Geschichtsseiten
für Bad Münstereifel und Umgebung |
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Münstereifel
feiert Wendepunkt In diesem Jahre sind 25 Jahre vergangen, seit Münstereifel sein Kneippkurhaus besitzt. Die Arbeit, die in dieser Zeit geleistet, der Erfolg, der erzielt wurde, waren einer würdigen Feier wert. Mönche als Städtegründer Für uns aber mag es sich lohnen, einmal einen Blick auf Münstereifels Geschichte zu werfen, die in dieser modernen Entwicklung gipfelt, denn Münstereifel ist eine der schönsten Städte, eines der beliebtesten Ausflugsziele in der Eifel. Der Grundstein von Münstereifel wurde im Jahre 832 gelegt, als die Benediktinermönche von Prüm hier ein Kloster errichteten, das sie monasterium eifliae nannten. Von dieser ursprünglichen Gründung ist noch die Krypta vorhanden, über die sich seit 1000 Jahren die zweite Klosterkirche, die heutige Pfarrkirche, wölbt. Münstereifels Rathaus, das als das schönste des Rheinlandes gilt, wurde im 14. Jahrhundert gebaut. Nachdem die Stadt, die zunächst den Grafen von Ahre gehörte, im 14. Jahrhundert in den Besitz der Herzöge von Jülich kam, ließen diese hier eine Burg errichten, die Stadt mit einer Wehrmauer und trutzigen Türmen versehen, denn sie wurde nunmehr die vierte Hauptstadt des Herzogtums. Die Burg ist, voll den Franzosen zerstört, längst in Trümmer gesunken, die Stadtmauer mit ihren Türmen steht noch und, wie vor 600 Jahren, so kann man auch heute die Stadt nur durch diese Tore betreten, denn der Kranz der alten Mauer ist noch intakt. Münstereifel und Zons sind die einzigen Städte im Rheinland, die das noch von sich sagen können. Das humanistische Gymnasium, ehemals Jesuitenkolleg genannt, wurde im Laufe des 30jährigen Krieges errichtet, und ist heute noch eine bedeutende Bildungsstätte. Viele historische Bauten, ein romanisches Haus, gotische Giebelhäuser und prächtige Fachwerkhäuser zeugen von der bedeutenden Vergangenheit Münstereifels; winklige Gassen und stille Plätzchen regten manchen Maler zu seinen Gemälden an. Das Heimatmuseum im Rathaus, betreut von Toni Hürten, der damit das Erbe seines Vaters, des Professors Karl Hürten, fortsetzt, gilt als eines der interessantesten weit und breit. Neuzeit brachte tiefgreifende Änderungen Das Mittelalter aber ging zu Ende und seit dem Beginn dieses Jahrhunderts, besonders nach dem ersten Weltkrieg, ging es mit Münstereifel bergab. Von dem Wohlstand, den die alte Stadt einmal besaß, und von dem heute noch manche stolze Gebäude künden, war nichts mehr verblieben. Die Tuchmacher, die der mittelalterlichen Stadt Reichtum und Bedeutung brachten, waren schon lange abgewandert, denn beim Bau der Eisenbahn hatte man Münstereifel lange vergessen, so daß die Nachfahren jener Männer, die in dein alten Städtchen wohlhabend geworden waren, das daniederliegende Münstereifel verließen. Sie zogen dorthin, wo sich neue Zentren des Gewerbefleißes bildeten, und lange schien es, als sollte die alte Stadt von dem Aufstieg, den die moderne Zeit überall hinbrachte, ausgeschlossen bleiben. Der letzte Schlag kam, als das weite Hinterland der Nordeifel, das bis dahin nur in Münstereifel einkaufte, sich selbständig machte. Für eine Weile schien es, als sei damit der endgültige Niedergang der alten Stadt eingeleitet. Als es kurz nach dem ersten Weltkrieg hieß, daß in der Eifel eine Autorennstrecke gebaut werden sollte, da bewarb sich auch Münstereifel und verwies auf die schöne gebirgige Landschaft, in deren Mitte es liegt. Aber aus jenen Plänen wurde dennoch kein Münstereifelring, sondern ein Nürburgring. Man bemühte sich, das Eifelwandern zu fördern, und gründete eine Jugendherberge. im nahen Linderjantal ließ man durch Schauspieler Freilichtspiele aufführen. Wilhelm "Tell" und Die Jungfrau von Orleans" erstanden auf den Hängen der Nordeifel zu neue Lebe., aber ein einziger verregneter Sommer genügte, um den Plan zunichte zu machen. Man versuchte auch, die anmutige Schönheit des alten Münstereifel als einen Magneten einzuschalten, um mehr Besucher heranzuziehen, aber das alles reichte nicht aus, um die Wirtschaft der Stadt wieder rum Blühen zu bringen. Da griff eine, jener Zufälle ein, die so gar nicht voraussehbar sind. Bad Wörishofen, in der Welt als die Stadt bekannt, von der aus die Heilideen von Pfarrer Sebastian Kneipp ausgingen, suchte nach neuen Möglichkeiten, um diese Idee weiterzuverbreiten. Man hatte erkennen müssen, daß Bad Wörishofen zu weit südlich lag, und daß die Bahnfahrt für die Kneippianer aus West und Nord zu kostspielig war. Rettung durch Pfarrer Kneipp Ein Münstereifeler Bürger erkannte die Lage und baute vor dem Werther Tor, außerhalb des mittelalterlichen Mauerrings den sogenannten Badehof. Dieses Haus verfügte schon über alle Anlagen, die das Kneippsche Heilverfahren damals verlangte. Im ersten Jahr kamen 50 Kurgäste. Im Jahr darauf, es war das Jahr 1927, begann die Heimgesellschaft im Kneippbund das große Kneippkurhaus in Münstereifel, ein schwieriges Unterfangen, denn der Bau kostete 800000 Mark, von denen die Stadt 200000 Mark aufbrachte. Zwei Jahre später, 1929, wurde das Kneippkurhaus feierlich eingeweiht und bald darauf übernahm die Stadt die Verwaltung des Kneippkurhauses in eigene Regie. Es folgte eine unerwartet glückliche Entwicklung. Der Name von Münstereifel als Kneippkurstadt des Westens wurde schnell bekannt, und bald kamen so viele Menschen hierher, daß das Kurhaus sie nicht alle fassen konnte.
Dennoch bedurfte es anhaltender Bemühungen von seiten der Stadt, den Ideen des Pfarrers Kneipp hier im Westen zum Durchbruch zu verhelfen, denn damals war es meist so, daß man sich unter der Kneippkur eine Kaltwasserkur vorstellte - was sie gar nicht ist -, und es galt, viele Widerstände, manche falschen Vorstellungen zu beseitigen. Ein Glück, daß Münstereifel damals eine Reihe von Bürgern besaß, die sich ehrenamtlich in den Dienst der Sache stellten. Da war einer, ein kerngesunder Mann übrigens, der unterzog sich einer Kneippkur in Bad Wörishofen, denn er wollte wissen, was es damit auf sich hatte. Er sah sich die Badeanlagen an, sprach mit den führenden Männern und kam voller Ideen zurück, um sie in Münstereifel, soweit es möglich war, auch anzuwenden. Allmählich tastete man sich durch das Labyrinth der Kneippschen Lehre hindurch. Noch wußte man nicht, was ein Kneippscher Wickel ist, so wurde ein Bademeister aus Bad Wörishofen geholt, der es in Vorträgen und Vorführungen so lange erklärte, bis man es wußte. Was hieß Diät im Sinne von Pfarrer Kneipp? Eine Diätköchin kam aus Bad Wörishofen und zeigte es in Schulungslehrgängen den Münstereifler Hausfrauen, und heute wissen es fast schon die kleinen Kinder. Ein Botaniker kam und machte Heilpflanzenwanderungen in und um Münstereifel, und so erfuhr man, was über Heilpflanzen zu lernen war. Kneippkurstadt des Westens Heute ist Münstereifel zu einem Begriff geworden, und wenn man im ersten Jahr 50 Kurgäste zählte, dann sind es heute weit über 3000. Das mag auch erklären, daß man heute die scheidenden Kurgäste nicht mehr mit einem Blumenstrauß an die Bahn bringt wie ehemals, denn so viele Blumen wachsen auch in Münstereifel nicht. Aber an der Herzlichkeit, mit der Münstereifler Bürger ihren Kurgästen begegnen, hat sich auch heute nichts geändert. Das wissen besonders jene zu schätzen, die schon seit Jahren in die alte, schöne Stadt kommen und jedes Jahr erneut an Leib und Seele gestärkt zu ihren Familien zurückkehren, und die im Laufe der Jahre hier so verwurzelten, daß auch ihre Kinder und Enkel hierherkommen, weil sie wissen, daß mit Münstereifel wenig Orte an Kurwirkung und landschaftlicher Schönheit in Wettbewerb treten können. Während das Bild der alten Stadt nahezu unverändert blieb, ist das 1100jährige Münstereifel unversehens in die Rolle einer Kurstadt hineingeschlüpft. 200 km Wanderwege in der unmittelbaren Umgebung sind angelegt und markiert worden, so daß es selbst für Fremde leicht ist, sich hier zurechtzufinden. Diese Pfade haben nichts mit den kiesbestreuten Promenadenwegen zu tun, wie man sie in modernen Badestädten findet, sie lehnen sich an Holzabfuhrwegen, Wildpfaden und historischen Wegen, die auf das Mittelalter, ja, selbst auf die Römerzeit zurückgehen, in buntem Wechsel an, erst hier erschließt sich der Kurgast die Natur und kommt mit ihr in beglückenden Kontakt. Für die Sportler ist in jüngster Vergangenheit viel getan worden: im Goldenen Tal ist ein modernes, künstlerisch angelegtes Schwimmbad entstanden, von einem bekannten Architekten, einem Sohn Münstereifels, erbaut, Tennisplätze und schöne Reitpferde stehen jeden zur Verfügung, die diese Sportarten betreiben. Auf dem Quecken steht die jüngste Jugendherberge der Eifel. Die 140 Betten zählt. Nun kommt aber noch etwas Wichtiges hinzu: Indem Münstereifel mit Entschlossenheit und Klugheit sich eine neue wirtschaftliche Basis schuf und so alljährlich viele tausende Kurgäste, aber auch andere Besucher heranlockt, ist es zu einem der wichtigsten Tore der Eifel geworden. Kurgäste, die ursprünglich nur in die Kneippkurstadt des Westens zu Behandlung kamen, lernen hier die Eifel kennen und werden dadurch zu ihren Verkündern. Und so erhält das alte Münstereifel wieder jene große Bedeutung für das ganze Gebiet der Eifel, das es einstmals, vor 1100 Jahren, schon einmal besaß. J. Eigner |
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Aus: Die Eifel, Monatsschrift des Eifelvereins, 47. Jahrg., Nr. 9, September 1954, S. 137. |
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