Dokumentation über Kriegsopfer

- Aus einem Zeitungsbericht 1988


Durch Feindeinwirkung gefallen

Reiner Görres legte Dokumentation über die 179 Königshovener Kriegsopfer vor

Königshoven. Rheinbraun-Pensionär Reiner Görres, den Bürgern im ort und in der Umgebung als Hobbyfilme und Hobbyarchivar bekannt, hat jetzt nach zweijähriger mühevoller Kleinarbeit eine Dokumentation über die 179 Kriegstoten und Vermißten der alten Ortschaft Königshoven im Zweiten Weltkrieg zusammengestellt.

Es ist eine für den Leser tiefergreifende Sammlung, die auch heute, 43 Jahre nach Kriegsende, mit vielen Einzelschicksalen aufzeigt, welches Leid der Krieg mit sich brachte und welche großen Opfer nahezu alle Familien der Ortschaft Königshoven in den Kriegsjahren von 1939 bis 1945 bringen mußten.

Einen dicken Ringordner füllen die Klarsichthüllen mit den Fotos der Toten und Vermißten, Bildern von Soldatengräbern, Todesanzeigen aus der Presse, kirchlichen Totenzetteln, Mitteilungen von der Truppe, von Behörden, Standesämtern sowie deutschen und ausländischen Suchdiensten für Vermißte.

Eine jede Klarsichthülle behandelt ein menschliches Schicksal: Männer, die auf den Schlachtfeldern der Soldatentod starben oder als Vermißte gelten, Jugendliche, die beim Schanzdienst in Linnich im Artilleriebeschuß umkamen und Frauen und Männer, die bei den Kämpfen um die Ortschaft Königshoven im Februar 1945 zu Tode kamen.

„Die Dokumentation soll einmal als bleibende Erinnerung und Mahnung für alle Zeiten in das Archiv der örtlichen, katholischen Kirchengemeinde St. Peter übergehen“, erläuterte Hobbyarchivar Reiner Görres. Über die örtliche Gedenktafel mit den Namen der Kriegstoten und Vermißten hinaus, die sich in der Bürgerhalle befindet, wollte er auch die persönlichen Schicksale der 179 Kriegsopfer aufzeigen.

Behilflich waren bei der Zusammenstellung der Dokumentation, die einige Hundert Hausbesuche und den Gang zu Standesämtern und Behörden erforderlich machte, vor allem die Eltern, Geschwister und sonstigen Verwandten der Betroffenen. Sie stellten bereitwillig das erforderliche Material zur Verfügung.

Die Einzelfotos zeigen Soldaten aller Waffengattungen, andere Fotos zeigen das letzte Ruhegrab in fremder Erde. Zu lesen sind auch die schriftlichen Bescheide der Kompanie- und Batteriechefs von der Front mit Gefallenen- oder Vermißtenmeldungen, ferner Benachrichtigungs- und Beileidsschreiben der zuständigen Behörden.

Einige Vermißtenschicksale wurden vom DRK - Suchdienst geklärt, andere in Verbindung mit dem Exekutivkomitees der Allianz der Gesellschaften vom Roten Kreuz und Roten Halbmond der UDSSR in Moskau. Die Bescheide geben Nachricht vom Tod der Vermißten in russischer Gefangenschaft.

Als vermißt galt auch der Soldat Victor Josef Godesar, der an der Ostfront eingesetzt war. Reiner Görres entdeckte kürzlich in einer Wochenschau-Aufzeichnung aus dem Kriegsjahr 1944 auf einem Bildstreifen den Soldaten Godesar. Zusammen mit drei anderen Soldaten überquerte er in einem Floß einen Fluß. Görres fertigte einen Bildauszug und überbrachte das Foto den Familienangehörigen von Victor Josef Godesar, der am 15. Dezember 1945 in russischer Gefangenschaft in Atbassa in Sibirien verstorben ist.

Der erste Kriegstote der Ortschaft Königshoven war der Soldat Matthias Baum, geboren 1915 in Königshoven. Sein Grab befindet sich auf dem örtlichen Friedhof.

Ein Teil der Dokumentation ist dem unfreiwilligen Opfergang von acht Jungen im Alter von 14 bis 17 Jahren gewidmet. Mit vielen Jugendlichen aus dem Ort und dem benachbarten Morken-Harff waren sie zum Schanzdienst hinter der Front bei Linnich dienstverpflichtet worden.

Am 27. September 1944 wurden neun der Jungen um 20.15 Uhr durch einen Artillerievolltreffer getötet, darunter waren sieben aus Königshoven. Ein achter aus dem Ort, der schwerverletzt worden war, verstarb später.

Im Sterberegister des Standesamts Linnich sind sie gesammelt aufgeführt mit dem Hinweis: „Durch Feindeinwirkung gefallen“. Görres, der selbst beim Schanzdienst verpflichtet war, erlebte am Ort das unvergeßliche schreckliche Ereignis.

Einbezogen in die Dokumentation wurden natürlich auch die acht Frauen und Männer, die durch den Artilleriebeschuß beim Einmarsch der Amerikaner in den Februartagen 1944 im Ort zu Tode kamen.

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