Brühl und die Eisenbahn - „Brühl und die Eisenbahn“ - heute und morgen



Winand Perillieux

Im Programmheft "Eine Stadt erlebt ihre Geschichte, 700 Jahre Stadt Brühl 1985" heißt es zutreffend auf Seite 36: "Entscheidend hat die Eisenbahn die Entwicklung Brühls beeinflußt."

Diese Feststellung bezieht sich auf die Auswirkungen des sogenannten Eisenbahnzeitalters. Es begann hier in Brühl an jenem denkwürdigen 15. Februar 1844, als zum erstenmal am königlichen Schloß der Pfiff der Dampflokomotive ertönte; es endete allgemein etwa 90 Jahre später in der Mitte der 30er Jahre.

Während des 2. Weltkrieges und in den Nachkriegsjahren erlebte die Eisenbahn noch einmal einen gewaltigen Verkehrsaufschwung. Dieser verebbte jedoch nach 1948 und kehrte sich in einen Verkehrsrückgang um, weil nunmehr das Kraftfahrzeug seine Vorherrschaft begann, die durch den technisch-wirtschaftlichen Fortschritt ausgelöst und zugleich politisch stark begünstigt wurde. Diese Entwicklung hat den Wiederaufbau der Stadt sowie die Lebensverhältnisse der Bürger bis zur Gegenwart nachhaltig beeinflußt.

Vor Jahren hörte man bisweilen, daß die Eisenbahn bzw. das Rad-Schiene-System ökonomisch und technisch überholt sei und trotz unbestreitbarer Vorteile gegenüber anderen Verkehrsmitteln keine Zukunft mehr habe. Diese Ansicht erwies sich sehr bald als irrig. Die Eisenbahn hat sich im Personen- und Güterverkehr erfolgreich behauptet und durch beträchtliche Steigerung der Leistungsfähigkeit den neuen Verhältnissen angepaßt.

Heute ist "die Bahn" wieder in aller Munde, nicht nur wegen des Jubiläums "150 Jahre Deutsche Eisenbahnen", sondern auch im Hinblick auf ihre arteigenen Gegebenheiten und Möglichkeiten, die in die Zukunft weisen. Sie ist und bleibt ein unverzichtbares, wichtiges Element der Verkehrsinfrastruktur des Bundes, der Länder und der Gemeinden.

Diese heute allgemein gültige Erkenntnis betrifft auch die Stadt Brühl, wo die Unternehmen Deutsche Bundesbahn (OB) und Köln-Bonner Eisenbahnen AG (KBE) gegenwärtig sind. Sie bieten ihre Verkehrs- und Dienstleistungen im Personen- und Güterverkehr auf einem dichten und leistungsfähigen Bahnnetz an, das im Stadtgebiet vier Bahnstrecken mit zusammen neun Bahnhöfen und Haltepunkten umfaßt (vgl. die Übersichtskarte zum heutigen Streckennetz).

Waren es 1845 6 Züge, so fahren während des Sommerfahrplans 1985 ab dem DB-Bahnhof Brühl der stark belegten Rheinstrecke Köln-Bingen werktäglich in jede Richtung 18 Nahverkehrszüge, außerdem 9 Eilzüge und 3 D-Züge. Sie bringen die Reisenden in jeweils 9-13 Minuten nach Bonn Hbf. bzw. 13-17 Minuten nach Köln Hbf. In beiden Bahnhöfen hat man bequemen Übergang auf die Züge des Fernverkehrs: TEE, IC, FD und 0.

Der Haltepunkt Kierberg an der Eifelstrecke Köln - Euskirchen - Trier wird werktäglich von 16 Zügen des Nah- und Bezirksverkehrs in beiden Richtungen bedient. Die Fahrzeit nach Köln Hbf. beträgt 17-18 Minuten. Es ist wichtig festzustellen, daß in einer späteren Ausbaustufe der S-Bahn Köln auch im Abschnitt Köln - Euskirchen der S-Bahn-Verkehr mit Halt in Kierberg eingeführt werden soll.

Der Eisenbahn-Personenverkehr auf der Vorgebirgsbahn der KBE-Linie 18 ist sehr bedeutsam. Im Abschnitt Brühl Mitte - Köln Barbarossaplatz wird tagsüber eine dichte Zugfolge, stündlich bis zu 4 Züge je Richtung, im Taktbetrieb durchgeführt. Nach den guten Ergebnissen, die das Stadtbahnsystem bei der Linie 16 (der früheren Rheinuferbahn) gebracht hat, soll auch auf der Linie 18 der Stadtbahnbetrieb mit durchgehenden Übergängen in die Netze der Kölner und Bonner Nahverkehrsbetriebe eingeführt werden. Geplanter Zeitpunkt der Betriebsaufnahme:

- Abschnitt Bonn - Schwadorf: Herbst 1985
- Abschnitt Schwadorf - Brühl Mitte Köln: Herbst 1986.

Die im Stadtgebiet Brühl befindlichen leistungsfähigen Güterbahnhöfe der DB und KBE

- sind wichtige Verknüpfungspunkte der Netze von DB, KBE und europäischen Bahnen
- verzeichnen ein hohes Verkehrs- und Betriebsaufkommen, das von beiden Unternehmen zuverlässig, pünktlich und schnell für die im Raume Ville - Brühl - Wesseling ansässige verladende Wirtschaft und Industrie abgewickelt wird.

„Brühl und die Eisenbahn“ - möge dieser Begriff auch für die Zukunft Gültigkeit haben zum Wohle der Stadt und ihrer Bürger.



Brühl und die Eisenbahn




Aus: „Eine Stadt erlebt ihre Verkehrsgeschichte“ - Brühl im Straßennetz des Rheinlandes, Brühl und die Eisenbahn - Eine Veröffentlichung zur Ausstellung vom 24.8.-18.9.1985 Galerie am Schloß in Brühl - Herausgeber Stadt Brühl - Der Stadtdirektor, Redaktion: Hans-Joachim Leven, Verfasser Hans-Joachim Leven, Bert Noethen, Winand Perillieux, Günter Weber,
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Serie: Dokumentation Verkehrswesen Rhein-Erft-Kreis wisoveg.de (Scanwork 4/2006)

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