, in ihren ältesten Bestandteilen über 700 Jahre alten Burg, die ihn "Raum" und "Zeit" empfinden lassen.

Entstanden sind die Photos aus Interesse an der Geschichte des leider dem Untergang geweihten Hauses, aber auch aus dem Wissen um die künstlerischen Möglichkeiten, mittels eines Photoobjektes, Zusammenhänge und Abläufe erlebbar zu machen. Die Außenaufnahmen entstanden "aus der freien Hand". Bei den Innenaufnahmen wurde ein Stativ benutzt. Als Stilmittel wurden nur die Auswahl der Objektive, die Filme und das Licht zu bestimmten Tages- und Jahreszeiten eingesetzt. Blitzgeräte, Filter oder sonstige Hilfsmittel kamen nicht zum Einsatz.

Die Ausstellung war am Sonntag, dem 23. Mai 1993, um 11.00 Uhr, im Foyer des Elsdorfer Rathauses eröffnet und war für Besucher bis zum 18. Juni 1993 während der Rathausöffnungszeiten zu besichtigen.


Burg Reuschenberg - Am 9.8.98 wurden einige Bilder von dem Restgut aufgenommen, nachdem bereits die Bagger das Umland einplaniert hatten. Noch stehen einige Gebäude, darunter der Turm und es finden Ausgrabungen im Innenhof statt.

Digitalbilder H.Klein

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