Hoch auf dem Gelben Wagen durchs Rheinland
Von Josef Rubel, Merzenich-Golzheim
Die Hupe verdrängte das Posthorn - Zeitungsartikel












Dürener Beobachter, 08.04.1942; Westdeutscher Beobachter, Jahrgang 1942

Die Hupe verdrängte das Posthorn

In vielen Orten des Schwarzwaldes gibt es noch Pferdeposten, die alltäglich durch das schöne Bergland fahren. Selbst in heutiger Kriegszeit. Allerdings dienen sie mehr dazu, dem Fremden die Schönheiten der Gegend zu zeigen, als dem Dörfler die Schustersrappen zu sparen. Und der Schwager, der früher oben auf dem Bock sein Lied blies, hat mancherorts einen Musiker beibekommen, der sich dieser Aufgabe erledigt. Als wir im vergangenen Sommer eine solche Postkutschenfahrt unternahmen, fragten wir uns, wann wohl die letzte Pferdepost im Dürener Land gefahren sein mag. Nach Erkundigungen beim hiesigen Postamt sind darüber schon mehr als 20 Lenz ins Land gegangen. Die letzte Fahrt ab Postamt Düren wurde sogar im Lichtbild festgehalten, das heute schon einen historischen Wert bekommen hat.

Es war am 28. Februar 192, als der damalige Posthalter Schmitz in Hürtgen seine Zügel hinlegte und nun dem schnaubenden Motor das Feld überlassen musste. Wohl verkehrten bei uns im Stadtbezirk noch die Paketwagen mit „Einhafermotor“, aber auch sie wurden nach und nach durch Kraftwagen ersetzt.

Am 1. März 1921 erfolgte die Eröffnung der Kraftfahr-Postlinie Düren – Germeter – Monschau. Auch diese Fahrt ist im Lichtbild festgehalten worden. Die Spitzen der Behörden nahmen daran teil und auf dem Bild erkennen wir unter vielen anderen unseren damaligen Oberbürgermeister Klotz. Damit war ein Teil der Voreifel erschlossen, der bis dahin nur schwer zu erreichen gewesen war. Zweimal täglich war eine Verbindung zwischen Düren und dem alten, idyllischen Eifelstädtchen hergestellt. Im Mai 1922 kam als zweite Linie diejenige nach Wollersheim hinzu, das bis dahin nur über Zülpich-Embken mit der Dürener Kreisbahn zu erreichen war. Die Bewohner mussten von Embken nach dort zu Fuß gehen. Besonders für die Landwirtschaft des südlichen Kreisteiles wurde diese Verbindung wichtig. Im Februar 1925 ging man noch einen Schritt weiter, indem man die roten Wagen bis nach Bürvenich, also bis zur äußersten Kreisgrenze durchfahren ließ.

Die letzten Pferdeposten im Stadtverkehr liefen bis Juni 1925. Die Reichspost schaffte dann drei sogenannte Phänomobile an, die wir uns noch genau vorstellen können. Es waren das kleine Wagen mit drei Rädern. Auf dem Vorderrad saß der Motor, die Steuerung erfolgte mittels einer Stange, die der Fahrer in Händen hielt. Gleichzeitig kam auch der erste Lastkraftwagen zwischen Postamt und Bahnhof zur Verwendung.

Das Landnetz erfuhr einen weiteren Ausbau, als die damalige Aachen-Dürener Verkehrsgesellschaft am 8. April 1932 ihren Betrieb einstellte bzw. ihn der Reichspost übergab. Damit wurden folgende Linien eröffnet: Düren – Binsfeld – Frauwüllesheim – Kelz – Gladbach; Düren – Mariaweiler – Schlich; Düren – Langerwehe – Weisweiler; Düren – Ellen – Jülich; Düren – Nideggen – Berg und Düren – Kerpen – Köln.

Vorher war die Landpostverkraftung ins Leben gerufen worden. Sie dient zwar hauptsächlich dem Paket- und Briefverkehr, kann aber auch einige wenige Fahrgäste mitnehmen. Früher haben wir im Westdeutschen Beobachter diese Fahrten genauer geschildert. Am 1. August 1930 begann man damit, nachdem schon im Jahre vorher die nötigen Vorbereitungen getroffen waren. Zuerst bestanden drei Linien, die 14 Postagenturen und 39 Poststellen berührten. Eine vierte Linie kam am 1. April 1931 hinzu mit 7 Agenturen und 12 Poststellen. Jede Linie wurde zweimal am Tage abgefahren.

In der heutigen Kriegszeit sind allerdings einige Einschränkungen eingetreten, die aber später wieder beseitigt werden. Im Gegenteil: in der Zukunft wird man bestrebt sein, die Netze wieder zu beleben und vielleicht auch noch neue Linien ins Leben zu rufen.

Argus












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Josef Rubel, Merzenich-Golzheim, Edition, Selbstverlag.
Heinrich Klein, Kerpen-Sindorf, Digitalisierung, Internet.

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