Geschichtsseiten für Bad Münstereifel und Umgebung
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„Trari - Trara, die Post ist da

Helles Hornsignal blies zu Zeiten unserer Urgroßmütter der Postillon von seinem Kutschbock, wenn er die gelbe Postkutsche mit den munteren Pferdchen in ein Dorf lenkte und rüschenbekleidete Damen und Zylinderbehütete Herren in der Kutsche erleichtert aufatmen, weil die Fahrt ohne Ueber- oder Unfall von statten gegangen. Heute hat sich nur die äußere Form geändert, zu Gunsten der Sicherheit und Schnelligkeit. Die Beliebtheit aber ist seit den Zeiten von Thurn & Taxis bis zur Bundespost die gleiche geblieben. Von jeher bildete die Post die Verbindung mit der Außenwelt, und so wie einst auf dem Lande die Postkutsche sehnsüchtig erwartet wurde, so wird es heute der schnelle gelbe Postwagen, der Post, Zeitungen, Pakete und Geld auch in die entlegensten Dörfer bringt. Vergessen ist inzwischen die Zeit vor fünf Jahren, als nach dem Kriege die Postzustellung für die Landbezirke nur einmal wöchentlich möglich war. Jetzt ist es schon wieder selbstverständlich, daß allmorgendlich pünktlich auf die Minute der Wagen vorführt und die Posthalterin, - denn es sind meistens Frauen, die dieses Amt zum Teil schon von ihren Eltern übernommen haben, - die große gelbe Ledertasche mit dem Namen des betreffenden Dorfes in Empfang nimmt, um eine gleiche Tasche mit der abgehenden Post dem Fahrer auszuliefern. Kaum ist der Wagen davongesaust, setzt ein reger Zustrom zur Post ein. Für die Bauersfrauen nicht selten Grund genug, der „Christel von der Post“ mit der gespannten Frage entgegen zu eilen: „Ham mer och jet?“ Der Wagen ist inzwischen schon im Nebendorf, denn er hat an die zwanzig Dörfer abzufahren mit einer Strecke von rund fünfzig Kilometern. Das Postamt Euskirchen beschickt vier verschiedene Landkraftpostbezirke täglich mit je einem Wagen. Unter den rund achtzig Dörfern und Haltestellen an entlegenen Siedlungen befinden sich drei größere Postzweigstellen, dreizehn Poststellen erster ordnung und einundfünfzig weitere zweiter Ordnung. Der befahrene Radius beträgt 15 Kilometer im Umkreis von Euskirchen und weist als Eckpunkte Kommern, Weiler a. B., Kirchheim und Weilerswist auf. Orte, die an der Bahn liegen, werden sowohl vom Postwagen als von der Bahnpost versorgt. In kleinem Maß dienen die Postautos auch der Personenbeförderung. Besonders angesehen und beliebt sind die Postfahrer bei den jungen Mädchen, wenn sie als „Postillon d' amour“ auftreten, weniger beliebt allerdings bei den Vätern, wenn sie als „Postillon du Finanzamt“ kommen. Doch das ist nicht ihre Schuld. Denn im verschlossenen Dunkel ihres Postwagens ruhen Freude und Kummer, Glück und Leid in Briefform dicht beieinander und man muß nehmen, was man bekommt. Mit den Briefen ist es wie mit kleinen Kindern: Umtausch ist unmöglich! In Euskirchen selbst gehen zehn Postboten zweimal täglich durch die Straßen treppauf, treppab. Abgesehen vom Geldbriefträger, jenem Mann, der behauptet, Euskirchen sei nur von freundlichen Menschen bewohnt. Die Rundbezirke wiederum versorgt ein radelnder Briefträger. Für sie alle ist morgens zwischen acht und halbneun Treffpunkt das Euskirchener Postamt.


Aus: Euskirchener Volksblatt vom 31.8.1950





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